Sport/Wintersport

Ski-WM: ÖSV-Damen gehen in Abfahrt leer aus, Suter Weltmeisterin

Hätte Ramona Siebenhofer vor einem Monat jemand gesagt, dass sie in der WM-Abfahrt haarscharf an einer Medaille vorbeischrammen würde, sie hätte diese Platzierung ungeschaut akzeptiert. Denn bis vor Kurzem war noch nicht einmal klar, ob für die Steirerin überhaupt ein Platz im österreichischen Abfahrtsteam sein würde. „Vor ein paar Wochen hätte ich nicht geglaubt, dass ich hier fahren darf“, gesteht Siebenhofer.

Das war für die 29-Jährige nach dem fünften Platz in der WM-Abfahrt aber kein Trost. Zumal sich Siebenhofer am Fuße der Tofana unweigerlich an die WM 2019 in Åre erinnert fühlte. Damals hatte sie in der Abfahrt um 15 und in der Kombi als Vierte gar nur um vier Hundertstelsekunden eine Medaille verpasst. In Cortina fehlten ihr nun 13 Hundertstel auf die drittplatzierte Lara Gut-Behrami.

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Selbstkritik

„Ich habe immer gesagt, dass ich bei einer WM nie mehr Vierte werden möchte. Jetzt bin ich Fünfte, aber das ist auch nicht viel besser“, erklärte die Steirerin. „Überhaupt wenn man weiß, dass man es schon in der Hand hatte.“

Tatsächlich lag für Ramona Siebenhofer diesmal die ersehnte Medaille wenn schon nicht auf dem Silbertablett, so doch zumindest in Griffweite. Im obersten Abschnitt der Tofana befand sich die Österreicherin auf Medaillenkurs, ehe ihr in der Curva Grande ein großer Patzer unterlief. „Es war wirklich drinnen, aber ich habe es vergeigt“, ärgerte sie sich im Ziel.

Die WM und Siebenhofer - das ist bislang keine Liebesgeschichte. „Aber wenn ich jetzt sage, die WM mag mich nicht, dann bräuchte ich an gar keiner mehr teilnehmen. Es will offenbar einfach nicht sein. Das ist schade, weil ich wirklich bereit gewesen wäre. So ein gutes Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr.“

Vorschlaghammer

Wie Ramona Siebenhofer erging es allen Österreicherinnen in dieser WM-Abfahrt, deren Teilnehmerfeld nicht unbedingt WM-würdig war. Denn gerade einmal 31 Läuferinnen standen in Cortina am Start, neben Österreich schöpften nur die Schweiz und Gastgeber Italien das volle Starterkontingent (4) aus.

Und gerade die vier Österreicherinnen hatten sich nach den starken Trainingsleistungen Medaillenchancen ausgerechnet. „Aber jede Hoffnung, die aufkeimt, wird dann gleich wieder mit dem Vorschlaghammer zunichtegemacht“, sagte ein sichtlich frustrierter Damen-Cheftrainer Christian Mitter.

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Tamara Tippler („ich bin enttäuscht, aber nicht zu Tode betrübt“) und WM-Debütantin Mirjam Puchner („ich habe mir vorgenommen, wegen des Skifahrens nicht mehr zu weinen“) nahmen ihre Plätze sieben und elf gelassener und verwiesen auch auf den Gegenwind, der ihnen im obersten Teil den möglichen Spitzenplatz verblasen hatte. Coach Mitter wollte das so nicht gelten lassen. „Es ist schwach, sich auf den Wind hinauszureden.“

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Erstes Abfahrtsgold seit 32 Jahren

Als die Schweiz zum letzten Mal die Abfahrtsweltmeisterin stellte, da war Corinne Suter noch nicht auf der Welt und nicht absehbar, dass die stolze Skination dermaßen lange auf ein WM-Gold in der Königsdisziplin warten müsste.

Ende der 1980er-Jahre dominierten die Schweizerinnen den Skisport nach Belieben und holten durch Michela Figini (1985) und Maria Walliser (1987, 1989) drei Mal in Folge das begehrte WM-Abfahrtsgold.

