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TU Graz legt "Roadmap" zur Klimaneutralität bis 2030 vor

Die Technische Universität (TU) Graz hat Gesamtemissionen von mehr als 20.000 Tonnen in CO2-Äquivalenten. Bis 2030 sollen sie drastisch reduziert und die TU klimaneutral werden.

Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Mobilitätsverhalten der Mitarbeitenden und Studierenden zu, schilderte Projektleiter Günter Getzinger der APA.

Die Nutzung von Rad, Tram, Bus, Bahn und E-Mobilität wird daher "versüßt". Zugleich werden Dienstreisen reduziert und Parkberechtigungen rigider vergeben.

Die TU Graz hat basierend auf den Daten von 2017 eine Treibhausgasbilanz erstellt: Demnach machen Stromverbrauch und Fernwärme den größten Anteil an den Gesamtemissionen von damals 21.800 Tonnen aus.

Auf Platz drei rangieren allerdings schon die Dienstreisen und das Pendeln von Bediensteten und Studierenden, gefolgt von den Auslandsaufenthalten für Studium und Arbeit.

Autofahrten und Flugreisen

Hier will man durch De-Attraktivierung von Autofahrten und Flugreisen einerseits und Motivation zur Benützung von Fahrrad und Öffis etwas bewegen. "Universitäten und speziell wir als Technische Universität sollten zu den Ersten und Engagiertesten gehören, die Klimaneutralität erreichen. Wir sehen uns da ganz deutlich in der Vorbildrolle um zu zeigen, dass das möglich ist", betonte Getzinger.

Festgehalten sind die Pläne in der "Roadmap Klimaneutrale TU 2030". Die Zielvorgaben sind anspruchsvoll, seit Beginn des Projekts vor zwei Jahren sei "in Sachen Mobilität schon einiges passiert", berichtete der Leiter der Science, Technology and Society Unit (STS) an der TU Graz.

Zuschuss zur ÖV-Jahresnetzkarte

Schon vor 2020 wurde für die rund 3.600 Beschäftigten die ÖV-Jahresnetzkarte bezuschusst. 670 Bedienstete nutzen daher bereits die ermäßigten Jahreskarten und das neue Klimaticket und verzichten dafür auf einen Parkplatz am Unigelände.

Außerdem werden Fahrräder kostengünstig angeboten und Pkw-Abstellplätze am Unigelände zurückhaltender vergeben. Mittlerweile fahren 46 Prozent der rund 2.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit.

21 Prozent kommen jedoch noch immer mit dem Auto und nur 20 Prozent mit Öffis an die TU. "Hier wird noch überall ein Zahn zugelegt", wie Getzinger, der selbst nie den Führerschein gemacht hat und mit Öffis oder dem Rad zur Arbeit fährt, sagte.

Parkberechtigungen ab drei Kilometer

Parkberechtigungen werden schon seit dem Vorjahr nur mehr ab einem Anfahrtsweg von drei Kilometern erteilt. Wer auf diese verzichtet, erhält rund die Hälfte der Kosten der ÖV-Jahreskarte ersetzt.

Wohl mit ein Grund, dass es bei dieser Umstellung "kaum Proteste" gegeben hat, wie Getzinger erklärte. Wer unbedingt mit dem Pkw pendeln muss, bekommt die Nutzung von E-Autos gefördert. "Unser Ziel ist, dass die, die fahren müssen, schnell umsteigen. Es ist unser klarer Wille, bei E-Mobilität schneller zu sein als der Durchschnitt", sagte Getzinger.

Bis 2030 50 Prozent E-Mobilität

Parallel wird die Parkgebühr für fossil betriebene Pkw bis 2030 sukzessive mehr als verdreifacht. "Bis 2030 wollen wir einen Anteil von 50 Prozent E-Mobilität bei den Autofahrern erreichen", so Getzinger. Dementsprechend werden die Ladepunkte von aktuell 30 auf 200 ausgebaut.

Mit der zusätzlichen Förderung von 450 E-Bikes will die TU Graz bis 2030 erreichen, dass die meisten Bediensteten, die im Umkreise von bis zu zwölf Kilometern wohnen, mit dem Fahrrad oder E-Bike zu ihrem Arbeitsort kommen.

Dazu wird die Fahrradinfrastruktur verbessert: Ende 2024 sollen mehr als 1.500 überdachte Radabstellanlagen - ausgerüstet mit Self-Servicestationen - entstehen. 2030 sollen es 2.100 sein, erzählte Getzinger. Aktuell arbeitet man an der Schaffung besserer Radwege zwischen den Campus-Arealen und zu anderen Grazer Unis.

Videokonferenzen ersetzen Dienstreisen

Bei den Dienstreisen und Auslandsaufenthalten will die TU die bisherigen Treibhausgas-Essionen um 50 Prozent reduzieren: Dazu sollen Flugreisen auf ein Minimum beschränkt werden und Videokonferenzen die Dienstreisen ersetzen, "dort wo es sinnvoll und möglich ist", ergänzte Getzinger.

Parallel dazu wird die Telekonferenz-Infrastruktur ausgebaut, damit Arbeitstreffen emissions- und zeitsparend einfacher online gemacht werden können.

Für Reisen innerhalb Europas ist laut "Roadmap" die Bahn dem Flugzeug oder auch Pkw vorzuziehen - selbst wenn die Tickets teurer sind. Für die Zugfahrt werden die Kosten für die 1. Klasse übernommen, bei Nachtfahrten die Schlafwagenkosten.

Wer möchte, kann die Dienstreise mit einem privaten Aufenthalt kombinieren. Wenn dennoch das Flugzeug genommen wird, wird vom betreffenden Institut eine Klimaschutzabgabe von 100 bis 200 Euro auf Flugreisen eingehoben. Mit den Einnahmen sollen Maßnahmen zur Förderung der Öffis-Nutzung finanziert werden, betonte Getzinger.

Photovoltaik-Anlagen

Im Energiemanagement setzt die TU Graz auf Einsparungen durch Effizienzsteigerung und auf die Produktion von grüner Energie on- und off-Campus: So werden Dachflächen am Campus Inffeldgasse im großen Stil mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet und die Beteiligung an externen PV-Anlagen und Windparks geprüft.

Zudem will die TU Graz schrittweise und ab 2025 ausschließlich Strom aus 100 Prozent zertifizierten erneuerbaren und regionalen Quellen beziehen. Bei Neubauten kommen Wärmepumpen und Erdwärmespeicher zum Einsatz und die Abwärme-Nutzung etwa von Großrechenanlagen wird optimiert.

Mit diesen Maßnahmen soll eine Emissions-Reduktion von über 12.000 Tonnen jährlich erreicht werden.

Trotz aller Anstrengungen auch im Gebäudebereich werden laut Berechnungen rund ein Drittel, nämlich 8.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr, an THG-Emissionen übrig bleiben.

Dafür sieht die TU Graz Kompensationsmodelle vor: Sie reichen von Förderungen für emissionsmindernde Forschungsprojekte bis hin zu Projekten zur CO2-Bindung aus der Atmosphäre, wie Getzinger abschließend ausführte.