Sport/Wintersport

Schröcksnadels langer Schatten: Warum es mit Walchhofer weiter spießt

Mehr als drei Jahrzehnte lang galt beim Österreichischen Skiverband das Credo: Sein Wille geschehe. Langzeitpräsident Peter Schröcksnadel hatte das uneingeschränkte Sagen und bestimmte, wo’s und wie’s beim ÖSV lang geht. Und so verwundert es nicht, dass der Tiroler auch in den letzten Wochen seiner langen Amtszeit noch munter die Fäden zieht und bei seiner Nachfolge ein Wörtchen mitreden will. Auch wenn er öffentlich stets beteuert, dass dies Sache der Landespräsidenten sei.

Wenn alles so gekommen wäre, wie es sich Peter Schröcksnadel ausgemalt hatte, dann würde am 19. Juni die frühere Rennläuferin Renate Götschl sein großes Erbe antreten. Doch diesmal scheint sich der präsidiale Wille nicht wie üblich durchzusetzen, diesmal mucken die Landespräsidenten, die in der Vergangenheit teils wenig zu melden hatten, auf.

Offene Fragen

Schröcksnadels Wunschkandidatin Renate Götschl findet wenig Gefallen und keine Mehrheit, das wurde in den Sitzungen der Landespräsidenten augenscheinlich. Auf Michael Walchhofer, den amtierenden ÖSV-Vizepräsidenten, der schon vor Monaten seine Ambitionen klargemacht hatte, könnten sich hingegen alle verständigen.

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Und trotzdem spießt es sich noch mit dem Kompromiss-Kandidaten Walchhofer. Denn es geht nicht nur um das Präsidenten-Amt beim ÖSV, sondern auch um die wichtigen Funktionen in den vielen Tochter-Gesellschaften, über die der Skiverband alle Veranstaltungen abwickelt. Aktuell fungieren Noch-Präsident Peter Schröcksnadel und ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer als Geschäftsführer. Wer nach Schröcksnadels Ausscheiden folgt, ist unklar.

Laut KURIER-Informationen gibt es seitens der Schröcksnadel-Fraktion innerhalb des ÖSV Widerstände, dass ein künftiger Präsident Michael Walchhofer auch all diese Geschäftsführer-Ämter bekleidet. Das sorgt wiederum im Walchhofer-Lager für Irritationen und Ärger. Denn ein ÖSV-Boss, der in den wichtigen Tochtergesellschaften nichts zu melden hat, wäre ein Präsident mit stark eingeschränkter Macht. Das kann nicht im Sinne von Michael Walchhofer sein, der eigentlich antritt, um den Skiverband in eine neue Ära zu führen und zu modernisieren.

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Langer Schatten

Einen Skiverband, in dem heute alle Schlüsselpositionen von Schröcksnadel-Vertrauten besetzt sind. „Ich habe den Verband so aufgebaut, dass es weiterläuft, wenn ich von heute auf morgen nicht da bin“, sagt Schröcksnadel.

Sein Nachfolger wird, ob er nun will oder nicht, weiterhin mit Peter Schröcksnadel zu tun haben. Der Tiroler ist noch Mitglied im ÖOC-Vorstand. Und im Sommer soll er zum Vizepräsidenten der FIS gewählt werden.