Wirtschaft/Immo

Hohe Handwerkskunst im frisch sanierten Parlament

Viel Handarbeit, viel Koordination: Die Sanierung des Parlamentsgebäudes gleicht einer Meisterprüfung aller Beteiligten. Mehr als 100 Unternehmen – großteils heimische kleine und mittelständische Betriebe – sorgten für den Umbau und die Sanierung des Hohen Hauses an der Wiener Ringstraße. In Spitzenzeiten waren bis zu 550 Arbeiter gleichzeitig auf der Baustelle beschäftigt.

1.600 Räume

Die Sanierung und der Umbau eines historischen Gebäudes sind nicht mit einem Neubauprojekt vergleichbar. Diese Arbeiten verlangen viel Know-how, Präzision und Einsatz. Immerhin umfasst das Parlament 1.600 Räume. Seit 2018 wurden 55.000 m2 Netto-Geschoßflächen saniert, 40.000 m2 Böden abgebrochen und neu verlegt sowie 600 historische Türen saniert. Das sind nur einige der vielen Zahlen, die mit dieser Sanierung in Zusammenhang stehen. Viele Eingriffe mussten zudem in engster Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt erfolgen.

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Glaskuppel als Sondertransport

Eine große Neuerung im Nationalratssaal ist die 500 m2 große Glaskuppel. Sie eröffnet erstmals den Blick ins Freie, etwa auf die Quadrigen auf dem Dach, und lässt Tageslicht in den Saal. Die einzelnen Glaspaneele liegen auf einer Gitternetzschale und bestehen aus elektrochromen Glas. So kann die Lichtdurchlässigkeit in neun Stufen geregelt werden.

Gefertigt wurden die Paneele in Deutschland. „Mittels Sondertransporter wurden die Teile nach Wien gebracht, mit Riesenkränen auf das Dach gehievt und in den Stahlring eingesetzt“, erzählt Flakron Cikri, Projektmanager bei Roschmann Group.

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Adler in vier Teile zerlegt

Ebenfalls im Nationalratssaal befindet sich der Wappenadler aus getriebenen Stahl von Rudolf Hoflehner. Für die Restaurierung der Korrosionsschäden musste der 650 Kilogramm schwere Adler in vier Teile zerlegt und in die Metallwerkstatt C. Reisinger nach Schwertberg in Oberösterreich transportiert werden.

Inhaber Christian Reisinger erklärt die Herausforderung der Restaurierung: „Von Rudolf Hoflehner wurde dem Federkleid mit Rotationsbürsten eine anmutende Struktur gegeben. Dabei sorgte das teilweise Verbleiben der Originalzunderschicht für eine harmonische Belebung und für den natürlichen Eindruck des Federkleides. Diese Struktur war nun von Korrosion durchsetzt. Die Herausforderung lag darin, die Korrosion so zu entfernen, dass die vom Künstler hergestellte Harmonie von Bearbeitungsspuren und Zunderschicht nicht negativ beeinträchtigt wird.“

Der Experte ergänzt: „Beim Restaurieren soll die Substanz möglichst erhalten bleiben und auch weiter alt aussehen. Würde der Adler glänzen, hätten wir etwas falsch gemacht.“

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Es werde Licht

Mehr als 500 Luster und Leuchten wurden demontiert, gereinigt, neu verkabelt und wieder montiert. Darunter auch so prachtvolle Exemplare wie die zwei von Theophil Hansen entworfenen Radluster im Bundesratssaal.

Verantwortlich für diese Arbeiten war Kny Design aus Behamberg in Oberösterreich. „Die Leuchten kamen in einem stark verschmutzen Zustand zu uns, die Elektrifizierung entsprach nicht mehr den gültigen Standards“, so Geschäftsführer Harald Kny.

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Tausende Arbeitsstunden

„Der Umgang mit den historischen Lustern bedarf speziell geschulter Kräfte. Durch sehr fragile Elemente wie Putti, Gläser oder Kristalle musste äußerst sorgsam vorgegangen werden. Überprüft wurden auch sämtliche Kristallketten und mangelhafte Aufhängestifte wurden ausgewechselt, um die Sicherheit wieder herzustellen. Die Arbeitsstunden variieren je nach Luster-Typ und Größe. Bei uns im Werk sind für die Reinigung der Luster mehr als 12.000 Arbeitsstunden verrichtet worden“, erzählt Harald Kny.

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Tage der offenen Tür

Mit einem Festakt am 12. Jänner wird das Parlament offiziell eröffnet. An zwei Tagen der offenen Tür am 14. und 15. Jänner kann das renovierte Haus am Ring von Interessierten kostenlos erkundet werden.

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