Höhenflüge trotz Corona: Wenn den ÖSV-Stars die Luft wegbleibt
Von Wolfgang Winheim
Wird Covid unterschätzt? Dazu neigen auch selbstbewusste Hobbysportler, wenn sie hören und lesen:
Vincent Kriechmayr gewinnt, kaum Quarantäne-befreit, am Lauberhorn die längste Abfahrt. Manuel Feller carvt beim Schladminger Nachtslalom aufs Podest, nachdem er am Morgen erst Starterlaubnis erhielt und ihn Tage zuvor noch „Kopfweh wie noch nie“ quälte.
Konträr zu solch Ski-Kuriositäten häufen sich im internationalen Fußball Meldungen über Geimpfte und Genesene mit Herzmuskelentzündungen. Allein bei Lazio Rom fielen etliche Mann aus. Die Diskrepanz ließe sich lakonisch damit erklären, dass es viel mehr Fußball- als Skiprofis gibt. Leistungsdiagnostiker Dritan Baholli, dessen Studenten das Thema auf der von der deutschen kardiologischen Koryphäe Jürgen Scharhag geleiteten Wiener Sportuni nicht erst seit Omikron beschäftigt, nennt auch sportmedizinische Gründe.
„Beim Slalomläufer dauert die Maximalbelastung eineinhalb Minuten. Fußballprofis, auch Handballer, befinden sich täglich bei intensiven 120 Minuten ständig in Atemnot. Die denken während des Trainings gar nicht an Kreislaufstörungen.“ Gerade solche aber löse das zuerst die Lunge und dann das Herz attackierende Virus bei voreiligem Comeback aus.
Unsereinem indes wird allein schon als TV-Zuschauer die Luft wegbleiben bei Olympiastartern, deren Einsatz nur wenige Sekunden dauert. Wie im Big-Air-Bewerb, wenn Anna Gasser oder Matej Svancer artistische Loopings drehen. Svancer, 17, hat noch nicht lang den österreichischen Pass, Tschechisch als Muttersprache und die Matura an der HB Saalfelden erst 2023 vor sich. Die sportliche Reifeprüfung legte er mit zwei Weltcupsiegen indes schon souverän ab.
Der Jüngste im 106-köpfigen ÖOC-Aufgebot gilt als die heißeste Aktie. Und als der – um’s im Jargon seiner Generation auszudrücken – Coolste überhaupt. Was in Anbetracht ständiger penibler chinesischer Covid-Kontrollen nur von Vorteil sein kann.