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Demi Moore "folterte" ihren Körper jahrelang, um Schönheitsidealen zu entsprechen

In ihrem aktuellen Film "The Substance" spielt Demi Moore die Rolle einer von Jugend besessenen Frau. In dem Streifen geht es um den Star einer beliebten Aerobic-Show, der sich eine Schwarzmarktdroge injiziert, um jünger auszusehen. Auf diese Weise verwandelt sich Moore im Film in eine junge lebhafte Schönheit, gespielt von Margaret Qualley - bis es zu Problemen kommt und seltsame Dinge passieren.

Moore, die in den 1990er-Jahren geraume Zeit die am besten bezahlte Schauspielerin Hollywoods war, nimmt mittlerweile nur noch streng ausgewählte Rollen an. Doch das Drehbuch zu "The Substance" habe sie bewegt, erklärte sie im Gespräch mit dem Interview-Magazin. Der Film sei ein "einzigartiger Weg, dieses Thema des Alterns, der gesellschaftlichen Konditionierung und dessen, was ich auch als den Druck der männlich idealisierten Frau betrachte, in den wir uns als Frauen hineingesteigert haben, zu erforschen".

Selbstwert von Aussehen abhängig gemacht

Der gesellschaftliche Druck, als alternde Frau immer noch – männlichen – Schönheitsidealen entsprechen zu müssen, der in der westlichen Welt grassierende Körperkult und natürlich die Vorgabe Hollywoods, ewig jung sein zu müssen, sind Themen, die Demi Moore schon seit vielen Jahren beschäftigen.

Die heute 62-Jährige galt in der Hochzeit ihrer Karriere als Sexsymbol. Fluch und Segen zugleich: Jahrelang habe sie ihren Körper gefoltert, um diesem Bild zu entsprechen, gibt sie in einem aktuellen und sehr persönlichen Interview mit der Zeitschrift Elle an. Der Moment, als ein Produzent ihr geraten habe abzunehmen, habe sie nachhaltig geprägt, erinnert sie sich. "Das war sehr peinlich und demütigend." Das sei aber nur eine Sache gewesen. "Wie ich das verinnerlicht habe und wie es mich dazu gebracht hat, mich selbst zu foltern und hart zu mir zu sein, mit wirklich extremen Verhaltensweisen und dass ich fast meinen gesamten Wert davon abhängig gemacht habe, wie mein Körper ist - das lag an mir." 

Körperbetonte Rollen für "Frieden und Selbstliebe"

Moore war bekannt dafür, für ihre Rollen alles zu geben – sei es, um die fleischgewordene Erotik in "Striptease" (1996) darzustellen oder die gestählte Soldatin im Film "Die Akte Jane" (1997), für den sie sich nicht nur eine große Muskelmasse antrainierte, sondern sich auch eine Glatze scheren ließ. "Ich habe meinen Körper durch verschiedene Rollen mehrfach verändert, und ich glaube, ich habe diese Rollen, ob bewusst oder unbewusst, genau aus diesem Grund gewählt, um etwas Frieden und Selbstliebe zu finden", zeigt sich Moore rückblickend selbstkritisch und reflektierend.

Auch nach der Geburt ihrer zweiten Tochter Scout setzte Moore alles daran, ihren Post-Schwangerschafts-Körper wieder fit zu bekommen. Damals sei sie täglich 60 Meilen (fast 100 Kilometer) mit dem Fahrrad gefahren, um Gewicht zu verlieren, erzählte sie in der TV-Show CBS Sunday Morning. "Ich habe mir so viel Druck gemacht."

40 und sexy? Für Hollywood nicht vereinbar (gewesen)

2003 sorgte Moore für Gesprächsstoff, als sie im Actionfilm "3 Engel für Charlie – Volle Power" im knappen Bikini auftrat. Damals war sie 41 Jahre alt, doch die Medien überschlugen sich mit Schlagzeilen wie "Demi Moore: Trotz ihres Alters immer noch topfit". All das Getöns überraschte die Schauspielerin – und brachte sie zum Nachdenken. "Ich war 40, was bedeutete, dass ich keinen begehrenswerten Körper mehr haben sollte - das habe ich in Frage gestellt." 

Generell scheint die damalige Zeit schwierig für die Ex-Frau von Bruce Willis gewesen zu sein, denn Hollywood wusste damals nicht, was es mit einer 41-jährigen Schauspielerin anfangen sollte. Oder zumindest nicht mit Moore. "Ich war nicht mehr 20 oder 30, ich war aber auch nicht das, was man sich unter 40 oder 50 vorstellte. Sie wussten nicht so recht, wo ich hingehöre. Das habe ich mir nicht ausgedacht, das wurde mir vermittelt." Moore beschloss daraufhin, all die an sie herangetragenen Klischees zu hinterfragen. Das sei ihre Berufung gewesen, so ihr Gefühl damals.

"Ich kann jetzt meinen Körper wertschätzen"

Heute zeigt sich Moore selbstbewusster und kämpferischer denn je. Die Zeiten haben sich geändert, betont sie. "Jetzt bin ich 62 Jahre alt und an einem Punkt angelangt, an dem wir die Attraktivität einer Frau, die die Wechseljahre hinter sich hat, neu bewerten müssen. Früher wurden Frauen [in diesem Alter] ins Abseits gedrängt und sogar fast asexuell behandelt." Aktuell versuche sie, "das Wahre und Authentische in mir selbst zu finden – und wenn mir das gelingt, dann spiegelt sich das hoffentlich bei anderen wider".

Genau dabei soll wohl auch "The Substance" helfen. Der Film würde "den Vergleich und die Verzweiflung", die wir empfinden, wenn wir uns selbst an anderen messen, sehr gut zum Ausdruck bringen. "Zu oft betrachten wir unser besseres Ich als etwas außerhalb von uns", ist Moore überzeugt. "Und die Wahrheit ist, dass alle Antworten, alle Ressourcen, alles in uns steckt." 

Moore erzählt von einem Moment mit ihrer Tochter Scout, die ihr einmal sagte, sie wolle "aufhören, Zeit damit zu verschwenden, sich auf alles zu konzentrieren, was ich nicht bin, und stattdessen alles feiern, was ich bin". Das habe Moore als Mama, als Frau sehr beeindruckt. "Während wir uns so auf das konzentrieren, was wir nicht sind, verpassen wir die Schönheit von allem, was wir sind. Die Sache ist die, ich liebe meinen Körper, aber es geht mehr um Wertschätzung – ich kann jetzt wirklich alles wertschätzen, was mein Körper für mich tut, nicht nur, wie er aussieht." Und weiter: "Je mehr ich die Falten in meinen Augenwinkeln zu schätzen weiß – je mehr ich Schönheit in meinem Leben finden kann – desto mehr Schönheit hat mein Leben."