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70 und kein bisschen leise: Das Ausnahmetalent Meryl Streep

"Sie verwandelt sich einfach", schwärmte Oscar-Preisträgerin Reese Witherspoon kürzlich über Meryl Streep. Es ist "der Traum meines Lebens" mit ihr drehen zu dürfen, begeisterte sich auch Laura Dern jüngst. Es sind nur einige Beispiele, die aber belegen: Hollywood liegt Meryl Streep zu Füßen.

Nur Donald Trump trampelt auf ihr herum und nannte sie eine der "überbewertetsten" Schauspielerinnen.

Leinwand-Legende Meryl Streep wird 70

Streep, die am Samstag (22. Juni) 70 Jahre alt wird, ist schon zu Lebzeiten eine Leinwand-Legende. Das liegt nicht nur an ihren 21 Oscar-Nominierungen, den drei bereits gewonnenen Oscars und den acht Golden-Globe-Trophäen. Skandalfrei und seit über 40 Jahren mit dem Bildhauer Don Gummer verheiratet, lebt sie in New York und im ländlichen Connecticut. Sie hat vier Kinder, ihre älteste Tochter Mamie (35) machte sie in diesem Frühjahr zur Großmutter. Wie kaum ein anderer Star schafft es Streep ihr Privatleben aus dem Schlagzeilen und unter Verschluss zu halten. Eine Anfrage, wie sie ihr Jubiläum begehen wollte, blieb unbeantwortet.

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Doch das steht fest: Mit 70 Jahren ist die Schauspielerin und Oma weit vom Ruhestand entfernt. Kurz vor dem runden Geburtstag kommt sie in der zweiten Staffel der HBO-Serie "Big Little Lies" an der Seite von Witherspoon, Dern und Nicole Kidman auf den Bildschirm. Sie spielt die Schwiegermutter von Kidmans Figur. Streep hat auch schon das Schwestern-Drama "Little Women" unter der Regie von Greta Gerwig ("Lady Bird") abgedreht, das noch in diesem Jahr in die Kinos kommen soll. Zudem hat sie an der Seite von Gary Oldman und Antonio Banderas eine Hauptrolle in der Netflix-Produktion "The Laundromat" um die Enthüllungen der sogenannten Panama Papers. Das Politdrama wird von Steven Soderbergh inszeniert.

Streep hat also durchaus Chancen, den vierfachen Oscar-Rekord von Katharine Hepburn als meist dekorierte Schauspielerin noch zu brechen. Bei den Nominierungen hat Streep mit 21 Nennungen schon lange die Nase vorn. Das ist in Hollywood der absolute Rekord, beinahe doppelt so erfolgreich wie Hepburn und Jack Nicholson mit je zwölf Nominierungen auf Rang zwei.

Drei Oscars hat Streep bisher gewonnen

Der starke Auftritt in der Rolle der Power-Frau Katharine Graham brachte Streep 2018 ihre 21. Oscar-Nominierung ein. In Steven Spielbergs Politfilm "Die Verlegerin" spielt sie die frühere Herausgeberin der "Washington Post". Drei Mal hat Streep den Oscar gewonnen: als Nebendarstellerin für "Kramer gegen Kramer" (1980), als Hauptdarstellerin für "Sophies Entscheidung" (1983) sowie als Margaret Thatcher in "Die Eiserne Lady" (2012).

Streep ist eine echte Verwandlungskünstlerin. Selbstzerstörerisch und mit Mut zur Hässlichkeit spielte sie die tablettensüchtige Matriarchin in dem Familiendrama "Im August in Osage County". Als gnadenlos unbegabte Opernsängerin schlug sie in "Florence Foster Jenkins" völlig schräge Töne an. Dass sie tatsächlich mitreißend singen kann, demonstrierte Streep in der Musicalverfilmung "Mamma Mia!" mit Abba-Klassikern. Die Schauspielerin ist auch für ihren Perfektionismus und ihr Geschick mit Akzenten und Dialekten berühmt. So lernte sie Polnisch, um die junge KZ-Überlebende in "Sophies Entscheidung" noch überzeugender spielen zu können.

Ihr Handwerk lernte Streep früh. Nach einem Drama-Studium am Vassar College, einer der Eliteschulen der USA, legte sie ihren Master of Fine Arts an der berühmten Yale Universität ab. Gleich ihre erste größere Rolle in dem Vietnam-Drama "Die durch die Hölle gehen" (1978) an der Seite von Robert De Niro holte eine Oscar-Nominierung. "Jenseits von Afrika" (1985), einer von Streeps und Robert Redfords größten Erfolgen, holte sieben Oscars. Als älteres Liebespaar in "Die Brücken am Fluss" brach sie mit Clint Eastwood einige Tabus.

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Obama verlieh ihr 2014 die Freiheitsmedaille

Bei allem Erfolg hat Streep Bodenständigkeit und kämpferische Offenheit bewahrt. 2014 verlieh ihr der damalige US-Präsident Barack Obama die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung der USA. 2017 gab sich die Feministin auf der Golden-Globe-Bühne mit einem leidenschaftlichen Plädoyer für Toleranz und Pressefreiheit ungewöhnlich kämpferisch. Kurz vor der Vereidigung von Trump als Präsident der USA übte sie beißende Kritik.

"Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle", warnte die bekennende Demokratin. Wer Gewalt und Respektlosigkeit vorlebe, stifte die Menschen nur zu noch mehr solchem Verhalten an. Fast sechs Minuten lang redete Streep ruhig und mahnend, einigen Gästen standen Tränen in den Augen. Trump ließ das nicht lange auf sich sitzen. Streep sei eine der "überbewertetsten" Schauspielerinnen, twitterte er los. Freunde machte er sich in Hollywood damit bestimmt nicht.