Star-Therapeutin Freeman: "Meine Rache an Hitler ist das Hotel Imperial"
Von Lisa Trompisch
Ich kann mit normalen Neurotikern nichts anfangen“ und „man muss ein bisserl meschugge sein, um nicht verrückt zu werden“ – alleine dieser Satz zeugt davon, welch’ herrlichen Humor die berühmte Psychoanalytikerin Erika Freeman (93) besitzt.
Geboren als Erika Polesciuk-Padan in Wien, floh sie 1940 mit 12 als unbegleitete Minderjährige nach New York. Heute kann sie den Schrecken der damaligen Zeit mit ironischer Distanz begegnen, so sagte sie zum Beispiel jetzt im „Willkommen Österreich“-Interview auf ORF1: „Meine Rache an Hitler ist das Hotel Imperial. Ich wohne dort, denn auch er hat einmal dort gewohnt.“
Und über das „Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst“, welches sie 2017 überreicht bekam: „Sie konnten mich nicht ermorden, dann haben sie mich dekoriert.“ Die Kurzgeschichte „Yentl“ von Isaac Bashevis Singer (gestorben 1991) basiert übrigens auf dem Leben ihrer Mutter, wie sie erzählt.
Die größten Stars Hollywoods wie Marilyn Monroe und Co. lagen schon auf ihrer Couch und ließen sich therapieren.
„Marlon Brando hat niemals mit einer weißen Frau geschlafen. Das war sein Schutz vor Homosexualität und dagegen, mit der eigenen Mutter schlafen zu wollen“, verrät sie. Ödipus lässt grüßen. Der große Brando suchte sich also immer Frauen, die seiner Mutter nicht im Geringsten ähnelten.
„Schauspieler haben eine sehr empfindliche Seele“, ist sie sich sicher. Sie leiden auch mehr als andere, meint sie.
Übrigens, Freeman kennt auch Entertainer Alfons Haider. „Er ist ein sehr sensibler Künstler und gibt das aber auch zu – und das ist sehr gesund.“
Besonders hart ins Gericht geht die berühmte Therapeutin mit US-Präsident Donald Trump. Er sei wie ein Baby, das niemals erwachsen wird, meint sie. Und hat auch gleich eine Erklärung für sein Verhalten parat. „Donald Trump hatte kein Glück, denn sein Vater hat ihn nicht gemocht.“ Die Mutter habe das sogar lanciert. „Sein ganzes Leben hat er versucht, etwas zu tun, das seinem Vater gefällt. Und jetzt, wo der Vater nicht mehr lebt, ist er Präsident geworden. Zufällig, aber trotzdem ist er Präsident. Und er kann ihm nichts mehr beweisen.“
Auch seine obligatorische rote Krawatte bleibt nicht unkommentiert. „Die ist sehr interessant, das haben schon die Engländer gewusst. Wenn du nix zu sagen hast, willst aber Aufmerksamkeit haben, dann trage eine rote Krawatte.“
Mit Hillary Clinton hingegen ist sie gut befreundet, konnte sie im Präsidentenwahlkampf aber nicht unterstützen, um eben Trump keine Munition gegen sie zu liefern.
„Ich durfte ihr nicht zu nahekommen, denn, wenn ich bei ihr gewesen wäre, hätte Trump gesagt, schau, die ist ja verrückt“, erzählt sie.
Sie hat stattdessen die Wahlkampfzeit in ihrer ehemaligen Heimat, in Wien, verbracht, wohin sie regelmäßig zurückkehrt, um sich auch als Zeitzeugin gegen das Vergessen der Nazi-Gräuel einzusetzen.