Eminem feiert mit viel Rückgrat und allen Rekorden "geläutert" 50. Geburtstag
Von Dieter Chmelar
Man nennt ihn völlig zu Recht den schwärzesten Weißen der Szene – das betrifft nicht bloß die Stimme, die Seele und seine Statements wie jenes bei der Superbowl-Pausen-Show dieses Jahres, als er für "Black Lives Matter" niederkniete. Das geschah während einer "Rap-sodie" neben seinem frühen Mentor Dr. Dre (57), der den Geheimtipp im Radio jahrelang für einen Schwarzen gehalten hatte. Nein, auch die Bio von Eminem ist ein ganz dunkles Kapitel. Der mit 300 Millionen verkauften Tonträgern (laut Billboard-Magazin) absolut erfolgreichste Musiker der 2000er-Jahre in den Vereinigten Staaten ist Grammy-, Oscar-, und Emmy-Preisträger – against all odds, also gegen alle (bösen) Vorzeichen.
Vor 50 Jahren geboren als Marshall Bruce Mathers III in den untersten Gründen von St. Joseph (in Missouri), lernte er seinen Vater nie kennen: "Ich habe kein einziges Bild jemals von ihm gesehen." Die Mutter war erst 17, als er zur Welt kam, sie blieb ein elendes Leben lang drogenabhängig, gewalttätig und litt zudem (in den Songs wie Cleanin’ Out My Closet, My Mom und Baby nachzuhören) unter dem Münchhausen-Stellvertretersyndrom (Mütter erfinden dabei Krankheiten ihrer Kinder). Er war Schulabbrecher, er soff, kiffte und kokste und wählte unter dem Pseudonym M & M die Chance zur Flucht in die Musik.
Elton John ist sein Buddy
Aus M & M wurde Eminem, weil der gleichnamige Süßwarenhersteller sauer wurde und mit Klage drohte. Zu seinen wenigen ganz engen Freunden zählt seit 2001 der britische Sir Elton John (75), so wie Eminem in der 300-Millionen-Champions-League der Verkaufszahlen. Sie standen bei den Grammys gemeinsam auf der Bühne. In der Doppelconférence mit dem Interview Magazine begrüßte Eminem seinen Buddy 2017 mit: "Wie geht's dir, F*** (vulgär für Vagina)?“ – „Mir geht’s sehr gut, alter Drecksack“, erwiderte Elton John. Dann überraschte ihn Eminem mit einem Geständnis: „Bei unserem ersten Treffen war ich total zugedröhnt." Inzwischen ist er seit 15 Jahren clean. „Der Tag, an dem Du aufgehört hast, steht in meinem Tagebuch. Ich bin sehr stolz auf Dich“, sagt Elton John, der schon seit mehr als 30 Jahren keine Drogen anrührt. „Das Leben ist so viel einfacher zu bewältigen“, gibt Eminem zu und er appelliert an seine Fans mit reichlich Selbstironie: „Don’t do drugs, don’t have unprotected sex, don’t be violent. Leave that all to me.“ („Nehmt keine Drogen, treibt keinen ungeschützten Sex, seid nicht gewalttätig – überlasst mir das alles!“).
Dabei war sein Motto anfangs unerschrocken und unmissverständlich: "Ein normales Leben ist langweilig."
Dann kam das Erwachen aus dem Paralleluniversum – in der Entzugsklinik, in der er eincheckte, weil ihn der jähe Ruhm „wie eine Ziegelmauer auf den Kopf gefallen“ war, kam’s noch dicker: "Die Leute wollten Selfies, Autogramme und sie stahlen mir Mützen, Kugelschreiber und das Notebook. Ich konnte mich nicht auf mich und meine Probleme konzentrieren." Die Rap-Musik hält Eminem „für den Schlüssel gegen Rassismus“. Er hasst Trump, aber Obama liebt ihn. Besseres kann man drüben über einen angenehm Unbequemen kaum sagen.