Ein Leben lang "Son of a Beach": Mike Love ist 80
Von Dieter Chmelar
Nur, damit wir wissen, worüber wir da reden: Es gibt eine Band, die vor 60 Jahren von drei Brüdern im Teenageralter zusammen mit ihrem Cousin sowie dessen Schulkamerad gegründet wurde – Dennis Wilson starb mit 39, Carl Wilson mit 53, einzig Brian Wilson (78) lebt noch, wenn auch mehr schlecht als recht. Der Schulkamerad, Alan Jardine (78), stieg 1998 im Unfrieden aus.
Nur der Cousin tritt immer noch auf, mit wechselnden Kollegen und bis vor wenigen Jahren unverdrossen an die 150 Mal im Jahr rund um den Erdball: Mike Love (genau heute, Montag, 80), galt seit jeher als "Bad Boy" der Gruppe. Er war bis dato fünfmal verheiratet – und hat neun Kinder. Er heiratete bereits 1961 seine damalige Freundin, die von ihm schwanger geworden war. Eine seiner Affären bekam eine Tochter, die der „Son of a Beach“ mit dem sprechenden Namen bis heute nicht anerkennt. 1983 heiratete das Mädchen Loves Bandkollegen Dennis Wilson, wodurch dieser Schwiegervater seines Cousins wurde.
Love ist ein rares Exemplar im Musikbusiness: "Ohne Drogen verrückt", wie es ein US-TV-Kommentator nannte, als er anlässlich der Aufnahme der Band in die "Rock and Roll Hall of Fame" 1988 minutenlang bitter über die Größten herzog, von Jagger bis McCartney. Bob Dylan bedankte sich auf der Bühne dafür, offenbar von Loves Lästermaul zufällig verschont worden zu sein.
Beim "Grammy" fürs Lebenswerk (2000) hatte er sich wieder beruhigt und erklärte seinen einstigen Auszucker, zu wenig meditiert zu haben. In Indien hatte Love gemeinsam mit den Beatles die traditionsreiche Geistesübung verinnerlicht und bereut bis heute nur einen Fehler: "Ich hätte gern die Chance gehabt, meine Kollegen von Marihuana, Kokain, Heroin und LSD fernzuhalten. Hätte ich damals schon so viel über Psychologie gewusst, ich hätte Tragödien verhindert."
Laut "Branchenbibel" Rolling Stone liegen seine Beach Boys auf Rang 12 der 100 besten Künstler aller Zeiten, mit Wohlfühlwelthits („Good Vibrations“, „God Only Knows“, „California Girls“) sind sie die erfolgreichste US-Formation. Ihr „global größter Fan“ war Cartoonist Manfred Deix ( 2016 mit 67), der 1999 mit den Angebeteten auf der Donauinsel auftreten durfte und „Surfin’ USA“ ins Wienerische hob: „Nur zu Katzen und den Beach Boys bin ich lieb. That’s Love!“ Apropos Love: Dessen Vorbild ist Tony Bennett, der im August knackige 95 wird.