Flüchtlinge für ihren Job häufig überqualifiziert
60 Prozent der anerkannten Flüchtlinge fühlen sich für ihre jetzigen Beschäftigung in Österreich "überqualifiziert", geht aus einer Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) hervor. Unter den Flüchtlingen mit höherem Bildungsniveau fühlen sich sogar 70 bis 74 Prozent überqualifiziert. Trotzdem ist das wiiw zuversichtlich, dass sich die Lage langfristig bessern wird.
Befragt wurden für die in zwei Wellen durchgeführte Studie insgesamt 4.000 Flüchtlingen, die zwischen 2014 und 2016 vorwiegend aus Syrien, Afghanistan, Irak und dem Iran nach Österreich kamen. Die Ergebnisse hätten laut wiiw gezeigt, dass sie beim Jobeinstieg in Österreich einen stärkeren Rückgang des beruflichen Status erleiden. Bei Geringqualifizierten folge in der Regel aber bald eine leichte Aufwertung.
Sozialkontakte wichtig
Flüchtlinge mit regelmäßigen sozialen Kontakten mit der österreichischen Bevölkerung fanden eher einen der Qualifikation entsprechendem Arbeitsplatz, stellte das wiiw fest. Das sei als Aufforderung an die Politik zu sehen, für die soziale Integration von Flüchtlingen zu sorgen.
Frauen stärker betroffen
Frauen übten in ihren Heimatländern höherwertige Berufe aus als Männer und erlebten in Österreich einen steileren beruflichen Abstieg. Auch konnte das wiiw kaum einen Wieder-Aufstieg vermerken: "Darüber hinaus schienen weibliche Flüchtlinge während der dritten Erhebungswelle zwischen März und Mai 2019 sogar einen weiteren beruflichen Abstieg zu erfahren", heißt es in einer Aussendung des wiiw.
Qualifikationspotenzial besser nutzen
Die Studienautoren Sandra Leitner und Michael Landesmann erwarten aber eine deutlichere Erholung des beruflichen Status der Flüchtlinge über einen längeren Zeitraum. Der Politik empfehlen sie, besonders auf Personen mit höherem Bildungsniveau und auf Frauen zu fokussieren, um einen langfristigen Verlust ihres beruflichen Status zu vermeiden. Das würde auch eine bessere Nutzung der Qualifikationen für den österreichischen Arbeitsmarkt ermöglichen. Da gehe es nicht nur um die Demotivation der Betroffenen, "es ist auch schlichtweg ineffizient, das vorhandene Qualifikationspotenzial der Flüchtlinge nicht zu nutzen".