Sport/Wintersport

Parathlet Markus Salcher: "Mit Matthias Mayer verbindet mich einiges"

"Im Namen aller Athletinnen und Athleten verspreche ich, dass wir an den Paralympics teilnehmen und dabei alle gültigen Regeln respektieren und befolgen und uns einem Sport ohne Doping und ohne Drogen verpflichten, im wahren Geiste der Sportlichkeit, für den Ruhm des Sports und die Ehre unseres Teams."

Der paralympische Eid, vorgetragen von Markus Salcher, hallte im hell erleuchteten prunkvollen Saal der Hofburg nach.

"Normalerweise liegt mir das Reden, aber hier den Eid Wort für Wort wiederzugeben, war für mich auch eine neue Situation", sagte der zweifache Paralympics-Goldmedaillengewinner. Neu war auch die Umgebung. Erstmals in der Geschichte des österreichischen Paralympischen Komitees fand die offizielle Verabschiedung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen wie bei den Olympioniken in der Hofburg statt.

"Das war ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung. Eines ist schon klar: Der Para-Sport hat sich extrem weiterentwickelt. Heute kann man getrost von Leistungssport sprechen", sagte der Skirennfahrer, der seine übliche Lockerheit an diesem Tag in seinem Auto vor der Residenz ließ: "Ich war aufgeregter, als ich dachte!" Erlebnisse wie diese und seine bereits vierten Paralympischen Spiele in Peking (4. bis 13. März) "werden niemals zur Routine, auch wenn ich vieles aus der Vergangenheit mitnehmen konnte und mich weiterentwickelt habe".

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Der Alpin-Routinier

Mit 22 Jahren gewann der Kärntner erstmals zwei Goldmedaillen und eine Bronzene bei den Paralympics in Sotschi. 2018 folgten zwei Bronzemedaillen in Pyeongchang. ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat sprach nicht vom Para-Athleten, sondern einem "Parade-Athleten".

Das Jahr 2022 begann für ihn mit zwei Goldmedaillen bei der Para-Skiweltmeisterschaft in Norwegen. "Ich ließ über die Zeitungen ausrichten, was ich mir für meine Ankunft zum Essen wünsche und hab’ dann drei Tage lang genau das bekommen", sagt Salcher glücklich. Seine Erwartungen sind hoch: "Eine Medaille ist natürlich das Ziel, egal in welcher Farbe."

Wie das geht, zeigte sein Vorbild Matthias Mayer, der von den Olympischen Spielen mit zwei Medaillen nach Kärnten zurückflog.

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In Mayer-Manier

"Mit ihm verbindet mich einiges. Bei meinem ersten paralympischen Sieg in der Abfahrt 2014 hab’ ich gleich viel Vorsprung gehabt wie er. Sechs Hundertstelsekunden war er damals vorm Innerhofer, und ich war drei Wochen später auf derselben Strecke ebenfalls sechs Hundertstel vorne. Das haben die Medien gut aufgegriffen, und das verbindet uns noch heute."

Die Spiele verfolgte Salcher besonders "wegen der Streckenführung. Wir werden auf der gleichen Piste fahren und hatten ja noch nie das Vergnügen dort. Ich bin schon gespannt, wie der Schnee, der Kurs und das Wetter werden."

Neben den alpinen Disziplinen schaltete Salcher den Fernseher auch für Short Track, Ski- und Boardercross ein sowie für Biathlon. "Da hab’ ich mit der Lisa Hauser mitgelitten. Der vierte Platz war wirklich sehr bitter."

Für die Paralympics rechnet er sich in der Abfahrt und im Super-G die meisten Chancen aus. Gerade die Speed-Disziplinen liegen ihm aufgrund seiner rechtsseitigen Lähmung besser. "Ich brauche einfach mehr Zeit, um den Ski richtig zu ziehen. Bei einem engeren Lauf tu’ ich mir schwer, da die Hauptbeeinträchtigung der Fuß ist. Wadenmuskulatur und Sprunggelenk sind komplett gelähmt."

Dies betrifft auch die rechte Hand, weshalb Salcher nur mit einem Skistock die Pisten hinunterbrettert: "Ich stehe trotzdem voll im Leben. Für die Alltagssachen wie Fingernägel schneiden, Schuhe binden oder Hemdknöpfe schließen hab’ ich eigene Techniken entwickelt," sagt der 30-Jährige und fügt mit einem Lachen hinzu: "Not macht erfinderisch!"

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Nadal und Feuerwehr

Dies lernte er unter anderem von Rafael Nadal. Bei den Überschwemmungen auf Mallorca stellte der Tennis-Star seine Räumlichkeiten der Bevölkerung zur Verfügung und half beim Trockenlegen der Häuser.

"Das hat mich inspiriert und auf die Idee gebracht, unserer Bevölkerung auch etwas zurückzugeben. Ich absolvierte eine Feuerwehr-Ausbildung und bin jetzt Mitglied bei der FF-Hauptwache in Klagenfurt."

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Erste China-Eindrücke

Für den spätberufenen Feuerwehrmann startete die Reise nach China am Freitag.

"Von Tür zu Tür dauerte die Anreise ungefähr 25 Stunden. Am Flughafen bekamen wir ein Staberl in die Nase und in den Rachen. Danach wurden wir direkt ins Hotelzimmer gebracht und mussten auf das PCR-Testergebnis warten", sagt Salcher. Nach dem negativen Resultat ging es zum Abendessen ins paralympische Dorf.

Welche kulinarischen Genüsse sich Markus Salcher diesmal für seine Heimkehr wünscht, wollte er noch nicht verraten, sicher ist nur: "Kärntner Kasnudeln dürfen nicht fehlen!"

Jetzt freut er sich aber erst einmal auf das Abfahrtsrennen am 5. März.

"Einen Tag darauf geht’s gleich weiter mit dem Super-G." Sein Erfolgsrezept für die Wettkämpfe: "Einen kühlen Kopf bewahren, nicht ablenken lassen, fokussiert sein und die Leistung auf den Punkt bringen. Ich weiß, dass ich mit dem Druck, der mir aufgebürdet wird, sehr gut umgehen kann."