Wirtschaft

Corona-Krise: Bei Lufthansa sind rund 10.000 Jobs gefährdet

65 Jahre nach der Neugründung muss sich der deutsche Lufthansa-Konzern (Lufthansa, Swiss, Edelweiss, AUA, Brussels, Eurowings) aufgrund der Corona-Krise neu erfinden. Im ersten Quartal 2020 wurden 1,2 Milliarden Euro Verlust geschrieben, das zweite Quartal dürfte noch schlimmer ausfallen.

„Wir sind unverschuldet in die Krise geraten. Jetzt brauchen wir staatliche Unterstützung, aber keine staatliche Geschäftsführung“, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Dienstag auf der digitalen Hauptversammlung. „Es geht darum, wie wir mit Unterstützung der Regierungen der vier Heimatländer Insolvenzen vermeiden werden können.“

Derzeit verfügt Europas führender Luftfahrt-Riese noch über vier Milliarden Euro Liquidität und verhandelt über staatliche Hilfen in Höhe von zehn Milliarden Euro mit der deutschen Bundesregierung. An der Höhe und an den Bedingungen (wie eine Minderheitsbeteiligung samt Mitbestimmungsrechte) wird noch gefeilt.

"10.000 Mitarbeiter zu viel"

Indes bewilligte der Schweizer Ständerat, die zweite Parlamentskammer, ein 1,43 Milliarden Euro schweres Finanzierungspaket für die Lufthansa-Töchter Swiss und Edelweiss, das zu 85 Prozent vom Bund besichert ist. Im Gegenzug hat der Schweizer Bund das gesamte Aktienkapital der Swiss als Sicherheit erhalten. Zugleich mussten auch Zusagen zur Standortsicherung abgegeben werden.

Auch der österreichische Home Carrier AUA ringt um eine Staatshilfe (800 Millionen Euro), die Verhandlungen laufen.

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„Wir arbeiten an einer strukturellen Neuausrichtung. Die Lufthansa wird nach der Krise eine andere und kleiner sein“, sagt Spohr. „Wir werden die Flotte um 100 Flugzeuge reduzieren und haben dadurch 10.000 Mitarbeiter zu viel.“Mit innovativen Teilzeitmodellen wolle man möglichst viele Kollegen an Bord halten. Insgesamt hat die LH-Gruppe 138.000 Mitarbeiter.

Derzeit stehen 700 der 760 Flugzeuge auf dem Boden, zum Teil werden Passagiermaschinen für Frachtflüge genutzt.

Städte buchen

Alte Jets, die weniger umweltfreundlich sind, werden früher aus der Flotte ausgemustert als geplant. „Die laufenden Restrukturierungsprogramme bei Austrian und Brussels werden verschärft. Beide werden ihre Flotten reduzieren“, sagte Spohr.

Ab Juni wird die Lufthansa die erste Phase eines Neustarts einläuten. „Es wird eine sehr langsame Anlaufphase sein“, dämpft Spohr die Erwartungen. „Zum Neustart gibt es nur noch einen touristischen Flugbetrieb.“ Auf der Homepage können für Juni zahlreiche Städteflüge quer durch Europa gebucht werden.K. Möchel, D. Schreiber