Deutschland verstaatlicht größten Energiekonzern Uniper
Der kriselnde deutsche Gashändler Uniper ist jetzt in Staatshand. Die Beteiligung des Bundes an dem Energieversorger "ist erfolgt", wie das deutsche Wirtschafts- und Finanzministerium am Donnerstag mitteilten. Die Übernahme diene der Energieversorgung in Deutschland.
Die erst reduzierten und dann ausgebliebenen Gaslieferungen aus Russland hatten Uniper an den Rand der Insolvenz gebracht - der Konzern musste die Lieferverpflichtungen seinen rund 1.000 Kunden gegenüber einhalten und Gas zu sehr viel höheren Preisen einkaufen. In den ersten neun Monaten des Jahres häufte der Konzern 40 Milliarden Euro Verlust an.
Der Bund kaufte nun über eine Kapitalerhöhung von acht Milliarden Euro 93 Prozent der Anteile an Uniper. Weitere sechs Prozent der Anteile erwarb der Staat für 500 Millionen Euro vom bisherigen Hauptaktionär Fortum aus Finnland. Für "künftige Kapitalbedarfe" sind bis zu 25 weitere Milliarden eingeplant.
Staat muss Beteiligung wieder abbauen
Die EU-Kommission hatte den Rettungsplan für Uniper am Dienstag endgültig genehmigt, aber einige Auflagen gemacht. Der Bund muss seine Beteiligung bis spätestens 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie zurückfahren, eine Verlängerung ist nur mit Genehmigung der EU-Kommission möglich.
Zudem muss Uniper Geschäftsbereiche verkaufen, "die einen großen Teil seiner Einnahmen ausmachen", wie die Kommission erklärt hatte. Dazu gehören das Kohle-Kraftwerk Datteln 4 in Deutschland, das Kraftwerk Gönyu in Ungarn und eine Reihe internationaler Tochtergesellschaften. Uniper muss zudem einen Teil seiner reservierten Gasspeicher- und Pipeline-Kapazitäten für Konkurrenten freigeben.
Sesselrücken im Aufsichtsrat
Der Konzern bleibe für die Führung der Geschäfte "selbst verantwortlich", wie die Ministerien betonten. Für die Vorstände und Aufsichtsräte gelten Vergütungsbeschränkungen.
Im Aufsichtsrat von Uniper sollen vier neue Mitglieder die Vertreterinnen und Vertreter des bisherigen Hauptaktionärs Fortum ersetzen. Der Bund will die ehemalige Geschäftsführerin der Bundesfinanzagentur, Jutta Dönges, und die Energierechtlerin Ines Zenke entsenden. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender soll Tom Blades werden, bis 2021 Chef des Industriedienstleisters Bilfinger. Uniper hat zudem den Investmentbanker Markus Schenck nominiert.
Uniper flieg aus SDax
Wegen der Verstaatlichung flog Uniper aus dem Deutschen Aktienindex (Dax). Uniper werde aus dem SDax für kleinere Unternehmen gelöscht, teilte die Deutsche Börse am Mittwochabend mit. Der Streubesitz sei "im Zusammenhang mit einer Übernahme" auf unter zehn Prozent gesunken. Damit erfülle das Unternehmen nicht mehr die Basiskriterien für den Verbleib im Index. Die Anpassung werde zum 27. Dezember wirksam.