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Topsy Küppers: Hals über Kopf Richtung 90

Der Bonsaibaum, den sie am Balkon ihrer Wohnung in der Seniorenresidenz Maimonides so liebevoll streichelt, ist 80. Die Esche am nahe gelegenen Heustadlwasser, mit der sie sich so gern unterhält, ist 100. Genau dazwischen liegt sie selber. Topsy Küppers wird tatsächlich 90. Wer es nicht glauben will, muss sie am besten live-haftig erleben: Die Gelegenheit dazu bietet sich schon an ihrem Geburtstag am Dienstag – da tritt sie nämlich im Theater am Spittelberg auf (siehe Termine ganz unten).

Ihr Programm heißt wie ihr neues Buch: "Nix wie Zores!" Das bedeutet im Jiddischen etwa so viel wie "Ungemach" oder "Streitereien" – Küppers übersetzt es viel lieber ins "eingewienerte" Französisch: "Je suis in der Rue de la Gack!" Es geht, wie immer bei ihr, um "Leben und Lieben", diesmal besonders ums Jüdische. Auf die Frage, wo sie sonst noch auftritt, zitiert sie die Klavier-Legende Artur Rubinstein: "Überall, wo man mich will."

Man will. Bei Auftritten gehen ihre Bücher am besten – "weil ich viel singe, aber nur zwei, drei Geschichten vorlese, damit die Leute Appetit aufs Ganze haben."

Die faszinierende Frau hat unendlich viel zu fesseln – Kindheit in Kellern, wo sie als halbwüchsige Halbjüdin vor dem Zugriff der Nazischergen zitterte. Ballettausbildung (siehe "Zur Person"), weil sich ihre Oma gegen ihre Mama durchsetzte. Die Großmutter prägte ihr früh ein: "Vorurteil is a Loch im Kopf von Blede!" Danach Theater, Filme, Gesang, Kabarett, eine eigene Bühne, eine unglückliche und eine erfüllende Ehe.

Leben, lachen, lieben

"Meine 3-G-Regel: Ich habe gelebt-gelacht-geliebt und heute hab' ich Falten – Madame Plissee, die Vielfältige, wäre jetzt die richtige Rolle." Das beste Rezept für geistige Frische, sagt sie, ist "sich selbst einen Vorrat an positiven Gedanken im Herzen zu speichern". Für die physische Fitness schwört sie auf stundenlange Spaziergänge an der Donau vor der Tür und auf ihr Yoga-Workout mit einem – oft bis zu zehnminütigen – Kopfstand.

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In diese und aus dieser Haltung gleitet sie im Kopfumdrehen mit der Grazie einer Kunstturnerin. "Das steigert die Durchblutung des Gehirns. So brauche ich weder ein Hörgerät noch eine Brille."

Und was ist der Sinn des Lebens? "Eine gute Freundin sagte: Man kann nicht früh genug anfangen, das Altwerden zu üben." Küppers' Credo fürs Dasein: "Güte und der Kampf gegen Vorurteile."

Bis heute hat sie ihren wahren Geburtsvornamen nicht verraten. Topsy ist ein niederländisch-dänischer Kosename. "Dieses Geheimnis", so Küppers, "lüfte ich erst in meinem nächsten Buch".

Das wird übrigens leider nicht "Die Männer meines Lebens" heißen, denn: "Es waren nicht so viele, dass es für ein ganzes Buch reichen würde. Als mich ein Kollege vor Jahren fragte: 'Was macht die Liebe? Bist du eine lustige Witwe?', blinzelte ich ihn nur an: "Ich bin keine lustige, sondern eine lästige Witwe. Es ist viel schöner, einen ständigen Freund als einen vor-übergehenden Lover zu haben."

Zur Person

Kindheit & Jugend

Topsy Küppers kam am 17. August 1931 in Aachen (Deutschland) zur Welt. Der Vater verließ die Familie, als sie ein Kleinkind war. Mit Mutter und Großmutter überlebte sie die NS-Zeit als U-Boot in Holland.

Berufsweg

Nach früher Ballettausbildung wurde sie Sängerin, Schauspielerin (13 Filme), Kabarettistin, Prinzipalin (1976–2001, Freie Bühne Wieden) und Autorin.

Privates

Aus erster Ehe mit Kabarettist Georg Kreisler ( 2011) stammen Alexander (*1960) und Sandra (*1961), die zweite Ehe führte sie mit der großen Liebe ihres Lebens, Carlos Springer († 2013).

 

"Nix wie Zores! Eine musikalisch-literarische Revue zum Schmunzeln und Stirnerunzeln": 17. August, 17 Uhr, Theater am Spittelberg, 1070 Wien; 27. August, 17 Uhr, Schutzhaus Heustadlwasser, 1020 Wien; 31. August, 19 Uhr, Kulturverein Aichergut, 4863 Seewalchen.