Wirtschaft 2023: Mit einem blauen Auge durch die Krise
Von Michael Bachner
Trotz der Energie- und Inflationskrise in Folge des Ukraine-Krieges und der Sanktionen gegen Russland kommt Österreich mit einem „blauen Auge“ davon, sagt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr. Auch IHS-Direktor Klaus Neusser ortet „gar nicht so schlechte Aussichten“ für 2023. Vielfach wurde ja eine schwere Rezession in Europa erwartet, nun glauben die Wirtschaftsexperten an eine Stagnation und an eine Beruhigung an der Inflationsfront.
Kleines Wachstumsplus wird erwartet
Über den Winter dürfte die Wirtschaft zwar tatsächlich leicht schrumpfen, ab dem zweiten Halbjahr 2023 sollte der Spuk aber vorbei sein. Über das gesamte Jahr 2023 soll daher sogar ein kleines Plus vor der Wachstumsrate stehen – 0,3 bis 0,4 Prozent erwarten die Experten. Ab 2024 geht es wieder aufwärts. 1,2 bis 1,8 Wachstum – wenn, ja wenn sich die multiplen Krisen nicht verschärfen.
Auch die Kaufkraft legt wieder zu
Dazu kommt: Nach zwei herben Jahren der Reallohnverluste können die Haushalte wieder aufatmen. Wegen der günstigen Lohnabschlüsse und der Indexierung der Sozialleistungen steigen die Netto-Reallöhne wieder um 2,8 und 3,9 Prozent in den Jahren 2023/’24. „Die Kaufkraft wird wieder kräftig zulegen“, sagt Felbermayr. Das stabilisiere im Zusammenspiel mit der günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt die heimische Gesamtwirtschaft.
Der Inflationsanstieg bremst sich ein
Entscheidend für die Stimmung der Konsumenten dürfte sein, wie es jetzt mit der Inflation weitergeht. Laut Wifo und IHS ist der Höhepunkt schon überschritten. Heuer wird eine Inflationsrate von 8,5 Prozent erwartet, 2023 dürfte sich die Inflationsdynamik auf 6,5 Prozent einbremsen. Das heißt freilich nicht, dass irgendetwas spürbar billiger wird, sondern nur, dass sich der Anstieg der Teuerung etwas verlangsamt. Erst 2024 sollte die Inflation mit einem Anstieg um weitere 3,2 Prozent zurück in „normale“ Bahnen kommen.
Zu wenig Anstrengung beim Klimaschutz
Negativ zu Buche schlägt, dass beim Klimaschutz zu wenig passiert. Budgetdefizit und Staatsschulden sinken, finanzieller Spielraum wäre also vorhanden. Doch der Ausbau der Erneuerbaren oder der Stromnetze lässt zu wünschen übrig. Bis 2040 sollen Wirtschaft, Verkehr und Haushalte klimaneutral sein, doch laut Wifo ist man 15 Prozent über dem -Abbaupfad. Felbermayr: „Es muss sehr schnell sehr viel mehr passieren.“
Steigende Zinsen belasten Häuselbauer
Sparer freuen sich, Kreditnehmer ärgern sich, wenn die Zinsen weiter steigen. Für den Staat ist das noch kein Problem, er hat sich langfristig verschuldet. Aktuell beträgt die effektive Verzinsung der Staatsschulden bloß 1,2 Prozent.