Der Film "Eismayer" kommt ins Kino: Wenn zwei Soldaten sich ineinander verlieben
Von Lisa Trompisch
Ein gefürchteter Bundesheer-Ausbilder verliebt sich in einen Rekruten – was klingt wie ein Filmstoff, ist es auch – aber aus dem echten Leben gegriffen. Es ist die Geschichte von Vizeleutnant Charles Eismayer (65) und Major Mario Falak (41), die sich 1999 beim Heer kennengelernt haben.
„Vom ersten Tag an, als er eingerückt ist, habe ich ihn wirklich gehasst. Er war so ein richtig Aufsässiger. Ich zeig’s denen schon, mich brechen sie nicht, mit denen werde ich Schlitten fahren. Aber wenn man ihm eine Aufgabe gestellt hat, dann hat er die korrekt und gut, wenn nicht sogar perfekt, gemacht. Der Sture, aber auch der Gute“, erinnert sich Eismayer in der Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“ an die erste Begegnung, aus der später Liebe wurde.
Doppelleben
Der Vizeleutnant, der schon früh wusste, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt, hat damit gekämpft, ein Doppelleben geführt – nach außen Ehemann und Familienvater, eisern zu seinen Rekruten.
„Ich hab versucht, diese jungen Soldaten zu formen und Leistung abzuverlangen. Leistung, die sie im Alltag und Privatleben, aber auch im Ernstfall – Gott behüte, dass je einer kommt – brauchen. Wir haben nie etwas gefordert, was unmöglich wäre“, erzählt er.
Und auch die Herzensbildung der jungen Männer war ihm immer wichtig. So baute er mit seinen Soldaten die ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“ auf, verzichtete da selbst auf 27 Weihnachtsfeiern mit seiner Familie.
Die ganze Sendung:
Im Nachhinein würde er sich wünschen, dass er früher zu seinem wahren Selbst gestanden wäre, auch früher zu seiner Liebe zu Mario Falak. „Wir haben kostbare, wundervolle Zeit verloren durch das Doppelleben. Erstens ist es anstrengend für einen selbst und zweitens kann man sein richtiges Leben gar nicht wirklich ausleben“, erzählt er.
Im Jänner 2014 wagten die beiden dann einen sehr öffentlichen Schritt, sie verpartnerten sich – in Galauniform, alles abgesprochen mit dem Ministerium, denn „wir beide sind zu tausend Prozent Soldaten und wir wollen unter keinen Umständen unseren Stand des Soldaten schädigen“, so Eismayer.
Negative Reaktion darauf gab es eigentlich keine, wie Falak betont. „Ich habe keine Nachteile oder auf irgendeine Art und Weise einen persönlichen Angriff erlebt.“
Outing beim Heer
Ob sich jetzt junge Soldaten beim Bundesheer outen sollen oder nicht, da gehen die Meinungen der beiden auseinander. „Als verdammt harten Weg“, bezeichnet es Eismayer, Falak hingegen meint: „Jeder soll sich genauso frei benehmen oder frei verhalten wie jeder andere – wurscht, welcher sexuellen Orientierung er ist. Er soll das sein, was er ist, und beim Bundesheer ist das möglich. Deshalb sage ich auch, die Leute sollen sich outen können und sich mit der Herausforderung ihrer Weltsicht konfrontieren, weil wenn man es nicht tut und sich versteckt, wird es nur nach hinten geschoben und ich bin der Meinung, dass es jetzt möglich ist, einfach die Person zu sein, die man ist.“
Am 28. Oktober kommt der Film „Eismayer“ unter der Regie von David Wagner in die heimischen Kinos. Die Hauptrollen haben Gerhard Liebmann und Luka Dimic übernommen, die beide auch zu Recherchezwecken Eismayer und Falak zu Hause besucht und dort quasi die Rollen geübt haben.
„Und ich muss sagen, mir rennt jetzt schon wieder die Gänsehaut auf. Mir sind die Tränen gekommen, wie die das gespielt haben“, so Eismayer ganz weich.
Warum Mario Falak, der Kriegsflüchtling aus Sarajevo ist, überhaupt zum Heer gegangen ist und warum sich beide ein Bundesheer-Fahrzeug bei der Regenbogenparade wünschen, sehen Sie im Video oben.