Wirtschaft

Europas Leitbörsen zur Eröffnung mit deutlichen Zugewinnen

Die europäischen Leitbörsen sind am Montag mit deutlichen Zugewinnen in den Handel gestartet. Der Euro-Stoxx-50 stand gegen 9.50 Uhr mit Zugewinnen von 1,83 Prozent bei 3.262,66 Punkten. Auch in Frankfurt ging es für den DAX um satte 2,00 Prozent auf 12.729,15 Einheiten nach oben. In London kletterte der FTSE-100 ebenso klar um 1,65 Prozent auf 6.007,48 Zähler.

Nach dem tagelangen Auszählen der Stimmen erklärten am Wochenende die US-TV-Sender den demokratischen Kandidaten Joe Biden zum Sieger der Präsidentschaftswahl. Bisher hat der noch amtierende Präsident Donald Trump seine Niederlage noch nicht eingestanden. Laut Marktexperten weicht mit dem Sieg Bidens auch die Unsicherheit an den Börsen.

Dem Marktstrategen Stephen Innes vom Broker Axi zufolge dürften die Schwankungen an den Börsen merklich nachlassen. Die Börsenrally könnte somit auch nach der Wahl vorerst weitergehen. Biden dürfte den Kampf gegen die Covid-19-Pandemie in den USA vom ersten Tag im Amt an verschärfen wollen. So kündigte er etwa noch für den heutigen Montag die Vorstellung eines Expertenrats zur Bekämpfung der Pandemie an.

Auch an den Märkten bleibt die Coronakrise im Fokus. Vor allem die weiterhin stark steigende Zahl an Neuinfektionen und Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, bereiten Sorgen. Mit den erneuten Einschränkungen des öffentlichen Lebens in einigen Ländern Europas trübt sich laut den Experten der Helaba auch der konjunkturelle Ausblick wieder ein. Hierzu steht am heutigen Montag vor allem das sentix-Investorenvertrauenbarometer im Blickfeld.

Branchenseitig legten in Europa am Montag zu Handelsstart vor allem Technologiewerte deutlich zu. Im Euro-Stoxx-50 stiegen etwa die Papiere des niederländischen Halbleiterkonzerns ASML um 3,1 Prozent. Auch Aktien des Zahlungsdienstleistungskonzerns Adyen verteuerten sich um satte 3,0 Prozent.

Im deutschen DAX kletterten die Titel des Chipkonzerns Infineon um deutliche 2,9 Prozent. Zwar brach der Nettogewinn des Konzerns im Geschäftsjahr 2019/2020 um 58 Prozent auf 368 Millionen Euro ein, womit Infineon auch die Dividende von 27 Cent im Vorjahr auf nun 22 Cent pro Aktie kürzt. Allerdings kehrte der Konzern im vierten Quartal wieder in die Gewinnzone zurück, nachdem er im Vorquartal kurzfristig in die roten Zahlen gerutscht war.

Im Eurozonen-Leitindex lagen die Titel des Flugzeugherstellers Airbus mit plus 5 Prozent an der Spitze der Kurstafel. Der Konzern hat im Oktober in der Coronakrise wieder etwas mehr Maschinen ausgeliefert. Nach 57 Jets im September stellte der Konzern im Oktober 72 Exemplare seinen Kunden zur Verfügung.

Im britischen FTSE-100 stiegen die Papiere des Baukonzerns Taylor Wimpey um fast 12 Prozent. Der Konzern rechnet im laufenden Geschäftsjahr mit einem Ergebnis am oberen Rand der Markterwartungen. Außerdem zeigt man sich auch hinsichtlich des nächsten Geschäftsjahres optimistisch.

Bereits in der Woche zuvor hatte das deutsche Börsenbarometer mit plus acht Prozent kräftig zugelegt und sich trotz aller Unsicherheiten während der US-Wahl von seinen jüngsten coronabedingten Verlusten fast vollständig erholt.

