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Eine Rose vom Beczała: Der Startenor über den Opernball, Tanzen und großen Druck

Es ist sein erstes Mal – der gefeierte Star-Tenor Piotr Beczała hat es noch nie geschafft den Opernball zu besuchen, heute Donnerstag, wird er ihn sogar gesanglich eröffnen. Der KURIER traf den gebürtigen Polen in der Staatsoper, wo er unglaublich entspannt durch die Gänge schlenderte und die Fortschritte des Aufbaues neugierig begutachtete.

„Ich finde, den Opernball mit Gesang zu schmücken, ist eine tolle und große Sache“, freut er sich auf seinen Auftritt. Er weiß auch um die Wichtigkeit dieses Großereignisses, sowohl gesellschaftlich als auch geschäftlich. „Beim Opernball ist es wie auf dem Golfplatz (Beczała ist leidenschaftlicher Golfer), da werden viele Geschäfte eingefädelt. Das ist schon ein wichtiges Ereignis, noch dazu ein kulturelles. Man kann den Opernball nicht ignorieren diese Woche in Wien. Man macht den Kühlschrank auf und dann kommt jemand mit einer Opernball-Geschichte raus. Das finde ich einfach großartig“, lacht der charismatische Tenor, der auch meint, dass man die Bedeutung eines „Ball-Gesichts“ nicht unterschätzen darf.

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„Ich fände, so eine Bezugsperson ist schon wichtig. Auch was die Verantwortung betrifft, dann ist nur einer dafür verantwortlich. Wenn was toll läuft oder wenn etwas – hoffentlich nie – schiefläuft. Ich finde schon, dass so ein Ereignis eine Person braucht.“

Zum Besten geben wird Piotr Beczała bei der Eröffnung auf ausdrücklichen Wunsch des scheidenden Direktors Dominique Meyer unter anderem „E lucevan le stelle“. „Das passt perfekt zu Königin der Nacht. Und ich habe gescherzt, weil ich letzte Spielzeit sieben Vorstellungen Tosca gesungen habe und bei sechs hab ich diese Arie als Zugabe wiederholt, dann habe ich sie einmal noch übrig. Dann singe ich die beim Opernball“, grinst er.

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Natürlich möchte er auch mit seiner Ehefrau Katarzyna das Tanzbein schwingen. „Ich bin der Tanzmeister vom Dienst. In meinen 14 Produktionen habe ich mindestens 12 Darstellern das Tanzen beibringen müssen, weil die zwei linke Füße hatten. Ob ich allerdings auch den Linkswalzer schaffe, weiß ich noch nicht, aber ich werde mich bemühen“, lacht er.

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Bescheiden, nicht nur was sein tänzerisches Können betrifft, gilt er doch als der größte Tenor der Welt. „Das ist ein wahnsinniger Druck. Die Erwartung ist immer sehr hoch, aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Für mich existiert kein Ranking. Wir sind nicht beim Skispringen. Und sogar dort gibt es diese Windpunkte und Jurypunkte“, meint er.

„Es ist eine großartige Sache und ein schöner Moment in meiner Karriere. Ich singe Sachen, die ich singen will und mag. Ich kann mir erlauben, nicht alles anzunehmen, wozu man mich zwingen will. Und der Rest liegt beim Publikum, ob die das mögen oder nicht. Man könnte es halten wie Forrest Gump: ,Das ist alles, was ich darüber sagen kann.’“

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Es gibt ja neuerdings Pläne der Bundestheater-Holding, dynamische Preisgestaltung bei den Tickets einzuführen. Heißt konkret, wenn Superstars wie Netrebko, Kaufmann - oder eben Beczała - singen, sollen die Ticktes teurer werden.

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"Da sind wir wieder beim Ranking. Die Top 3 Sänger - und dann streiten sich die Agenturen, wer denn da dazugehört", meint Beczała. "Wenn man mich wirklich zu dieser erlesenen Gruppe zählen würde, würde ich mich freuen, aber es ändert nichts an der Betrachtungsweise meines Berufes. Ich bemühe mich wirklich, das was ich mache, auf die Bühne oder auf meinen Beruf zu reduzieren. Bezüglich der Tickets, weiß ich aber nicht, was ich davon halten soll. Ich hoffe aber nicht, dass die Stehplatz-Gruppe davon auch betroffen ist, denn das sind die treuesten Fans und Opernliebhaber. Und das wäre traurig, wenn man diese Leute aus der Oper durch erhöhte Preise ausschließt."

Bald kann man sich den Star-Tenor aber sowieso zu sich nach Hause ins Wohnzimmer holen, denn er hat eine neue CD fertiggestellt. "Ein neues Soloalbum. Es wird ,Vincero' heißen. Ein reines Verismo-Album. Das macht schon sehr viel Spaß, aber ich habe mich nicht einmal im Studio gehört, sondern meine Frau war da mit dem Tonmeister und dem Produzent. Und ich habe ihnen geglaubt." Ja genau, richtig gelesen, der Tenor kann sich selber nicht hören. "Die technische Art, wie ich Singen gelernt habe, schließt sich zu hören aus. Man projiziert die Stimme und die ist weg. Wenn man versucht, noch zuzuhören, ist das eigentlich ein Fehler. Es ist immer ein Problem bei den Aufnahmen, da die Stimme durch die technischen Sachen ein bisschen verunstaltet wird. Das ist dann nicht so, wie ich mir vorstelle, dass ich klinge. Und dann könnten zu viele dumme Gedanken kommen. Deswegen singe ich wie immer und werde dann aus dem Studio korrigiert. Und so entstehen die Aufnahmen schon seit Jahren und das bewährt sich sehr gut", erklärt er.

Neben vielen anderen Produktionen wird er im September in der Metropolitan Opera in Aida an der Seite von Anna Netrebko den Radames geben.