Christine Ostermayer und Margarethe Tiesel über Sterbehilfe, Rollen im Alter und Glück
Von Lisa Trompisch
Zwei ungleiche Seniorinnen begeben sich auf eine letzte Reise in die Schweiz – "80 Plus", ein Film über Einsamkeit im Alter, Sterbehilfe und späte Frauenfreundschaft, bei dem aber auch der Humor nicht zu kurz kommt.
"Bei all der Dramatik und bei all der Schwere des Themas, ist es wichtig, dass man aus diesem Film nicht deprimiert rausgeht. Obwohl es ums Sterben geht, soll es ein vitaler, lustiger Film zu diesem Thema werden", so Regisseur Gerhard Ertl im Zuge der Dreharbeiten im KURIER-Gespräch.
"Und es geht ja um Sterbehilfe, um Altersthemen wie auch Altersarmut, Einsamkeit im Alter, aber es ist uns eben der Humor sehr wichtig dabei. Und natürlich handelt der Film in erster Linie auch um eine späte Frauenfreundschaft", erzählt Regisseurin Sabine Hiebler.
Die beiden wunderbaren Schauspielerinnen Christine Ostermayer (86) und Margarethe Tiesel (64) schlüpfen da in die Rollen der akribischen Helene und der impulsiven Toni und geben mit viel Charme und Können diese ungleichen Reisegefährtinnen.
Bilder von den Dreharbeiten:
Filme, in denen das Alter und Älterwerden thematisiert werden, sind ja nach wie vor eher Mangelware. Und auch für ältere Schauspielerinnen sind die Rollen eher rar gesät.
"Es kommt auf das Land an. In Frankreich ist es kein Problem, in Italien ist es auch kein Problem. Es ist eines in Deutschland und in Österreich, aber ich finde, es hat sich schon sehr geändert. Es gab Zeiten, wo eine Frau mit 40 keine Rollen mehr bekommen hat", erzählt Christine Ostermayer, die bereits als 7-Jährige ihre ersten Bühnenerfahrungen gesammelt hat.
"Wenn du alt wirst, hast du wenig Rollen. Wenn du ganz alt bist, dann wird’s vielleicht wieder ein bissl besser. Wennst nimmer schön bist, bist aber eigentlich weg vom Fenster. So viel geändert hat sich da leider auch nicht. In fast allen Filmen und Serien sind alle jung", so Margarethe Tiesel.
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Am Set verstehen sich die beiden Darstellerinnen gut, schätzen einander sehr, wie man auch im Gespräch mit ihnen gleich merkt. "Margarethe ist eine wunderbare Schauspielerin. Da hab’ ich Glück, dass wir zusammenspielen dürfen", streut Ostermayer ihrer Kollegin Rosen.
Glück und Fröhlichkeit
Überhaupt sei Glück ganz wichtig, sozusagen auch etwas, worauf es im Leben ankommt. "Gerade in unserem Beruf ist das so. Oft sehe ich einen Schauspieler und denke mir, das ist ja ein wunderbarer Schauspieler. Wie kann es sein, dass man den nicht kennt? Glück!", so Ostermayer.
"Es gibt einfach viele, die nicht so viel Glück haben und ich finde es immer wichtig, dass man die auch zeigt, die ein härteres Leben haben. Als Schauspielerin hast du ja ein super Leben. Es ist auch nicht leicht, das wissen wir eh, aber es ist ein toller Beruf und viele Menschen haben nicht das Glück, einen Beruf zu haben, der ihnen Spaß macht", meint Tiesel dazu.
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Und dieser Beruf bereichert vor allem Ostermayers Leben sehr, wie sie erzählt, "und dass ich von klein auf mit Kultur zu tun hatte. Im jetzigen Zustand der Welt kann man nur scheitern. Ich verzweifle alle fünf Minuten, was sich in der Welt tut. Und niemand sagt Stop und Halt und es wird erlaubt", meint sie betrübt.
"Man muss schauen, dass man nicht in eine Depression reinfällt, aber das gelingt mir nicht. Einmal Nachrichten und schon bin ich wieder drin."
Fröhlichkeit ist übrigens die Essenz, die das Leben für Kollegin Margarethe Tiesel ausmacht, wie diese verrät.
Sterbehilfe
Zum Thema Sterbehilfe haben die beiden Damen eine geteilte Meinung, während Ostermayer klar dafür ist, "man muss die Freiheit haben, sein Leben zu beenden", ist sich Tiesel da noch eher unsicher: "Ich weiß es nicht. Ich bin noch immer am Überlegen. Ich möchte keine Ärztin oder ein Arzt sein, der das macht, sag’ ich ganz ehrlich."
Jedenfalls soll der Film "Achtzig Plus" voraussichtlich 2024 in die heimischen Kinos kommen, gedreht wurde in Wien, Niederösterreich, Tirol, Bayern und der Schweiz.
"Wenn wir mit unserem Film dazu beitragen können, dass so was wie Alterskultur noch einen weiteren Schub bekommt, dann haben wir das Ziel erreicht", meint Regisseur Gerhard Ertl.