Bargeld: Der 500-Euro-Schein ist Geschichte
„Haben Sie schon einmal einen Fünfhunderter in der Hand gehabt?“ Nein, noch nie gesehen, werden wohl die meisten sagen, wenn es um die größte Euro-Banknote geht. Bei Stefan Augustin ist das anders. Als Direktor der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hatte er „berufsmäßig damit zu tun“. Der Schein begleite ihn schon fast 20 Jahre. „Schließlich haben wir ihn entworfen und gedruckt“, erzählt er.
Jetzt muss auch Augustin Abschied nehmen. Morgen, Freitag, geben die Notenbanken von Österreich und Deutschland den Fünfhunderter zum allerletzten Mal heraus. Die Zentralbanken der anderen Euroländer haben die Ausgabe schon früher gestoppt. Manche sahen da schon das Ende des Bargelds am Horizont.
Der KURIER hat die wichtigsten Fakten zusammengefasst.
Bargeld:
Auch wenn die Transaktionen mit Plastikgeld oder Handy stark zunehmen – die Österreicher bleiben Bargeldfans. An Supermarktkassen wird noch immer zu 60 Prozent in bar bezahlt. Der 500er spielt hier aber ohnehin keine Rolle. Er wird übrigens „sicher noch Jahrzehnte gültiges Zahlungsmittel bleiben“, sagt OeNB-Direktor Augustin. Bei Zentralbanken wird er quasi ewig umgetauscht werden können. So wie der 500-Schilling-Schein, von dem noch immer gut 350.000 Stück vorhanden sind.
Aufbewahrung:
Neben der Aufgabe als Zahlungsmittel hat Bargeld, und hier speziell die großen Scheine, auch einen anderen wichtigen Zweck – den der Wertaufbewahrung. Sprich für den Notgroschen im Safe. Ohne 500er wird das Aufbewahren größerer Summen mehr Platz brauchen.
Kleine Mengen:
Der violette Schein ist zwar die wertvollste Euro-Banknote, aber naturgemäß nicht sehr häufig unterwegs. Er steht nur für 2,3 Prozent des Geldumlaufs in der Eurozone. Nur noch der 200-Euro-Schein ist mit 1,1 Prozent noch seltener anzutreffen.
Terrorismus:
Forderungen, den größten Euro-Schein abzuschaffen, gibt es schon seit einem Jahrzehnt. Die Regierung in Paris war die treibende Kraft dabei. Dem Terror in Frankreich Anfang 2015 (Charlie Hebdo) folgte schließlich im Jahr darauf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, den 500er auslaufen zu lassen. Hintergrund war der Kampf gegen Terrorismusfinanzierung. Es ist aber umstritten, ob das auch funktioniert.
Hinterziehung:
Ob Schwarzarbeit oder Steuerbetrug: Auch dies könnte durch die Abschaffung großer Banknoten erschwert werden, meinen die Befürworter. Der Geldkoffer „kommt aber eher im Sonntagabend-Krimi vor“, meint OeNB-Manager Augustin. An den aufgedeckten „Panama Papers“ etwa würde man sehen, dass bei Betrügereien und Steuerhinterziehung im großen Stil Bargeld keine Rolle spielen muss.
Kriminalität:
Länder wie Schweden, in denen die Verwendung von Bargeld schon stark zurückgegangen ist, registrieren positiv: Es gibt weniger Banküberfälle und Raubüberfalle. Aber die Zahl der virtuellen Kriminalität ist stark gestiegen. Es hat also nur eine Verlagerung stattgefunden. Kritiker werfen auch digitalen Währungen wie Bitcoin vor, Betrügereien zu erleichtern.
Kosten:
Das Ende des 500ers bedeutet, dass deutlich mehr andere Banknoten gedruckt werden müssen, um für das nötige Bargeld im Umlauf zu sorgen. Steigen damit die Kosten? Beim Druck nicht unbedingt, meint man in der OeNB. Die heutigen Banknoten werden so hergestellt, dass sie länger halten. Die 100- und 200-Euro-Scheine der runderneuerten Serie kommen übrigens am 28. Mai heraus. Damit wäre dann die neue Serie, die das Leben von Fälschern erschwert, komplett.
Stückelungen:
Tatsache ist, dass der 500er weltweit gesehen einer der wertvollsten Scheine ist. In den USA steht auf dem größten Schein 100 Dollar, in Großbritannien 50 Pfund. Die Schweiz schwimmt gegen diesen Strom und hat erst vor Kurzem einen neuen 1.000-Franken-Schein herausgegeben – der wertvollste Schein der Welt.
Bargeldversorgung:
In Finanzkrisen wie im Jahr 2008 haben Nationalbanken die wichtige Aufgabe, die Geschäftsbanken mit Bargeld zu versorgen – damit diese wiederum ihre Kunden auszahlen können. Ohne 500er werden in der nächsten Krise mehr gepanzerte Autos unterwegs sein müssen.