Immobilien: Trend zum Leben am Land
Von Anita Kiefer
Von coronabedingten Schwierigkeiten ist beim Maklernetzwerk Remax keine Spur. Im Gegenteil: Das Unternehmen mit Sitz in Amstetten (Niederösterreich) hat mit 2020 das zweitbeste Jahr seit Bestehen hinter sich. Besser war für Remax nur das Jahr davor, 2019. Der Honorarumsatz ging zwar um 4,8 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück, im Vergleich zu 2018 lag das Plus aber bei 5,3 Prozent. Im Burgenland und in Kärnten gab es mit plus 38,7 Prozent bzw. plus 22,8 Prozent die größten Umsatzsteigerungen. Das Transaktionsvolumen lag bei 1,725 Milliarden Euro.
2021 werden laut einer Remax-Prognose (Umfrage unter den Remax-Experten) Baugrundstücke boomen. Deren Preise werden 2021 demnach am stärksten von allen Immobilienkategorien anziehen, nämlich um 5,4 Prozent in ganz Österreich. Am stärksten wird das Preisplus bei Baugrundstücken in Niederösterreich sein (plus sechs Prozent). Eigentumswohnungen in Top-Lagen seien zwar weiter nachgefragt (+ 2,7 Prozent), die Preisentwicklung ist mit plus 1,9 Prozent positiv, aber gedämpft. Düster sieht es hingegen bei Gewerbeimmobilien aus. Preise für Baugrundstücke etwa werden um rund 2,6 Prozent nachgeben. An Attraktivität gewinnen können werden nur Logistikflächen.
Ob der Trend zum Landleben, den die Pandemie gebracht hat, ein nachhaltiger ist, wollte Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von Remax Austria, auf Nachfrage nicht prognostizieren. Das sei "sehr schwierig" einzuschätzen.
Verschärft hat die Pandemie laut Reikersdorfer jedenfalls das Thema Finanzierung. "Die Rahmenbedingungen der Banken für die Finanzierung wurden nach oben verschoben" - das notwendige Eigenkapital müsse höher sein, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit brächten zusätzliche Herausforderungen.
Ganz allgemein gab es am heimischen Immobilienmarkt laut einer Hochrechnung der Grundbucheinträge für 2020 im Vorjahr rund 135.000 Immobilien-Käufe, 2019 waren es knapp 138.700. Deren Transaktionswert lag 2020 bei 33,5 Milliarden Euro (2019: 34,3 Milliarden Euro). "Im Zehn-Jahres-Vergleich ist das fast eine Verdoppelung", erklärt Reikersdorfer. Hauptverantwortlich für das andauernde Hoch seien laut Reikersdorfer fehlende Geldanlagemöglichkeiten und auch die Unsicherheiten infolge der Covid19-Krise. In wichtigen Objektgruppen wie Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen und Grundstücke wird aufgrund des mangelnden Angebots mit einem Rückgang im Gesamtjahr zu rechnen sein - schon im Halbjahr gab es ein Minus von 6,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Jahres 2019.
Für 2021 hat sich Remax ambitionierte Ziele gesetzt: Ein zweistelliges Umsatzwachstum, "massive Investitionen" im siebenstelligen Bereich vor allem in Künstliche Intelligenz und Prozessoptimierung, sowie "weitere neue Standorte" vor allem in Ballungszentren wie Wien und Salzburg, aber auch Kärnten gehören dazu. Außerdem sollen das Maklernetzwerk auf über 600 (derzeit rund 560) ausgebaut und die Marktpräsenz im Luxussegment gesteigert werden.