Warum Kevin Costner eigentlich nicht noch einmal heiraten wollte
Von Elisabeth Sereda
Er hat zwei Oscars, zwei Golden Globes und sieben Kinder aus zwei Ehen. Er ist Produzent, Regisseur, aber vor allem Star. Kevin Costner (65) dreht noch immer – die dritte Staffel der Serie „Yellowstone“ kommt demnächst auf den Bildschirm, aber seine Familie ist ihm längst wichtiger als seine Arbeit.
Von seinem Gartenhaus in Santa Barbara aus, wo er sich vor seinen drei jüngeren Kindern versteckt, spricht er über seine Ehe mit Christine Baumgartner (46), Corona und die Proteste in seinem Land.
KURIER: Glauben Sie, dass Filme Meinungen verändern können?
Kevin Costner: Wenn sie ehrlich sind, ja. Und wenn wir Amerikaner uns unsere Geschichte anschauen, dann ist klar, dass wir hier sehr viel mehr in die Tiefe gehen müssen, auch in den Storys, die wir in Filmen erzählen. Wenn wir weiterhin unsere Fehler aus den Geschichtsbüchern eliminieren, dann eliminieren wir damit unsere gesamte Geschichte.
Wir haben in den letzten Wochen viele afroamerikanische Filmemacher interviewt und sie gefragt, ob die Proteste sie überraschen. Ich würde nun gern Sie fragen.
Mich überrascht das gar nicht. Dieses Land, das auf der Idee aufgebaut ist, dass alle Menschen gleich sind, hat in Wahrheit von Anfang an Indianer, Schwarze und Latinos unterdrückt und manipuliert. Die Europäer, die hierherkamen, sind den Monarchien und der Unterdrückung in ihren Geburtsländern entflohen. Und dann haben sie hier dasselbe mit andern gemacht. Unsere Fingerabdrücke sind überall da drauf, wo Menschen in Angst und Frustration leben. Wir müssen das reparieren. Das kann so nicht weitergehen.
Sie haben einen konservativen Familienhintergrund und wurden über die Jahre liberaler, wie Sie einmal sagten. Wie erklären Sie Ihren Kindern, die ja aus zwei verschiedenen Generationen sind, die amerikanische Geschichte?
Kinder lernen von den Eltern, und ich war sicher von meinen geprägt, aber ich denke schon lange nicht mehr so wie sie. Es war nötig, da auszubrechen. Ich versuche meinen Kindern Dokus zu zeigen, die ihnen die Augen öffnen. Aber zuerst müssen wir uns selbst einen Spiegel vorhalten.
Sind Sie als Vater jetzt anders als in Ihrer ersten Ehe?
Ich bereue nicht, wie ich meine vier älteren Kinder aufgezogen habe, denn ich habe ihnen immer viel Zeit geschenkt. Ich gehöre also nicht zu den Vätern, die sagen, dass sie gelernt haben, es besser zu machen. Im Gegenteil. Ich habe befürchtet, dass mir beim zweiten Mal die Energie fehlt, mich so intensiv mit ihnen zu beschäftigen. Ich war mir ja nicht mal sicher, ob ich wieder heiraten will. Meine Frau und ich waren sechs Jahre zusammen, bevor wir heirateten. Aber sie sagte mir bereits beim ersten Date, dass sie Kinder haben will. Ich wusste nicht, ob ich das alles noch mal tun wollte. Aber ich wusste auch, dass ich sie verlieren würde, wenn ich es nicht tue. Ich hatte keine Angst davor, mich ein zweites Mal scheiden zu lassen, aber ich hatte eine Riesenangst davor, mich mit Kindern scheiden zu lassen, denn das hat beim ersten Mal am meisten geschmerzt.
Und nun sind sie seit 15 Jahren verheiratet …
Ja, weil sie eine außergewöhnliche Frau ist. Sie ist innen und außen schön und extrem liebevoll. Diese letzten drei Monate im Coronavirus-Ausnahmezustand haben uns noch enger zusammengeschweißt.
Wie denken Sie über die neue Hollywoodkontroverse was „Vom Winde verweht“ angeht?
„Vom Winde verweht“ ist ein Film über einen Moment in der Geschichte, und nein, man kann nicht sagen, dass die Art und Weise wie darin Schwarze porträtiert wurden, historisch richtig ist. Aber es geht hier um einen Film, der 1939 gemacht wurde und auf einem Roman basiert. Es ist ein Film, keine historisch authentische Doku. Das ist kein Verbrechen.