Ann-Kathrin Kramer & Harald Krassnitzer über die Liebe, ihr Ehegeheimnis und Romantik
Von Lisa Trompisch
Man kennt die beiden Schauspieler Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer aus zahlreichen TV- und Film-Projekten – die beiden können aber auch nur mit ihren Stimmen in den Bann ziehen.
Das beweisen sie jetzt mit dem Poesie-Album „Was ist Liebe“ des preisgekrönten Komponisten-Duos Schönherz & Fleer. Darauf sind 14 dichterische Werke aus zwei Jahrhunderten, untermalt mit wunderbarer Musik, zu finden. Und einige dieser Gedichte tragen eben Kramer und Krassnitzer vor.
Ein guter Grund mit dem Paar, welches seit 25 Jahren liiert und seit 15 Jahren verheiratet ist, über die Liebe zu sprechen.
„Liebe ist die größtmögliche Freiheit. Es ist etwas, das einen nicht nur frei, sondern angstbefreit macht und nicht mit Angst wohin schauen lässt, auch nicht auf eine Beziehung mit Angst hinschauen. Oh, was wird das jetzt? Ist das jetzt noch oder nicht? Sondern einfach frei, egal, was passiert. Das ist schon ein stärkendes Gefühl und eines, das dich die Dinge einfach anders sehen lässt. Vor allen Dingen ein ganz wesentlicher Punkt ist, dass man sich selbst verliert und den anderen mehr entdeckt. Das ist dann immer interessanter den anderen zu sehen als sich selber. Dort wird es dann wirklich sehr schön“, so Krassnitzer in der KURIER-TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.
Die ganze Sendung:
Ehegeheimnis
Da liegt auch nahe nach dem Geheimnis, wie eine Ehe auch nach vielen Jahren noch harmonisch funktionieren kann, zu fragen.
„Oft ist es ja sehr individuell und ich glaube, dass jeder sein eigenes Rezept findet. Aber bei uns war es mit Sicherheit erstens, dass wir nie versucht haben, den anderen in irgendeiner Form zu domestizieren oder zu schauen, dass der jetzt so wird, wie man ihn gerne hätte, sondern wir haben ihn so genommen, wie er ist. Deswegen haben wir uns auch verliebt und das war die Basis“, sagt Krassnitzer, der Kramer bei Dreharbeiten kennengelernt hat.
„Und dass man dann, wenn man zusammen ist, nicht sagt: So, und jetzt musst du aber schon so sein. Und das haben wir nie gemacht. Die zweite Geschichte ist, dass wir uns erlauben, wenn wir merken, dass sich etwas verändert, dass wir darüber reden, viel reden und schauen, wo ist der andere und was passiert da. Und das Dritte, und das ist der wesentlichste Punkt, dass wir jede Form von Folklore, ich sag jetzt mal diese alltäglichen Schmierereien weglassen. Wir sind sehr direkt und wenn man jemandem sagt, dass man ihn liebt, dann sagt man das so.“
An der Basis einig
Charakterlich wirken die beiden vielleicht auf den ersten Blick unterschiedlich, würden auch im ersten Impuls die Dinge unterschiedlich angehen, „aber wenn es dann an die Basis kommt, dann sind wir uns sehr ähnlich und betrachten die Welt und die Dinge, das, was uns wichtig ist, sehr, sehr ähnlich. Wir kommen aus unterschiedlichen Richtungen darauf zu, aber ich würde sagen, dass wir uns an der Basis sehr einig sind“, sagt Kramer.
Romantik, oder zumindest was man allgemein so darunter versteht, würde in ihrem Leben aber keine wesentliche Rolle spielen.
„Auch nicht als wir frisch zusammen waren. Ich weiß nicht genau, wie man Romantik definiert. Oft hat das ja auch damit zu tun, dass man ein bisschen besoffen ist von sich selbst, dass man sich gefunden hat und sich gut findet. Das ist auch was total Schönes. Aber diese Art von Romantik, wo man denkt: Ach, Schatz, lass uns doch mal den Sonnenuntergang angucken, ist das nicht herrlich? Das sind wir nicht. Diese Art von Romantik ist uns fern“, meint sie.
„Wir haben aber eine andere Form von Romantik. Es überkommt uns manchmal, im Sinne von Augenblicken, die wir wahrnehmen. Das kann an den unmöglichsten Stellen sein und dann plötzlich merkt man, wie nahe man dem anderen ist. Und das ist etwas, das so sprachlos geht. Dann begegnen sich plötzlich die Hände oder es gibt eine Umarmung, einen Kuss oder es ist ein tiefer Blick und wir wissen, um was es geht. Und wir haben da kein Instagram- oder TikTok-Klischee im Kopf, sondern es passiert plötzlich. Aber es hat nie etwas mit so vorgegebenen Bildern zu tun“, ergänzt Krassnitzer.
Lange überreden hat man die beiden nicht müssen, dass sie Teil des Poesie-Projekts „Was ist Liebe“ werden.
Vor allem Kramer freut es, dass sie Werke einer ihrer Lieblingsdichterinnen, nämlich Mascha Kaléko (1907-1975), vortragen durfte. „Das ist so reich, da ist jeder Satz so voll. Wenn man Maler wäre, könnte man aus jedem Satz ein Gemälde machen.“
Überhaupt würde Lyrik einen näher an Beziehungen bringen, ist sich Krassnitzer sicher. „Weil sie Bilder und Berührungen schafft und damit auch Beziehungen herstellt. Beziehungen zur Welt, Beziehungen zueinander. Man kann Dinge benennen, die wir sonst nicht benennen können.“
Entschleunigen
Poesie wäre auch ein gutes Mittel der Wahl, um „das Tempo zu ändern“, so Kramer. „Das Bedürfnis danach ist groß, denn die Welt ist turbulent, es ist sehr viel los da draußen“.
Um zu entschleunigen „buddeln“ die beiden auch gerne in der Erde. „Es ist einfach schön, in einem Garten zu sein. Wenn es das nicht ist, dann ist es eine Wanderung oder wenn es das auch nicht ist, dann sitzen wir irgendwo und fangen an zu reden und schauen, was passiert. Wahrnehmen. Handys aus und einfach schauen, was passiert“, so Krassnitzer, der seit 25 Jahren im Tatort als Moritz Eisner zu sehen ist. „Adele (Neuhauser) und mir macht es immer noch unglaublich viel Spaß.“
Mehr zum Tatort, dem Poesie-Projekt, warum die beiden, wenn sie miteinander drehen getrennte Hotelzimmer haben und wie Ann-Kathrin an der Brille ihres Mannes seine Laune erkennen kann, sehen Sie im Video oben.