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Nach Skandal um abfällige Sager über behinderte Sportler: Mockridge vergibt Inklusionspreis

Nach dem Skandal um herabwürdigende Bemerkungen über Para-Athleten und -Athletinnen steht Comedian Luke Mockridge inzwischen wieder auf der Bühne. Sein jüngster Auftritt bei einer Charity-Gala im deutschen Bad Nauheim zur Förderung von Inklusion sorgt nun aber wieder für Aufsehen.

Der Grund: Mockridge hielt die Laudatio auf Janis McDavid. Der Motivationsredner, Autor und Rennfahrer im Motorsport kam ohne Arme und Beine zur Welt. Er erhielt den Inklusionspreis.

McDavis bedankte sich auf der Bühne bei Mockridge und plädierte nach der Gala für einen respektvollen Umgang miteinander. "Eine inklusive Gesellschaft! Eine, in der wir uns respektvoll begegnen! Eine, in der wir unterschiedlich sein dürfen und uns doch auf die Suche nach gemeinsamen Werten machen. Das ist meine Vision, für die ich mich seit vielen Jahren als Speaker, Autor und Botschafter einsetze und der gestrige Preis gilt all denjenigen, die mich auf diesem Weg unterstützt haben! Danke euch, dass ihr mich begleitet habt, der zu werden, der ich heute bin!", schrieb er am Sonntag auf Instagram. 

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"Absurd"

"Inklusion heißt, sich respektvoll auf Augenhöhe zu begegnen. Respekt bedeutet, den anderen zu sehen! Das war für mich Grund genug, mich auf die anfangs völlig absurde Idee des Veranstalters einzulassen, dass Luke Mockride die Laudatio hält. Anfangs absurd. Aber grundsätzlich für uns alle die einzige Chance, in dieser Gesellschaft mal wieder voranzukommen, statt immer weiter zu spalten! Respekt heißt nicht, zuzustimmen! Inklusion heißt, anzuerkennen, dass wir verschieden sind und gleichzeitig nur gemeinsam erfolgreich sein können. Inklusion heißt auch, genau hinzuschauen und verstehen zu wollen!", so McDavis weiter.

Auch Mockridge war ob des Auftrags zunächst eigenen Angaben zufolge überrascht. Der deutschen Bild-Zeitung sagte er: "Als die Anfrage kam, ob ich die Laudatio halten wollte, empfand ich es erst einmal als sehr absurd, aber absurde Ideen sind ja die besten Ideen. Darum dachte ich, warum eigentlich nicht. Ich weiß ja, wofür ich stehe und wer ich bin."

Mockridge hatte sich im August im Podcast "Die Deutschen" gemeinsam mit den Moderatoren Shayan Garcia und Nizar Akremi abwertend über Behindertensport geäußert und die Athletinnen und Athleten verhöhnt. Die Folge erfuhr kurz vor Schluss der Paralympics größere Aufmerksamkeit und sorgte für harsche öffentliche Kritik. 

"Wenn deine Comedy als einziges Merkmal hat, dass sie diskriminierend ist, dann ist sie vielleicht nicht die allerbeste. Ich könnte so viel mehr zu diesen Clips sagen, aber mir fehlen einfach nur die Worte", schreibt die Aktivistin Katrin Aimee auf Instagram. Man sehe an diesem Beispiel, dass Cancel Culture nicht existiere. Aussagen wie diese würden Ableismus und bestehende Machtgefälle verfestigen, meinen andere. "Ihr reproduziert hier menschenverachtende, diskriminierende Aussagen unter dem Deckmantel von 'Comedy' und jede Person, die das hier feiert und unterstützt, ist, genauso wie ihr, Teil des Problems", kommentierte die Autorin und Beraterin Luisa L'Audace das Video.

Der Verein ZARA - Zivilcourage und Antirassismusarbeit beschreibt Ableismus (auch: Behindertenfeindlichkeit) als "Herabwürdigung eines Menschen aufgrund einer Beeinträchtigung und Reduzierung einer Person auf seine*ihre Beeinträchtigung. Ableismus ist für Personen mit Behinderung das, was Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ethnischen und/oder religiösen Zugehörigkeit sowie Sprache durch den Rassismus widerfährt oder Frauen durch Sexismus erleben. Ableismus kann von Beschämung, Beschuldigung oder Beleidigung von Personen mit Behinderung bis hin zu Verharmlosung von Gewalt oder Gewalt gegen Personen mit Behinderung reichen". Anmerkung: "Menschen mit Beeinträchtigung" wird als Selbstbezeichnung oft abgelehnt. "Es heißt 'behinderte Menschen' oder 'Menschen mit Behinderung'", sagt die deutsche Autorin und Aktivistin Luisa L'Audace." Diese neutrale Selbstbezeichnung werde immer noch als Schimpfwort missbraucht, dagegen müsse man vorgehen.

Mockridge entschuldigte sich zwar daraufhin bei den Sportlern und Sportlerinnen, dennoch nahm der TV-Sender Sat.1 eine geplante neue Quiz-Show mit dem 35-Jährigen aus dem Programm.

Auch sein Management in Deutschland verlor er, seine österreichische Agentur kündigte die Zusammenarbeit zum Ende seiner Tournee-Auftritte auf. Mockridge selbst hatte als Reaktion auf die Kritik an seinen Sprüchen die ersten beiden Stationen seiner neuen "Funny Times"-Tour im ostwestfälischen Bünde und in Paderborn abgesagt, zudem stornierten mehrere Bühnen von ihrer Seite aus die lange geplanten Veranstaltungen. Letztlich fand der Tournee-Auftakt dadurch in Wien statt.

Bei seiner ersten Show in Deutschland seit seinen verunglimpfenden Aussagen über Behindertensportler hat Mockridge den Skandal gleich mehrfach in Liedern und Gags aufgegriffen. Bei der Vorstellung seines neuen Solo-Programms in München sang er im September beispielsweise: "Ich weiß, ich hab' Scheiße gebaut, ihr habt mir viel mehr zugetraut." Zugleich beklagte er, dass sich alle von ihm abgewandt hätten, nachdem er "für Behinderten-Bashing" bekanntgeworden sei - um dann mit viel Rückendeckung vom Publikum zu betonen: "But I'm back again!" ("Ich bin wieder da!")

Dass er bei der Inklusions-Gala als Laudator auftreten durfte, hat er laut der deutschen Bild-Zeitung Komiker Oliver Pocher zu verdanken, mit dem er befreundet ist. Pocher ist an dem Event beteiligt und habe ihm den Auftritt ermöglicht.