Neu im Wien Museum: Fischer von Erlach, der Baumeister des Barock
Von Vanessa Haidvogl
Sie ist eine der meist fotografierten Sehenswürdigkeiten Wiens: die Karlskirche. Sie gilt als das bedeutendste Bauwerk des Barock in Österreich und ist prominentes Wahrzeichen. Ihr Architekt ist auch kein Unbekannter: Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656 – 1723). Sein Todestag jährte sich vergangenes Jahr zum 300. Mal. Jetzt steht der große Architekt im Zentrum der ersten Sonderausstellung im neu eröffneten Wien Museum am Karlsplatz.
Von Wien bis Salzburg
Fischers Schaffen als Architekt reicht von Garten- und Stadtpalästen für den Wiener Adel über die Kirchenbauten für den Erzbischof von Salzburg bis hin zu den großen kaiserlichen Monumenten des barocken Wiens. Zu den bekanntesten Werken des gebürtigen Grazers zählen neben der Karlskirche auch die imposante Bibliothek in der Hofburg, das Winterpalais (Stadtpalais) des Prinzen Eugen von Savoyen in der Himmelpfortgasse 8, das Gartenpalais Trautson in Wien-Neubau sowie die Dreifaltigkeitskirche und das Schloss Kleßheim in Salzburg.
„Der große Baumeister des Barock schuf Meilensteine der Architekturgeschichte. Wir freuen uns auf faszinierende Einblicke in sein zeitloses künstlerisches Denken auf mehr als 1.000 Quadratmetern“, so Matti Bunzl, Direktor Wien Museum.
Noch nie gezeigte Objekte
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Salzburg Museum. In neun Kapiteln spannt sie einen Bogen von Fischers Anfängen in Rom über die frühen Bauten in Wien und Salzburg bis zu den späten Hauptwerken mit der Karlskirche als Höhepunkt. Eine Vielzahl zum Teil noch nie gezeigter Objekte – Zeichnungen, Druckgrafiken, Modelle, Gemälde, Skulpturen, Bücher – macht ein selbst für die Maßstäbe der Barockzeit außerordentliches künstlerisches Werk anschaulich.
Schwerpunkte bilden dabei die eigenhändigen Zeichnungen aus der National- und Universitätsbibliothek in Zagreb und der Wiener Albertina sowie die eindrucksvollen Kupferstiche aus Fischer von Erlachs „Entwurff Einer Historischen Architectur“. Sie sind das Zentrum der Ausstellung.
Neue Blickwinkel
Die Fotografien von Werner Feiersinger zeigen Fischers Bauten aus neuen, mitunter ungeahnten Blickwinkeln und spüren damit den künstlerischen Absichten des Architekten nach. „Neben Fischers architektonischem Denken, das sich – von der Skulptur kommend – konsequent im Spannungsfeld von Körper, Raum und Bild bewegt, beeindruckt mich vor allem sein unvoreingenommenes Interesse an den Bauten ferner Zeiten und fremder Länder“, erklärt Andreas Nierhaus, Kurator Wien Museum.
Nachschlagewerk mit Weltruf
Mit dem „Entwurf Einer Historischen Architectur“ veröffentlichte Fischer 1721 die erste Weltgeschichte der Baukunst in Bildern. Das Werk, das von den Weltwundern der Antike über griechische, römische, arabische, persische und chinesische Monumente bis zu seinen eigenen Bauten und Projekten reicht, machte seinen Autor in ganz Europa bekannt. Frei von jeglicher Überheblichkeit gegenüber fremden Kulturen, wie sie sich zu jener Zeit auch unter den Vorzeichen des Kolonialismus breitmachte, wirkt Fischers eindrucksvolle Bilderwelt aus heutiger Sicht besonders faszinierend.
Römische Vorbilder
Das große geschichtliche Bewusstsein kennzeichnet auch Fischers Bauten, in denen er sich stets auf die römisch-antike Tradition beruft, diese aber zugleich mit höchster künstlerischer Ambition erneuert. Als Vorbilder dienten ihm zeitgenössische römische Architekten wie Bernini, Borromini und Pietro da Cortona.
Fischers Kompositionen beruhen häufig auf einfachen stereometrischen Körpern wie Würfel, Zylinder und Kugel, die zu spannungsvollen plastischen Gebilden geformt werden.
Ausstellung
„Fischer von Erlach. Entwurf einer historischen Architektur“, Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien, 1. Februar bis 28. April 2024.