Konsumklima in Deutschland auf historischem Tiefpunkt
Geschlossene Geschäfte und Fabriken, Kurzarbeit und die Angst vor der Zukunft: Das Konsumklima in Deutschland ist auf einen historischen Tiefpunkt abgestürzt, wie das Marktforschungsinstitut GfK am Donnerstag mitteilte. Die Einkommenserwartung und die Anschaffungsneigung der Verbraucher "befinden sich im freien Fall", wie GfK-Experte Rolf Bürkl erklärte.
Die Verunsicherung der Konsumenten sei "riesig". Die Marktforscher erwarten einen Konsumklima-Wert von minus 23,4 Punkten im Mai, das wären 25,7 Punkte weniger als im April. Der für Mai erwartete Wert sei "beispiellos in der Historie des Konsumklimas", erklärte Bürkl.
Die Marktforscher befragten rund 2.000 Verbraucher in Deutschland, und zwar vom 1. bis zum 14. April. "Zu diesem Zeitpunkt spürten die Verbraucher zum ersten Mal das volle Ausmaß der Eindämmungsmaßnahmen, wie Schul- und Geschäftsschließungen, Produktionsstilllegungen sowie Ausgangsbeschränkungen", erklärte Bürkl. Da sich abzeichne, dass die Lockerungen nur sehr langsam vor sich gehen werden, dürften dem Konsumklima in den nächsten Monaten schwierige Zeiten bevorstehen.
Verbraucher befürchten Rezession
Die Verbraucher gehen laut GfK-Umfrage davon aus, dass Deutschland durch die Coronakrise in eine schwere Rezession stürzen wird. Die Einkommenserwartung der Verbraucher fällt daher "beispiellos" von 47,1 auf minus 19,3 Punkte. "Noch niemals seit Beginn der monatlichen Erhebung zur Verbraucherstimmung im Jahre 1980 wurde ein höherer Monatsverlust der Einkommenserwartung gemessen", erklärte GfK-Experte Bürkl.
Einkommenseinbußen
Viele Erwerbstätige erleiden bereits beziehungsweise werden durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit spürbare Einkommenseinbußen erleiden. Dies betreffe neben den betroffenen Angestellten auch viele Selbstständige im Handel und Dienstleistungsbereich, wie etwa Friseure, deren Einkünfte auf null gefallen seien.
Entsprechend niedrig ist die Anschaffungsneigung der Verbraucher, der Index hier fiel um 36 Punkte auf minus 4,6 Punkte. Neben den bereits tatsächlich stattfindenden Einkommenseinbußen sei die Angst vor Jobverlust bei vielen Beschäftigten stark gestiegen, erläuterte die GfK. Entsprechend nahm die Sparneigung stark zu - die niedrigen Zinsen treten derzeit "in den Hintergrund".
Die ersten Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen waren den von der GfK Befragten noch nicht bekannt. "Es bleibt zu hoffen, dass das schrittweise Öffnen der Geschäfte ab dem 20. April einen weiteren Absturz der Konsumneigung, wenn nicht komplett verhindern, aber zumindest etwas abfedern kann", sagte Bürkl.