Coronavirus: Spaniens Alt-König soll Schmiergeldvermögen spenden
Zigtausende Spanier haben am Mittwoch Alt-König Juan Carlos I. aufgefordert, sein auf Schweizer Konten verstecktes Schmiergeldvermögen von 100 Millionen US-Dollar (89,63 Mio. Euro) dem Staat im Kampf gegen das Coronavirus zu spenden.
Gestern Mittag gingen landesweit Bürger an die Fenster und Balkone und protestierten auf Töpfe schlagend für diese Geste des ehemaligen Königs. Am gestrigen Abend haben sich die Spanier über soziale Medien dann erneut zum Protest aufgerufen.
Und tatsächlich: Als König Felipe in seiner Residenz Palacio de la Zarzuela nordwestlich von Madrid vor die Kamera trat, um den Bürgern im Kampf gegen die Coronakrise Mut zuzusprechen, ging es los: Tausende Menschen gingen am späten Mittwochabend im ganzen Land auf Balkone und an die Fenster, um auf Töpfe und Pfannen zu schlagen und gegen das ihrer Überzeugung nach korrupte Königshaus zu protestieren. Das Motto: "Corona Ciao", Corona tschau. Nein, nicht das heimtückische Virus ist mit "Corona" gemeint, sondern die Krone.
Schmiergeldaffäre: Konsequenzen für Juan Carlos
Juan Carlos soll 2008 angeblich 100 Millionen US-Dollar Schmiergeldzahlungen von Saudi-Arabien für die Vermittlung eines spanischen Eisenbahnprojektes in dem Land erhalten haben. Das Geld wurde am spanischen Fiskus vorbei angeblich auf Schweizer Konten überwiesen. Die Genfer Staatsanwaltschaft ermittelt.
Nach Bekanntwerden des Skandals ergriff König Felipe VI. Anfang der Woche drastische Maßnahmen und distanzierte sich von seinem Vater. Der Monarch kündigte an, auf das ihm später zustehende Erbe zu verzichten, welches nicht aus transparent erkennbaren und legalen Quelle stamme. Zunehmend strich er seinem 82-jährigen Vater sein Jahresbudget von 194.000 Euro. Die spanische Regierung begrüßte Felipes Entscheidung.
"Die Krone muss die Würde der Institution gewährleisten, ihre Ansehen bewahren und ein integeres, ehrliches und transparentes Verhalten haben", hieß es aus dem Madrider Zarzuela-Palast. Nach Meinung vieler Bürger sollte Juan Carlos nun diese 100 Millionen US-Dollar dem spanischen Gesundheitssystem im Kampf gegen das Covid-19 Virus spenden.
Mit der sich dramatisch schnell ausbreitenden Epidemie läuft das spanische Gesundheitssystem zunehmend Gefahr, zu kollabieren. Neben Beatmungsmaschinen fehle es an vielen Krankenhäusern des Landes zudem an Schutzkleidung und Masken, weshalb sich auch bereits zahlreiche und dringend gebrauchte Ärzte, Sanitäter und Krankenpfleger mit dem Corvid-19 Virus infizierten.
Spanien ist mit 13.716 Infizierten und fast 600 Toten nach Italien das Land mit den meisten Coronavirus-Fällen in Europa. Im Kampf gegen das Coronavirus hatte die spanische Regierung in der Nacht zum Sonntag bereits den Notstand ausgerufen und eine allgemeine Ausgangssperre verhängt.
Am Dienstag beschloss die spanische Regierung von Ministerpräsidenten Pedro Sánchez ein 200-Milliarden Euro Hilfspaket für die Unterstützung der Wirtschaft und der Arbeitnehmer. Am Mittwoch stellte Sánchez dem Madrider Parlament das Maßnahmenpaket vor. "Wir stehen vor einer beispiellosen Herausforderung. Das Schlimmste steht uns erst noch bevor", verdeutlichte Spaniens sozialistischer Regierungschef die Situation.