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Eva Maria Klinger wird 80: "Damals war man als Frau im ORF eine Null"

Bei ihrem letzten Auftritt im ORF, als Talkgast von Barbara Stöckl im Juni, beeindruckte sie mit Gedanken der Marke „extra dry“. So sagte Eva Maria Klinger, zum 80er auf Zukunftspläne angesprochen: „Da ist die Perspektive sehr schmal. Was kommt als Nächstes? – Krankheit und Tod. Krankheit ist viel schlimmer, weil der Tod gehört zum Leben.“ 

Dem KURIER, der sie erst am heimischen Attersee und später an der französischen Atlantikküste erreichte, sendet die Jubilarin „herzliche Grüße aus dem Paradies“ (im Club Med), wo sie mit ihrem Sohn Christoph (52, Psychologe), ihrer Schwiegertochter und den beiden Enkelsöhnen (13 und 16) „täglich den zehn Sportarten für meine 3 Herren ausdauernd zusieht“.

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Dabei ist die gebürtige Ottakringerin, die schon als ORF-Programmansagerin mit fast 100-prozentiger Bekanntheit, 1970 in Theaterwissenschaften promovierte, selbst leidenschaftlich aktiv: „Ich schwimme – immer mit dem Kopf unter Wasser – und ich golfe (Handicap 28,2) regelmäßig.“ 

Auf dem Ergometer radelnd holt sie gelegentlich via Handy tags zuvor versäumte TV-Sendungen nach – sie fühlt sich „putzmunter und pumperlg’sund“, aber sie weiß: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es schon morgen ganz anders sein kann, ist sehr hoch“.

Perücken noch im Fundus

Heute, Donnerstag, an ihrem runden Ehrentag, hat Klinger das Mobiltelefon „in Dunkelhaft“ verbannt und wird „ausnahmsweise“ nicht selbst kochen – Spezialität: „Ragù alla Bolognese“, Lieblingsspeise jedoch: „Backhendl“.

Die Zeiten, „als die Leute mich auf Schritt und Tritt für das gesamte Programm bis hin zum Wetter verantwortlich gemacht haben“, datieren mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. 

1967 gewann die dunkelblonde Beauty, die Schauspielerin, später Dramaturgin werden wollte, den Sprecherinnenwettbewerb des unter General Gerd Bacher ( 2015) reformierten ORF. 

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Klinger in der Rückblende: „Damals war man als Frau in diesem Unternehmen eine Null – entweder Putzfrau, Sekretärin oder halt eine Sprechpuppe ohne eigenen Text.“ Die stahlhelmartige strohblonde Perücke, lacht sie, „liegt heute noch im Kostümfundus am Küniglberg“.

Die gewaltige Popularität dieser Jahre wunderte sie bereits damals: „Das Image war: süß und herzig. Dabei konnte ich doch auch denken und reden!“ 

1984, nun als freiheitsliebende, glücklich geschiedene Frau Doktor, wechselte sie in die (Radio)-Kultur. Sie moderiert bis heute die monatlichen Künstlergespräche in der Josefstadt, schrieb eine viel beachtete Biografie über Helmuth Lohner (gestorben 2015), saß in der Jury für den Nestroy-Preis und fand im Theater-Grandseigneur Robert Jungbluth (gestorben 2009) den kongenialen Partner und Lebensmenschen.

„Von einer großen Liebe“, sagt Klinger heute, „lebt man ja noch Jahre und Jahrzehnte danach.“ Ihr Beziehungsstatus? „Mich wegen zweier Skiunfälle und den nötigen Knieoperationen von meinen Tennisschlägern zu trennen, das war letztlich schwieriger als einen Lover zu verlieren.“

Bilanz: „Ich bin ein Glückskind, immer auf der Butterseite, keine Schicksalsschläge.“

Und der Sinn des Lebens? „Frage ich mich mit 80 immer noch ... Ich glaube: Das Leben einfach zu leben, in Liebe, in Fairness und Anständigkeit.“