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Die Qual der Opernball-Roben-Wahl: Eine Leidensgeschichte

Der Opernball – in jedem Societyjournalisten-Kalender wird dieser Termin schon Monate vorher dick angestrichen – eingekringelt, umrahmt, vorzugsweise mit mehreren Rufzeichen versehen (und eventuell gleich die Telefonnummer von Richard Lugner dazugeschrieben, sozusagen der heilige Gral der Gesellschaftsberichterstatter – weil, sicher ist sicher). Großkampftag also. 

Und natürlich braucht es da auch ein Kleid. Und weil frau ehrlicherweise gerne auch mal ab und zu Prinzessin ist, wünscht man sich da schon etwas Besonderes. 

ABER, es muss einige Kriterien erfüllen. Stiege rauf, Stiege runter und das unzählige Male, sollte es schon berufsbedingt standhalten – und atmen sollte man vorzugsweise bitte auch können. 

Aja, heißer Tipp am Rande an alle Damen, die einen Logenplatz ergattert haben – vermeiden Sie bitte schulterfreie Kleider, das schaut auf den Bildern und im TV immer etwas nackig aus. Als säße frau in einer pompösen Badewanne. Und große Schleppen sind auch nicht unbedingt von Vorteil – Sie ahnen es, wegen dem Stiege rauf und Stiege runter.

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Ich habe das große Privileg, dass ich in meiner 24-jährigen Journalistenlaufbahn schon viele Designerinnen und Designer kennengelernt habe und mir daher auch ab und zu so eine Traumrobe ausborgen darf. Was aber nicht immer ganz leicht ist, vor allem wenn man von den Modelmaßen so weit entfernt ist, wie vom Doktortitel in Astrophysik. Hüfte, Bauch, Po und natürlich vor allem das Dekolleté sollten schon gut verpackt sein – Sie wissen es mittlerweile – Stiege rauf und Stiege runter. 

Wobei, hier an dieser Stelle – eine Mega-Hoch auf die Spanx, dieses wirklich unsexy „Unten drunter“, in das man sich selbst wenn man alleine ist, eher verschämt hineinzwängt. Aber, es wirkt! „Das ist so geil, weil man kann mit Shapewear den Bauch in den Busen schieben“, meinte schon so herrlich ehrlich ORF-Stylexpertin Martina Reuter

Da haben‘s die Männer schon einfacher – zack, rein in den Frack und fertig. Außer vielleicht, man(n) hat die Größe von Danny DeVito (1,47 m) – dann wird’s eventuell wirklich zur Pinguin-Parade.

Designer Alexis F. Gonzales hat mir heuer netterweise angeboten, mich für den Opernball einzukleiden. Ganz nach dem Motto: „Das machen wir schon“ (sich das bitte mit heißblütigem lateinamerikanischem Akzent vorstellen, denn er kommt ursprünglich aus Kolumbien)

Und dann steht frau da, im Atelier, umgeben von den schönsten Kleidern, die man sich vorstellen kann. Geht verträumt durch die Reihen, streichelt sanft die Stoffe, nur um bei jedem Traumstück drauf zu kommen, dass man da fix und in hundert Jahren nicht hineinpasst. Aber, Alexis hat sich schon was überlegt, kommt schon mit passenden Kleidern um die Ecke. 

Die erste Kreation hat wunderschöne Applikationen an den Ärmeln, macht ein Mörder- Dekolleté, ein Schösschen umspielt die Hüften (herrlich!) – aber, das gute Teil hat eine kleine Schleppe – weniger herrlich. (Ich erspar Ihnen das jetzt wieder mit der Stiege)

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Die zweite Robe hat edle, schwarze Spitzen-Ärmel und einen fließenden Rock – in Grün. „Sehr schön, sieht frisch aus, wie ein Softdrink, Sprite oder so“, tönt es aus der Ecke von einem zufällig anwesenden Herrn. Zu seiner Verteidigung, auf Nachfrage hat er es wirklich als Kompliment gemeint – das Grün würde ihm sehr gut gefallen. Und noch ein Pluspunkt, diese Robe hat Taschen! Ich mein, wie genial ist das denn? Kein Thema mehr, wenn das Handy nicht ins Abendtascherl passt. 

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Robe drei, die Alexis noch aus dem Designerhut zaubert, ist gelb, eigentlich gelber als gelb. Normalerweise nicht wirklich meine Farbe – aber, siehe da, ein Traum. Sitzt, passt, hat Luft – und ist auch gleich gut für die Psyche, weil, wie man weiß, Farben machen glücklich. 

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Und jetzt, die Qual der Wahl, für welches Kleid soll man sich entscheiden. Und was macht frau dann, vor allem wenn sie alleine zur Anprobe gekommen ist? Richtig! Bilder aus allen möglichen Winkeln, die auch dann gleich auf der Suche nach Rat eilig in die Welt hinausgeschickt werden. Und eines kann ich Ihnen an dieser Stelle auch gleich sagen, keine gute Idee. Das ist, wie wenn man Dr. Google nach Krankheitssymptomen fragt. Man ist genau so schlau als wie zuvor – oder man leidet unter einer defekten Zündkerze.

Meine Cousine (Beraterin in allen Lebenslagen) meinte zum Beispiel „Das Gelbe, das sieht aus wie in die ,Schöne und das Biest‘". Nachsatz: „Aber ich mein eh die Schöne.“ 

Die restlichen Lustigkeiten spar ich hier aus, nur so viel – es wird das Gelbe – zum Leidwesen meiner Mutter, die anscheinend, so weiß ich es jetzt, überhaupt kein Gelb-Fan ist und mir das bei jeder passenden (oder auch unpassenden) Gelegenheit unter die Nase reibt. Und es bleibt trotzdem bei gelb – schließlich muss man sich mit 44 auch mal emanzipieren, oder, ODER? Bekommt sie dann halt keine Opernball-Bilder geschickt. 

Wie müssen sich dann erst zum Beispiel die ORF-Moderatorinnen fühlen, die ihre Roben einem Millionenpublikum präsentieren? Und wir wissen alle, so kränkende Gemeinheiten sind schnell mal ins WWW getippt. 

Also, Fazit: Seien Sie bitte gnädig mit Ihrer Beurteilung – man muss ja nicht gleich so direkt, wie meine Mama sein …