Wellness

Eizellpartys: Sekt und Brötchen für die Fruchtbarkeit

Zwischen Canapés und Sekt plaudern junge Frauen mit Fortpflanzungsmedizinern über die Vorteile des Social Egg Freezing. Bei dem Verfahren werden Eizellen entnommen und konserviert, um dann zu helfen, wenn die eigene Fruchtbarkeit altersbedingt geringer ist. Während sie Champagner schlürfen, werden ihnen Erfolgsraten und Nebenwirkungen präsentiert. Einmal pro Monat veranstaltet etwa die Kinderwunschklinik Ova in Chicago derartige Eizellpartys. Bei den von Ova als "happy hours" bezeichneten Treffen kommen im Schnitt 35 bis 40 Gäste. Die Teilnehmerinnen bekommen eine Führung durch die Klinik, bei Häppchen und Cocktails sehen sie dann eine Videopräsentation, Mediziner stehen für Fragen bereit. In entspannter Atmosphäre sollen die Frauen überzeugt werden, sich Eizellen entnehmen und sie konservieren zu lassen.

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Anders als in Österreich darf in den USA für das Einfrieren von Eizellen geworben werden. Und anders als in Österreich ist es dort auch erlaubt, Eizellen in jungen Jahren auch ohne medizinischen Grund einfrieren zu lassen, um sie später für eine künstliche Befruchtung zu nutzen.

Für manche Kinderwunschkliniken sind die eine Möglichkeit, Kundinnen zu gewinnen. Der Markt ist umkämpft - schließlich lässt sich damit viel Geld verdienen: Nach wie vor sind die Kosten für das Einfrieren von Eizellen hoch, auch wenn sie in den vergangenen Jahren deutlich geringer geworden sind. In den USA kostete ein Zyklus lange Zeit umgerechnet rund 16.000 Euro, heute zahlt man zwischen 3000 und 6000 Euro. Auch in Europa muss in Ländern wie Tschechien, in denen Social Egg Freezing erlaubt ist, mit Kosten von ca. 5000 Euro plus jährlicher Lagerungsgebühr gerechnet werden.

"Noch nie besser"

Neu ist, dass nicht mehr nur Frauen gegen Ende ihrer Fruchtbarkeit in den späten 30ern, sondern auch Frauen in den Zwanzigern und frühen Dreißigern angesprochen werden, sagte Susan Herzberg, Präsidentin von Prelude Fertility, einem landesweiten Netzwerk von Fruchtbarkeitskliniken in den USA der New York Times. Sie spricht davon, dass "der Prozess nie besser, schneller oder billiger war oder so wahrscheinlich zu einem besseren Vorrat an Eizellen von hoher Qualität führte".

Diese Botschaft wird auch in landesweiten Werbekampagnen für Radio, Fernsehen, Zeitschriften und soziale Netzwerken in den USA verbreitet. Frauen sollen ihre Eizellen "für Ihre Zukunft einfrieren", denn "Eizellen sind eine nicht erneuerbare Ressource". Diese Aufrufe werden durch fröhliche Bilder untermalt – von Frauen, die lachend Arm in Arm durch die Straßen schlendern oder gemeinsam bei einer Runde Drinks versammelt sind.

Pop-Up-Hormontest

Kindbody, eine Klinik in New York, setzt auf den persönlichen Kontakt mit möglichen Kundinnen: Ein Pop-Up-Bus fährt durch die Straßen der US-Metropole und lädt Frauen ein, an Bord ihre Hormonwerte testen zu lassen. Je nachdem wie es um ihre Fruchtbarkeit steht, können sie sich gleich für einen Termin zur Eizellentnahme melden.

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Andere Kliniken verherrlichen das Einfrieren von Eizellen auf Instagram und Twitter. In Beiträgen schildern Frauen wie Kaitlyn Bristowe, die in der amerikanischen Version von The Bachelorette die Hauptrolle spielte, ihre Erfahrungen beim Einfrieren von Eizellen.

Laut Schätzungen der amerikanischen Gesellschaft für Assistierte Reproduktionstechnologien werden im Jahr 2018 rund 76.000 Frauen in den USA ihre Eier einfrieren lassen – Tendenz steigend. Eine Studie der Londoner Women's Clinic zeigt, dass sich die Zahl der Frauen, die Social Egg Freezing nutzten, seit dem Jahr 2014 bereits verdreifacht hat.

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Immer jüngere Frauen

Das Alter der Spenderinnen wird dabei immer jünger, wie Valerie vermutet. Vor drei Jahren hatte sie selbst Eizellen einfrieren lassen – damals war sie Anfang 30 – und begann ihre Erfahrungen in einem Blog zu dokumentieren. Auf Eggsperience können mittlerweile auch andere Frauen von ihren berichten. Mit dem "Eggology Club" erhalten sie einmal wöchentlich einen Podcast über neueste Entwicklungen und Technologien. Zu Beginn des Blogs waren die meisten Frauen, die ihre Erfahrungen teilten, älter als 37. "Jetzt höre ich von Eltern, die Teenager und Töchter im College-Alter haben und die Eizellspende als ein zukünftiges Geschenk betrachten", meint Landis. "Ich habe 25-Jährige, die mich anrufen, weil ihre Eltern bereit sind, die Rechnung zu bezahlen."

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Der Grund für den Wunsch nach tiefgefrorenen Eizellen liegt aber nicht wie häufig vermutet in der Karriereplanung. Die meisten Frauen haben schlichtweg keinen Partner in Aussicht, mit dem sie eines Tages eine Familie gründen möchten. Das war auch der am häufigsten genannte Grund in einer US-Studie, bei der 150 Frauen, die Social Egg Freezing nutzten, befragt wurden. Die Geburt eines Kindes ist trotz der starken Bewerbung und dem darin vermittelten Eindruck nicht garantiert. Laut der American Society for Reproductive Medicine besteht lediglich eine zwei- bis zwölfprozentige Chance, dass ein einzelnes eingefrorenes Ei zur Geburt eines Kindes führt.