Mit dem Sieg des Demokraten Biden weiche die Unsicherheit, sagte Marktstratege Stephen Innes vom Broker Axi. Die Schwankungen dürften nun merklich nachlassen. Zusammen mit den Stützungsmaßnahmen der Notenbanken zur Abfederung der negativen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie könnte die Börsenrally daher auch nach der Wahl erst einmal weitergehen.

Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners kommentierte: "Offenbar trauen es die Anleger dem Duo Biden/Harris zu, aus den gespaltenen Staaten von America wieder United States zu formen." Gut ankommen dürfte wohl auch, dass Biden und die künftige Vize-Präsidentin Kamala Harris den Kampf gegen die Covid-19-Pandemie vom ersten Tag im Amt an verschärfen wollten. Dies sei wichtig, "wird die immer schnellere Ausbreitung der Pandemie doch zur immer größeren Gefahr für die Wirtschaft".

Im DAX gab es am Morgen nur Gewinner. Besonders in den Blick rückte unter den Einzelwerten jedoch mit Jahreszahlen und einem Ausblick auf das angelaufene erste Geschäftsquartal Infineon. Mit einem Plus von etwas mehr als 3 Prozent war die Aktie zunächst sehr gefragt, zuletzt ging es noch um rund 2 Prozent hoch. Das Zahlenwerk des Chipherstellers samt den Aussagen zum weiteren Geschäftsverlauf kamen spontan insgesamt gut an, doch wurde der Dividendenvorschlag wegen der Corona-Lage und anderer Risiken reduziert. Zudem, so sagte ein Händer, enttäusche die Marge in der Autosparte etwas.

Im MDAX zählten die Anteilsscheine von Airbus und Rheinmetall zu den Favoriten. Der Flugzeugbauer Airbus sorgte unter seinen Anlegern mit monatlichen Zahlen über Auslieferungen und Neubestellungen für Erleichterung. Im Oktober wurde mit 72 Maschinen wieder etwas mehr ausgeliefert und auch elf Neubestellungen kamen herein. Die Aktie stieg um knapp 5 Prozent.

Rheinmetall gewannen 3,8 Prozent. Damit machten sie ihre Verluste vom Freitag mehr als wett, als der Rüstungskonzern und Autozulieferer seine Quartalszahlen vorgelegt hatte. Die US-Bank Goldman Sachs bekräftigte nun ihre Kaufempfehlung und hob ihr Kursziel auf 119 Euro an. Zudem informierte Rheinmetall an diesem Morgen über einen millionenschweren Auftrag der Bundeswehr, und auch die jüngsten Aussagen des Bundesaußenministers dürften stützen: So erwartet Heiko Maas auch unter Joe Biden als Präsident keine Änderung an der Forderung der USA, dass Deutschland mehr Geld für Rüstung ausgeben müsse.

Für Morphosys ging es hingegen am MDAX-Ende um 2,8 Prozent abwärts. Ein Komitee der US-Gesundheitsbehörde FDA empfahl am Freitag, das Alzheimer-Mittel des Biotech-Unternehmens Biogen nicht zuzulassen. Die FDA selbst wird voraussichtlich im März 2021 über die Zulassung entscheiden. Das trübte die Stimmung für viele Unternehmen, die an Alzheimer-Medikamenten forschen - so auch für Morphosys.

Im SDAX stiegen Traton um 3,3 Prozent. Der milliardenschwere Einstieg der VW-Lkw-Holding in den nordamerikanischen Nutzfahrzeugmarkt ist auf der Zielgeraden. Die Traton SE schloss mit Konkurrent Navistar einen bindenden Vertrag über einen Zusammenschluss. Schlusslicht waren dort mit minus 2,8 Prozent zugleich die Anteile von Encavis. Vor den am 16. November anstehenden Quartalszahlen kappte die Commerzbank ihr Votumvotum für den Betreiber von Solar- und Windparks auf "Reduce"