ÖSV-Frauen vor Semmering-Rennen: "Die Anspannung ist groß"
Von Stefan Sigwarth
Zum zweiten Mal geben sich die besten Technikerinnen des Planeten am Semmering mit gleich drei Rennen die Ehre: Riesenslaloms am Dienstag und Mittwoch (jeweils 10 und 13 Uhr), dazu ein Nachtslalom am Donnerstag (15 und 18.30 Uhr), ORF1 überträgt alle Rennen live. Die Premiere wurde zum Solo für Mikaela Shiffrin, die im Dezember 2016 alle Rennen gewann. Und die Neuauflage?
Steht zumindest statistisch nicht im Zeichen der Österreicherinnen, die zuletzt einige Nackenschläge wegstecken mussten. 2012 gewann Anna Fenninger (heute Veith) den Riesenslalom am Hirschenkogel, Marlies Schild (heute Raich) war 2010 als letzte ÖSV-Fahrerin im Slalom erfolgreich.
Nach wie vor ist der Riesenslalom die Problemdisziplin: Katharina Liensberger wurde am 28. Dezember 2019 als Dritte in Lienz gefeiert, seither blieb das Podest den anderen vorbehalten.
Beste des ÖSV-Teams im letzten Rennen vor Weihnachten war Elisabeth Kappaurer als 14. – mit fast drei Sekunden Rückstand auf Siegerin Marta Bassino aus Italien. Für die leidgeprüfte Vorarlbergerin war Sestriere ein schöner persönlicher Erfolg, für die Ansprüche des ÖSV-Teams aber viel zu wenig.
Tausende Fans erwartet
Nun soll es also das Heimpublikum richten, Tausende Zuschauer werden an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark erwartet, einmal mehr wird die Semmering-Schnellstraße zum Parkplatz umgestaltet. „Zuletzt hatten wir Probleme, in Schwung zu kommen“, sagte Katharina Truppe am Montagnachmittag, „aber dass jetzt die Fans und die Familien dabei sind, das hilft schon.“
Vier Tage war die Kärntnerin vergangene Woche von einem grippalen Infekt ins Bett gezwungen, davor wurde gemeinsam mit Katharina Liensberger auf der Reiteralm trainiert, am Montag folgte noch eine Einheit auf unruhiger Piste im steirischen Obdach.
Als einen Problempunkt machte ÖSV-Rennsportleiter Thomas Trinker den Schwungansatz seiner Frauen aus, „da ist ein leichtes Anbremsen“, das sich aber recht rasch beheben lassen sollte. Ein anderer betrifft Slalom-Weltmeisterin Katharina Liensberger, die seit dem Frühjahr mit einem neuen Team unterwegs ist.
„Trainer, Konditionstrainer, Servicemann, Physio, das ist alles neu aufgestellt, und das braucht seine Zeit, um sich einzuspielen. Das macht es nicht einfacher, und diese Umstrukturierung lag nicht unbedingt in meinen Händen“, räumte die Vorarlbergerin ein. „Aber wir haben das gleiche Ziel.“
Große Anspannung
Einen gewissen Druck verspüre sie, gestand Liensberger, „die Anspannung ist groß im ganzen Team. Wichtig ist nur, dass man sich selbst nicht noch mehr Druck macht. Es ist immer noch Skifahren. Und ich freue mich nach der Reset-Pause zu Weihnachten, dass es jetzt weitergeht und ich den vollen Fokus wieder auf den Sport legen kann.“
War bei Katharina Liensberger zuletzt auch das Material ein Thema, so ist es bei Katharina Truppe eher ein technischer Makel. „Als ich mir das Video von Sestriere angeschaut habe, hab’ ich mich gefragt, was ich da eigentlich mache. Ich bin wie der erste Mensch runtergerodelt“, sagte die Kärntnerin und wiederholte noch einmal: „Runtergerodelt.“ Was nun kommen muss, ist für die Katharinas klar: „ein Schuss nach vorne“.