Wirtschaft

ÖBB heben Preise im Güterverkehr um mindestens 20 Prozent an

Die ÖBB Rail Cargo Group (RCG) wird ihre Preise in Österreich im Schnitt um "20 plus" Prozent anheben und plant weitere Töchterunternehmen im Ausland .Die Anpassung soll in zwei Schritten kommen: Zuerst würden die Kosten ohne Energie weitergegeben, dann jene für Energie, sagte RCG-Vorstandssprecher Clemens Först bei einer Pressekonferenz am Montag. Bei verschiedenen ausländischen Kunden werde die Steigerung aber geringer ausfallen, da es hier bereits zum Jahresbeginn eine Preisanpassung gegeben habe.

Der Bahngüterverkehr sehe sich mit einem "Strauß an Krisen" konfrontiert, so ÖBB-Chef Andreas Matthä. Neben Inflation, Coronapandemie, Klimakrise und Lieferengpässen gehörten auch viele Baustellen am Schienennetz sowie die Konkurrenz durch den Transport über die Straße dazu.

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Hier fordert Matthä mehr Fairness: Im Lkw-Transport müssten die externen Kosten wie Verschmutzung oder Lärm stärker mit einberechnet werden. Dabei brauche es eine europäische Lösung. In dem Kontext müssten weiters die Trassenpreise dauerhaft gesenkt werden. Matthä forderte zudem eine Strompreisobergrenze für Bahnstrom.

Eine andere Herausforderung des laufenden Jahres sei die Gewährleistung der Treibstoffversorgung nach dem Raffinerieunfall in Schwechat gewesen. Man sei hierfür 330 Züge zusätzlich gefahren, erklärte der ÖBB-Chef.

Mehr Güterverkehr auf die Straße

Im kommenden Jahr soll dann mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene gebracht werden. Dazu trage unter anderem das ab Jänner 2023 geltende Abfallwirtschaftsgesetz bei. Ab nächstem Jahr müssen Abfalltransporte über 10 Tonnen mit der Bahn transportiert werden. Bei der ÖBB geht man mittelfristig von einer Verdoppelung der transportierten Abfallmengen aus - aktuell seien es rund 8 Mio. Tonnen. Dafür investiere man 75 Mio. Euro in neues Wagenmaterial. Unter anderem sollen 400 Container-Tragewagen angeschafft werden.

Unterdessen werde der Zollfreikorridor vom Hafen Triest zum Dry Port Villach zusätzliche Straßentransporte auf die Schiene lenken.

Neue Seidenstraße

Die ÖBB RCG baut auch ihr internationales Netz aus. Mit 1. Jänner werde eine neue Niederlassung in Schanghai operativ tätig. Ziel sei es, den Mittelkorridor der sogenannten "Neuen Seidenstraße" auszubauen. Mit Anfang des zweiten Quartals 2023 hofft man bei den ÖBB auch in Serbien mit einer eigenen Gesellschaft zu starten. Serbien wäre damit das 13. Land, in dem die ÖBB RCG mit eigenen Maschinen und eigenem Personal aktiv ist. Damit könne man auch eine zweite Route in Richtung Türkei und Griechenland anbieten und "krisenresistenter" werden.