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"Skandalprinz" Ernst August von Hannover wird 70: Ein Porträt

Er steht dem ältesten europäischen Adelsgeschlecht vor und ist unter anderem ein Urenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. - bekannt ist Ernst August Prinz von Hannover senior in der Öffentlichkeit indessen vor allem für Ausraster, die ihn auch schon mal mit dem Gesetz in Konflikt brachten. Der Adlige lebt seit Jahren ansonsten zurückgezogen und schottet sich ab.

Auch mit Teilen der eigenen traditionsreichen Familie liegt der Prinz, der am Montag 70 Jahre alt wird, seit Jahren über Kreuz. So stritt er mit seinem Sohn Ernst August von Hannover junior zuletzt jahrelang vor Gericht erbittert um die Marienburg in Pattensen bei Hannover und andere alte Familienbesitztümer, warf seinem Spross sogar "groben Undank" vor.

Geboren wird Ernst August, der mit vollem Namen Ernst August Albert Paul Otto Rupprecht Oskar Berthold Friedrich-Ferdinand Christian-Ludwig Prinz von Hannover heißt, am 26. Februar 1954 in Hannover als künftiger Chef des Fürstenhauses der Welfen. Dieses herrschte früher über weite Gebiete im heutigen Deutschland und gehört zum Hochadel. Als Kurfürsten von Hannover regierten die Welfen zwischen 1714 und 1837 in Personalunion sogar das britische Königreich.

Aus der Privatheit ins Rampenlicht

Ernst August absolviert eine Ausbildung zum Landwirt und betätigt sich zunächst als Geschäftsmann sowie Tier- und Dokumentarfilmer. Verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit und der Presse gerät er erstmals 1981 durch die Heirat mit einer Bürgerlichen, der Schweizerin Chantal Hochuli. Sechs Jahre später übernimmt er nach dem Tod seines gleichnamigen Vaters Ernst August die Führung des Fürstenhauses Hannover und erbt dessen Besitzungen.

Der Prinz versucht seine Privatsphäre möglichst abzuschirmen, was ab Ende der 90er-Jahre zunehmend schwieriger wird. Ernst August wird öffentlich öfter mit seiner langjährigen persönlichen Freundin Caroline von Monaco gesichtet, was Spekulationen auslöst. Schließlich trennt sich der Prinz von seiner ersten Ehefrau, mit der er zwei Söhne hat. 1999 heiratet er Caroline, die Schwester des monegassischen Fürsten Albert II. von Monaco.

Mit Ausraster in die Schlagzeilen

Ungefähr zur selben Zeit macht der Urahn des legendären mittelalterlichen Herzogs Heinrich des Löwen mit einem Übergriff erstmals Schlagzeilen: 1998 attackiert er vor einem Familienschloss einen Journalisten mit einem Regenschirm. Er wird angeklagt, das Verfahren stellt das Landgericht Hannover später gegen Zahlung von Geldbuße und Schmerzensgeld ein.

Es folgen weitere Empörungswellen - etwa weil er bei der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover angeblich in unmittelbarer Nähe des türkischen Pavillons uriniert haben soll. Dann wird er in Frankreich mit 211 Stundenkilometern im Auto geblitzt und muss ein Bußgeld zahlen.

Über Jahre zieht sich zudem ein weiterer Rechtsstreit um einen Angriff auf einen deutschen Hotelier im ostafrikanischen Kenia hin. Am Ende wird der Prinz 2004 wegen Ohrfeigen rechtskräftig zu einer Strafe von 200.000 Euro verurteilt.

Der vom Boulevard als "Prügelprinz" verspottete Ernst August bleibt der Öffentlichkeit ansonsten meist fern und gibt keine Interviews - sehr zur Enttäuschung mancher Adelsfans, die in ihm spätestens seit der Hochzeit mit Caroline einen potenziellen einheimischen Traumprinzen sehen. Als Projektionsfläche für royale Träume jedenfalls fällt Ernst August aus.

Vehement versucht er stattdessen, sein Privatleben auch mit juristischen Mitteln zu verteidigen. Bereits 1998 verklagt der Prinz den Burda-Verlag, der die Illustrierte Bunte herausgibt, wegen anhaltender Verletzung von Persönlichkeitsrechten vor dem Landgericht Hamburg. Es geht etwa um Fotos von ihm am Strand in Badehose, er bekommt 100.000 Mark Schmerzensgeld.

Zurückgezogen

Mit Caroline hat Ernst August eine Tochter, mit den Jahren aber werden gemeinsame Auftritte des Paars immer seltener. Auch das löst wieder Spekulationen aus. Der Prinz lebt meist im österreichischen Grünau in einem alten Jagdschloss der Welfen, Caroline zieht es nach Monaco zurück.

Auch in den zurückliegenden Jahren bleibt der Aristokrat im Hintergrund - und macht, wenn überhaupt, eher mit Skandalen von sich reden: 2020 verurteilt ihn ein österreichisches Gericht wegen einer Attacke auf Polizisten in seinem Schloss in Grünau zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe. Der unter Alkohol- und Medikamenteneinfluss stehende Prinz habe einen Beamten verletzt sowie weitere Einsatzkräfte beleidigt, befinden die Richter.

In Deutschland kommt es zu einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen Ernst August und seinem Sohn Ernst August junior, dem er die Marienburg einst durch Schenkung übertrug. Als dieser das in die Jahre gekommene Schloss dem Land Niedersachsen übertragen will, sieht Ernst August senior rot und klagt. Seinen Sohn macht er öffentlich schwere Vorwürfe. 2022 aber weist das Landgericht Hannover seine Forderung nach einer Rückübertragung ab.