Wirtschaft

Flächenfraß: In Österreich werden täglich 11,5 Hektar Boden verbaut

Der Bodenverbrauch in Österreich ist größer als man bisher annahm. „Ohne Trendwende geht der Flächenfraß ungebremst weiter. Daher muss die für Herbst geplante Bodenschutz-Strategie verbindliche Ziele und konkrete Maßnahmen enthalten. Hier steht vor allem die federführend zuständige Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger in der Pflicht“, sagt WWF-Expertin Maria Schachinger. Derzeit verfehlt Österreich mit einem Bodenverbrauch von umgerechnet 11,5 Hektar pro Tag das Nachhaltigkeitsziel (2,5 Hektar) der Regierung um mehr als das Vierfache.

Das aktuelle Bodenschutz-Barometer des WWF Österreich zeige große Versäumnisse beim Kampf gegen den Flächenfraß. Die Naturschutzorganisation untersuchte 22 Versprechen zum Bodenschutz im Regierungsprogramm. Davon stehen 15 auf Rot und nur sieben zumindest auf Gelb. Auf Grün steht keine einzige Maßnahme, wie die Zwischenbilanz mehr als zwei Jahre nach Start der Bundesregierung zeigt. Der WWF fordert daher mehr Tempo von allen zuständigen Ressorts und einen umfassenden Bodenschutz-Vertrag.

"Anhand eines Ampelsystems zeigt das WWF-Monitoring den Stand der im Regierungsprogramm versprochenen Bodenschutz-Maßnahmen. Das Barometer bewertet, inwiefern diese Vorhaben erfolgreich und vollständig (grün), nur teilweise (gelb) oder noch gar nicht umgesetzt sind (rot). Ausständig sind insbesondere die versprochene „österreichweite Bodenschutzstrategie für sparsameren Flächenverbrauch“ sowie der „Zielpfad zur Reduktion des Bodenverbrauchs auf netto 2,5 Hektar pro Tag bis 2030“. Beide Punkte befinden sich derzeit nur im Arbeitsgruppen-Status", heißt es weiter

„Anspruch und Wirklichkeit klaffen bisher weit auseinander. Das muss sich dringend ändern“, fordert Maria Schachinger. Positiv bewertet die WWF-Expertin hingegen die Anwendung des Klima-Checks für die Absage des Lobau-Tunnels. Die gesetzliche Umsetzung des Checks im Klimaschutzgesetz und im Umweltrecht ist allerdings noch offen.

Nur auf Gelb steht in der WWF-Bewertung die Ökologisierung des Steuersystems. Einerseits ist der beschlossene CO2-Preis viel zu niedrig, andererseits gibt es weiterhin umweltschädliche Subventionen in Milliardenhöhe. Dazu hat die Bundesregierung bisher nur eine Studie zur Evaluierung beauftragt.

„Wer den Flächenfraß eindämmen will, muss das Steuer- und Fördersystem grundlegend reformieren. Trippelschritte reichen nicht“, warnt Maria Schachinger vom WWF. Ebenfalls kritisch ist die erneute Verschiebung der Verhandlungen über den künftigen Finanzausgleich, der aus WWF-Sicht unter anderem die Verteilung der Kommunalsteuer ökologisieren sollte. „Derzeit gibt es hier völlig falsche Anreize, die zu unnötigem Flächenfraß führen“, kritisiert Schachinger.