Weltschlaftag: Schenk, Serafin, Koller und Co. erzählen, wovon sie noch träumen
So wie nicht ein jeder träumt, der schläft, so schläft auch nicht jeder, der träumt“, wusste schon Physiker und Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799).
„Der Traum ist die Erfüllung eines unterdrückten Wunsches“, erkannte der Vater der Psychotherapie, Sigmund Freud (1856– 1939). Zugeschrieben wird ihm auch die süffisante Riposte auf Zweifler und Gegner: „Mögen Sie ruhig tagsüber meine Theorien belächeln – ich bin sicher, dass sie nachts davon träumen.“
Zum „Weltschlaftag“ fragte der KURIER bei Legenden nach: Wovon träumen Sie (noch)?
Musicaldiva Dagmar Koller (81): „Ich träume jeden Tag. Ich möchte zum Beispiel unbedingt noch einmal in die Karibik. Aber ich habe so viel Stress, weil ich so viele Termine annehme. Mir kommt vor, je älter ich werde, umso öfter sage ich Ja – und dann habe ich keine Zeit. Ich liebe das Meer und die Mentalität der Menschen am Meer. Ich schwimme ja auch so gerne. Eigentlich wollte ich schon zu Weihnachten hin, aber es gibt ja mit Corona gar nicht so viele Flüge.“
„Was?“, fragte sich Otto Schenk (90) im KURIER-Gespräch am Donnerstag, „morgen is Weltschlaftag? I bin heut’ scho müd.“ Der „Theaterer“ (seine Eigendefinition) mit 74 Jahren Berufserfahrung wird Bühnen nur noch betreten, um „schauspielerisch vorzulesen“. Er träumt „so realistisch, wie ich Theater spielte und von anderen verlange. Ich bin immer das Opfer, das Werkl is dasselbe, wie es im Leben abläuft. Ich führe ununterbrochen Regie, mit ständigen Pannen. Dann wache ich auf und will sie lösen und denke mir: Gott sei Dank, ich habe ja genug geschlafen!“
Schenk ist Schlafkünstler – er nickt gern bei Gesellschaften oder im Zuschauerraum ein, was Umsitzende (mittlerweile) bewundern. „Ich bin ein Schrecken, weil mir Easy Talk so wahnsinnig schwerfällt.“
In der Pandemie ist ihm hauptsächlich fad, er „zerspringt vor Dingen, die ich noch machen möchte, ohne zu wissen, welche und ob sie möglich sein werden“.
Vollständigen Abschied als Künstler nimmt er nicht: „Ich habe einen dicken Fuß in der Tür zum Publikum. Wenn sich eine Kanzel findet, wo man mich als Abrahama Santa Clara predigen lässt, werde ich das tun. Weinende sollen ihre Taschentücher wieder einpacken.“
Schenk-Intimus und -Weggefährte Harald Serafin (89) träumt wenig: „Im Gegensatz zu meiner Frau, die mir jeden Tag ihren Traum erzählt und ich mir denke: Wie kommt die da drauf? Wenn ich träume, dann aber kräftig. Meist Herzenswünsche. Ich träume am liebsten – egoistisch wie ich bin – von Wünschen, die ich in den letzten Tagen hatte und die verdichten sich später. Mein Tagesablauf ist aber so, dass ich sogar die schönsten Träume vergesse – außer die von Urlauben in Ägypten. Wie das Eis schmeckt, wie der Sand heiß ist, wie die Leute sich verkriechen unter Sonnendächern. Das macht mich glücklich. Wenn ich aufwache bin ich oft etwas enttäuscht.“
Die Chanson-Ikone Topsy Küppers (89) hat „keine materiellen Träume mehr“. Sie wünscht sich „Frieden in der Welt, „was sich nie erfüllt – Goethe hat sinngemäß gesagt: Wenn ihr euch schon nicht vertragen könnt, lasst euch wenigstens gelten. Das gilt noch immer, wenn nicht sogar mehr denn je. Wir leben in einer Zeit, in der man sich so Banales wünscht wie das normale Leben. Hinausgehen, Freunde treffen. Von Herzen wünsche ich mir eine andere Regierung. Das sind keine guten Politiker, sondern ausgezeichnete Selbstdarsteller.“
Künstler und Poet André Heller (73) kann einer reinen Traumwelt wenig abgewinnen. „Ich bin das Gegenteil eines Träumers: ein manischer Verwirklicher. Man könnte auch sagen, dass ich versuche, sogenannte Träume in der Wirklichkeit auf ihre Statik zu überprüfen.“