Hannes Kartnig über Fußfessel, Kritik und "Dancing Stars"
Von Lisa Trompisch
Er ist der Überraschungskandidat auf dem Parkett – jahrelang war König Fußball sein Leben, dann schoss er sich selbst ins Abseits. Jetzt will er am 3. März bei der ORF-Show "Dancing Stars" zeigen, was er noch kann.
Doch so anstrengend hat sich Ex-SK-Sturm-Präsident Hannes Kartnig (71) das Training nicht vorgestellt. "Überhaupt net. Es is a Wahnsinn", meint er in der Sendung "Herrlich ehrlich – Menschen hautnah".
Konditionell ist er voll dabei, auch wenn das Knie ab und zu zwickt, nur mit dem Merken hat er’s nicht so wirklich. "Da mach ich fünfmal den gleichen Schritt und den sechsten wieder falsch. Es stört mich, aber ich arbeite daran." Und klar, auch er will gewinnen, wobei, "wenn es bessere gibt, dann soll der Bessere gewinnen. Geh ich halt traurig heim, ist ja wurscht."
Tango Korrupti
Wurscht sind ihm auch die negativen Kommentare zu seiner Teilnahme. "Einer hat geschrieben, da tanzt er den 'Tango Korrupti'. Aber, ist ja lustig. Dann hab ich dem ORF genau das vorgeschlagen: Wir tanzen zu 'Tango Korrupti'. Dann greife ich in die Tasche, nehme 500er raus, keine echten, und sag dazu: 'Das letzte Schwarzgeld schmeißen wir jetzt ins Publikum." Ein bissl ein Spaß", so Kartnig, der gelernt hat, mit Kritik zu leben.
"Bösartige Menschen, die neidig und eifersüchtig sind, wären gern dabei, aber haben nicht die Gabe dafür."
Die Show als Imagepolitur will er nicht nutzen. "Image brauche ich keines mehr. Ich habe Höhen und Tiefen erlebt. Auf der einen Seite ist es ja nicht so schlecht, wenn man gewisse Dinge erlebt. Da kann man erst vom Leben so richtig sprechen."
Aber über einem steht er nicht drüber – nämlich über dem Vorwurf, 2014 ohne Erlaubnis mit seiner Fußfessel die Grazer Oper besucht und Tage später in Wien seinen Geburtstag gefeiert zu haben.
"Ich hatte die Genehmigung von der Justizanstalt. Ich durfte durch ganz Österreich fahren, weil ich ja berufstätig war und dadurch auch Geld eingebracht habe. Da war ich halt zu meinem 63er essen – dann hatte ich eine Titelseite. Und dann haben die Justiz-Generäle Angst gekriegt: Mein Gott, der steht zu viel in der Zeitung. Dann hieß es: Fußfesselabnahme. Mir hat der Chef in Graz gesagt: In Wahrheit haben Sie nichts gemacht, aber was soll ich tun? Soll ich gegen den General wettern? Ich bin ja auch nur ein Kleiner. Und dann hat auch noch ein Politiker mitgespielt, den Namen will ich jetzt gar nicht nennen. Der hat gesagt: Wenn ihr dem nicht das Goldketterl abnehmt, gehe ich in den Nationalrat und schaffe das ganze Fußfessel-Abkommen ab. Aber Gott sei Dank ist der nicht mehr in der Politik."
Kartnig ist übrigens immer noch der Überzeugung, eh nur "steuerschonend" gearbeitet zu haben. "Wir haben das leider gemacht, es ist ein Fehler gewesen. Vielen Vereinen passiert nix. Ich war vielleicht zu vorlaut, zu wichtig, aber mir ist das egal gewesen."
Live schaut er keine Spiele mehr. "Wenn ich auf’n Sturmplatz gehe, dann gibt’s sicher betrunkene Leute, die mich kennen und mich beleidigen. Das brauche ich nicht."
Und der österreichische Fußball? "Spieler haben wir gute, dafür schlechte Funktionäre. Das Problem ist, wir haben keine Persönlichkeiten mehr, die an der Spitze stehen."
Und Kartnigs launiger Nachsatz über sein Lebensmotto: "Das Leben ohne Knast ist wie ein Baum ohne Ast." Tja, wirklich herrlich ehrlich ...