Italien bleibt auf seinem Wein sitzen
Die italienische Weinproduktion zittert angesichts der Coronavirus-Krise. Nach einem nicht exzellenten 2019 rechnet die Branche mit einem Umsatzrückgang von 63,5 Prozent im laufenden Jahr. Sinkende Nachfrage aus dem Ausland, Probleme mit dem Neustart der Gastronomie und Konsumrückgang in Italien nagen an den Perspektiven des Weinsektors.
Exportprobleme
Laut einer Analyse der Mailänder Investmentbank Mediobanca, die die größten Weinkellereien des Landes unter die Lupe genommen hat, ist mit einem Umsatzrückgang von zwei Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Wegen Exportproblemen befürchtet Italiens Weinsektor die zunehmende Konkurrenz aus Frankreich, Spanien, Chile und den USA. Weniger pessimistisch sind Weingenossenschaften, die vor allem für große Supermarktketten produzieren. Für sie dürfte die Krise weniger schmerzhaft sein, ergab die Studie.
Schwierig ist die Lage auch laut dem Landwirtschaftsverband Coldiretti. 39 Prozent der Weinkellereien beklagen Liquiditätsprobleme für eine Branche, die in Italien 1,3 Millionen Menschen beschäftigt. Laut dem Verband sind massive Investitionen zur Förderung des Exports notwendig. Mit einer Produktion von 46 Mio. Hektoliter im Jahr ist Italien mit Frankreich der stärkste Produzent von Qualitätsweinen.
Neustart
Inzwischen arbeitet auch der Weintourismus für den Neustart. Wegen Ansteckungsgefahr dürfen Besucher Weinkellereien nicht besichtigen, Winzer können jedoch Gäste im Freien empfangen und Weinverkostungen organisieren. Weinliebhaber müssen ihren Besuch buchen, berichtete Donatella Cinelli Colombini, Initiatorin der Bewegung des Weintourismus, aus der toskanischen Weinortschaft Montalcino. "Weinkellereien verfügen über großen Raum in Freien, von hier aus können wir starten", sagte Cinelli Colombini. Hinzu wollen Winzer verstärkt online verkaufen.
Die Bewegung des Weintourismus will mit großen Playern des Online-Tourismus wie Expedia, Google, TripAdvisor Abkommen abschließen, damit sie den Weintourismus in Italien fördern. Weintouristen seien etwas älter als der durchschnittliche Sommergast und spendabler als der Durchschnittsgast. Vor allem ökologische Weinproduktion werde in Zukunft für den Kunden immer wichtiger.