Kornspitz-Macher: „Waren durch unser Werk in China vorgewarnt“
Von Simone Hoepke
Der Kornspitz-Macher Backaldrin produziert an sieben Standorten und verkauft seine Backmischungen in 120 Ländern. „Normal plätschert das Geschäft so dahin“, sagt Firmengründer und Seniorchef Peter Augendopler. Doch seit der Krise wissen seine Kunden nicht mehr, wie viel Brot und Weckerl sie noch backen sollen.
KURIER: Können Sie in der Corona-Zeit eigentlich ungestört weiterarbeiten?
Peter Augendopler: Ja, aber die Nachfrage unserer Kunden ist extrem schwankend. Bei den filialisierten Bäckern, die noch handwerklich arbeiten, sind die Umsätze um 60 bis 90 Prozent eingebrochen. Das liegt daran, dass die Gastronomie, Hotellerie und die Schulen geschlossen haben und als Abnehmer wegfallen. Industrielle Bäcker, die für die Supermärkte produzieren, hatten Zuwächse. Bei uns können sie aber das Minus der kleinen Bäcker nicht kompensieren.
Haben Sie keine Probleme, genügend Rohstoffnachschub zu bekommen?
Nein, wir waren durch unser Werk in China früh vorgewarnt und damit gut vorbereitet. Als das Werk in China – wie andere Produktionsbetriebe auch – eine Woche geschlossen wurde, haben wir unsere Lager sofort überall auffüllen lassen. Mittlerweile läuft die Produktion in China wieder. Die Arbeiter müssen halt alle vor der Arbeit die Temperatur messen lassen. Aber auch in Österreich haben wir seit ein paar Wochen Wärmebildkameras bei den Eingangsschleusen.
Kauft in China überhaupt noch jemand Brot?
Die Umsätze sind etwa um die Hälfte eingebrochen. China ist ja kein Brotmarkt. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei fünf, sechs Kilo im Jahr. Zum Vergleich: In Österreich sind wir bei 60 bis 70 Kilo im Jahr.
Wo kaufen Sie überhaupt die Rohstoffe für die Backwaren ein?
Mehr als die Hälfte kommt aus Österreich. Daran halten wir fest, auch wenn wir woanders billiger einkaufen könnten. Das machen wir nicht, weil wir so große Patrioten sind, sondern wegen der Qualitätssicherung. Wir wollen unsere Lieferanten kennen.
Sie produzieren auch in Russland. Geht das derzeit ungestört?
In der russischen Wirtschaft steht seit vier Wochen so gut wie alles. Unser Werk läuft aber weiter, weil wir als systemrelevant gelten. Wir beliefern Tausende Betriebe im Land. Uns rufen sogar die Behörden regelmäßig an und fragen, ob wir alle Rohstoffe bekommen oder ob wir irgendwo Hilfe brauchen.
Ist das Minus der vergangenen Wochen aus Ihrer Sicht noch aufholbar?
Kurzfristig ist das Geschäft um 30 bis 40 Prozent eingebrochen, wir werden heuer das erste Mal seit 55 Jahren kein Wachstum haben. Meine größte Herausforderung ist es, trotzdem alle Mitarbeiter zu halten. Alles andere wäre eine persönliche Niederlage für mich.
Familienbetrieb
Die Firma aus Asten bei Linz beschäftigt mehr als 1.000 Mitarbeiter und hatte zuletzt einen Jahresumsatz von 180 Mio. Euro. Aktuell sind 200 der
350 Mitarbeiter in Österreich in Kurzarbeit
Peter Augendopler
1964 gründete der Bäckermeister gemeinsam mit seinen Eltern die Firma. Backaldrin, bekannt durch den Kornspitz, entwickelt und verkauft Backmittel, Sauerteige sowie Backgrundstoffe