ÖSV-Snowboardstar Hämmerle über Corona: "Man kann leicht durchdrehen"
Von Christoph Geiler
Der KURIER wird Alessandro Hämmerle während der Winterspiele begleiten und regelmäßig darüber berichten, wie es ihm in China ergeht und was er dort erlebt. Vor der Abreise nach Peking wartete auf den besten Snowboardcrosser der Gegenwart noch ein Weltcup in Cortina d' Ampezzo.
Würde sich Alessandro Hämmerle streng an das offizielle Playbook der Winterspiele halten, dann hätte er am Samstag beim Weltcup in Cortina erst gar nicht starten dürfen. Zwei Wochen vor der Anreise nach Peking sollte sich jeder in Selbstisolation begeben und den Kontakt zu Mitmenschen auf ein Minimum reduzieren, heißt es da im olympischen Verhaltenskodex.
Den Kontakt zu Mitmenschen reduzieren? Als Snowboardcrosser kann Alessandro Hämmerle über diese Vorgabe nur schmunzeln. Denn in kaum einem Sport kommen sich die Athleten so nahe wie beim spektakulären Vierkampf auf dem Hindernisparcours. „Es ist nur ein dünner Faden zwischen vernünftig leben und Paranoia“, sagt der 28-Jährige.
Ohne Umarmung
Natürlich geht auch der dreifache Gesamtweltcupsieger in allen Lebenslagen auf Nummer sicher. „Ich merke es an mir selbst, wie ich mein Verhalten verändert habe“, erzählt der Seriensieger aus dem Montafon. „Ich will mir ja nichts vorwerfen müssen.“
Deshalb ist auch auf der Piste die Maske stets griffbereit, deshalb schlief er beim Weltcup in Cortina, wo er am Samstag Zweiter wurde, im Einzelzimmer, deshalb saß er beim Abendessen allein am Tisch. Und deshalb überlegt er gerade auch, wie er sich in der nächsten Woche respektvoll, zugleich aber auch gefahrlos von seinen Eltern verabschieden kann, ehe es Richtung China geht. „Das wird dann wohl eher im Vorbeigehen passieren. Ohne Umarmung“, glaubt Alessandro Hämmerle.
Bei aller gebotenen Vorsicht hat der Snowboardcrosser zugleich aber auch für sich entschieden, dem Coronavirus und der Furcht vor einer Infektion nicht zu viel Aufmerksamkeit zu widmen. „Man kann wegen Corona auch leicht durchdrehen und sich narrisch machen lassen“, weiß Hämmerle.