Danach mussten die eidgenössischen Skidamen 32 Jahre warten, ehe die lange Durststrecke nun in Cortina dank Corinne Suter ein Ende nahm. Und dabei stellte die 26-Jährige einmal mehr unter Beweis, dass sie gerade bei Großereignissen ihre besten Leistungen abzurufen vermag. Bereits bei der WM 2019 in Åre war Suter in beiden Speeddisziplinen in die Top drei gerast, in Cortina toppte sie die Leistung noch und hat sich dank Gold in der Abfahrt und Silber im Super-G den Titel Speedkönigin verdient. „Das ist der schönste Tag in meiner Karriere“, jubelte die 26-Jährige, die nicht die einzige Schweizerin auf dem Siegespodest war: Super-G-Weltmeisterin Lara Gut-Behrami durfte sich über die Bronzemedaille freuen.

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Pechvogel Ledecka

Dazwischen lag mit Kira Weidle eine Überraschungsläuferin, die mit dem zweiten Platz dafür verantwortlich ist, dass Deutschland nach drei Bewerben mehr Medaillen geholt hat als der Österreichische Skiverband.

Gäbe es auch eine Medaille für den größten Blechvogel dieser WM, dann wäre sie Ester Ledecka sicher: Wie schon im Super-G wurde die Tschechin auch in der Abfahrt Vierte.

1.

Corinne Suter (SUI)

1:34,27

(Schnitt 101,58 km/h)

 

2.

Kira Weidle (GER)

1:34,47

+0,20

5,42

3.

Lara Gut-Behrami (SUI)

1:34,64

+0,37

10,01

4.

Ester Ledecka (CZE)

1:34,71

+0,44

11,89

5.

Michelle Gisin (SUI)

1:34,77

+0,50

13,51

.

Ramona Siebenhofer (AUT)

1:34,77

+0,50

13,51

7.

Tamara Tippler (AUT)

1:34,81

+0,54

14,58

8.

Elena Curtoni (ITA)

1:35,10

+0,83

22,34

9.

Breezy Johnson (USA)

1:35,17

+0,90

24,21

10.

Ragnhild Mowinckel (NOR)

1:35,26

+0,99

26,61

11.

Mirjam Puchner (AUT)

1:35,29

+1,02

27,40

12.

Laura Pirovano (ITA)

1:35,44

+1,17

31,38

13.

Marie-Michele Gagnon (CAN)

1:35,49

+1,22

32,71

14.

Ilka Stuhec (SLO)

1:35,57

+1,30

34,82

15.

Nadia Delago (ITA)

1:35,69

+1,42

37,99

16.

Kajsa Vickhoff Lie (NOR)

1:35,70

+1,43

38,25

17.

Francesca Marsaglia (ITA)

1:35,81

+1,54

41,15

18.

Jasmina Suter (SUI)

1:36,00

+1,73

46,13

19.

Christine Scheyer (AUT)

1:36,26

+1,99

52,92

20.

Laura Gauche (FRA)

1:36,41

+2,14

56,82

21.

Isabella Wright (USA)

1:36,47

+2,20

58,38

22.

Marusa Ferk (SLO)

1:36,53

+2,26

59,94

23.

Tiffany Gauthier (FRA)

1:36,61

+2,34

62,01

24.

Jacqueline Wiles (USA)

1:37,01

+2,74

72,31

25.

Elvedina Muzaferija (BIH)

1:37,13

+2,86

75,38

26.

Laurenne Ross (USA)

1:37,30

+3,03

79,72

27.

Julia Pleschkowa (RUS)

1:37,53

+3,26

85,57

28.

Greta Small (AUS)

1:37,68

+3,41

89,37

29.

Lin Ivarsson (SWE)

1:37,70

+3,43

89,88

30.

Monica Ania Caill (ROU)

1:39,04

+4,77

123,30

Ausgeschieden: Nevena Ignjatovic (SRB)