Nach Show mit Mockridge: Podcast-Hosts greifen Kritiker an

Luke Mockridge
Das Trio hatte sich in dem Podcast "Die Deutschen" abwertend über Sportler und Sportlerinnen mit Behinderung geäußert.

Nach ihren abwertenden Äußerungen über Sportler und Sportlerinnen mit Behinderung haben die Podcast-Hosts Shayan Garcia und Nizar Akremi ihre Kritiker angegriffen und sich vor ihren Gast Luke Mockridge gestellt.

Zunächst kündigte Garcia in einem zwölfminütigen Instagram-Video mit den Worten "Wir haben zu viele Menschen verletzt, deshalb müssen wir die Reißleine ziehen" das vermeintliche Ende ihres Podcasts "Die Deutschen" an. Dann aber sagte Akremi lachend "Niemals! Hier wird gar nix beendet", um dann mit den Kritikern abzurechnen, die öffentlich Konsequenzen für Mockridge und die Moderatoren gefordert hatten.

Podcast-Duo: "Wir haben keinen Mord begangen"

In Bezug auf Mockridge sagte Akremi in Richtung der Kritiker, es werde versucht, Menschen wegen eines Witzes, der einigen nicht gefallen habe, systematisch zu zerstören. "Dieser Mann hat alles verloren und euch reicht es immer noch nicht." Garcia ergänzte: "Wir haben keinen Mord begangen" - und kündigte an: "Wir werden rechtlich gegen jeden, der Rufmord und Hetze betrieben hat, vorgehen."

Das Trio hatte sich in dem Podcast "Die Deutschen" mit Aussagen und Gesten abwertend über den Behindertensport geäußert und war dafür öffentlich scharf kritisiert worden. "Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken - und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen", hatte etwa Mockridge gesagt und damit unter den Hosts für großes Gelächter gesorgt.

"Selten so viel Ableismus gesehen"

Die im Statement namentlich erwähnte Aktivistin Katrin Aimee reagierte auf den Clip. Sie habe "selten so viel Ableismus" gesehen, sagt sie. "Nicht nur werden uns unsere Behinderungen abgesprochen, sondern behinderte Menschen werden auch noch dämonisiert", so die Aktivistin. Es gehe um die Diskriminierung von behinderten Menschen und nicht nur um einen "Witz". 

Behinderte Menschen würden im Statement der Podcast-Macher zu TäterInnen gemacht, "weil sie ihre eigene Diskriminierung nicht dulden und Ableismus als das benennen, was es ist". "Wenn Betroffene von Diskriminierung Konsequenzen für Diskriminierung fordern, bedeutet das nicht, dass Leben zerstört werden, sie wünschen sich lediglich, dass Verantwortung für Handlungen übernommen wird, und die Diskriminierung von behinderten Menschen nicht weiter geduldet wird", so Katrin Aimee weiter. 

Der Verein ZARA - Zivilcourage und Antirassismusarbeit beschreibt Ableismus (auch: Behindertenfeindlichkeit) als "Herabwürdigung eines Menschen aufgrund einer Beeinträchtigung und Reduzierung einer Person auf seine*ihre Beeinträchtigung. Ableismus ist für Personen mit Behinderung das, was Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ethnischen und/oder religiösen Zugehörigkeit sowie Sprache durch den Rassismus widerfährt oder Frauen durch Sexismus erleben. Ableismus kann von Beschämung, Beschuldigung oder Beleidigung von Personen mit Behinderung bis hin zu Verharmlosung von Gewalt oder Gewalt gegen Personen mit Behinderung reichen". Anmerkung: "Menschen mit Beeinträchtigung" wird als Selbstbezeichnung oft abgelehnt. "Es heißt 'behinderte Menschen' oder 'Menschen mit Behinderung'", sagt die deutsche Autorin und Aktivistin Luisa L'Audace." Diese neutrale Selbstbezeichnung werde immer noch als Schimpfwort missbraucht, dagegen müsse man vorgehen.

Der Sender Sat.1 setzte inzwischen die neue Mockridge-Show "Was ist in der Box?" ab, er selbst entschuldigte sich bei den Sportlern und sagte "aufgrund der aktuellen Situation" die Auftaktshows seiner geplanten "Funny Times"-Tour ab, wie der Veranstalter mitteilte. Auch ein Auftritt von Akremi in Berlin wurde abgesagt.

Am Ende des Videos wandten sich die Podcast-Hosts an "die Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die zutiefst verletzt sind und sich in ihrer Menschenwürde verletzt gefühlt haben", wie Garcia sagte. "Es tut uns wirklich aufrichtig leid. Es war nie unsere Absicht, euch zu verletzen." Bei den Kritikern, die sich "am Shitstorm ergötzt haben", wollten sie sich ausdrücklich nicht entschuldigen.

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