Der Hackl-Schorsch: "Ich will mit den Österreichern Gold gewinnen"
Von Christoph Geiler
Wer den Hackl-Schorsch mit seinem richtigen Namen anspricht, erntet fragende Blicke und begibt sich auf dünnes Eis. Kein Mensch käme auf die Idee, Georg zu ihm zu sagen.
Er war zwar auch schon einmal der Wokl-Schorsch, als er in einer Pfanne durch den Eiskanal raste und auch bei der Wok-WM mit allen Schlitten fuhr. Und auch der Name rasende Weißwurst war früher einmal in aller Munde, aber sonst kennt die ganze Welt den 55-Jährigen aus Berchtesgaden nur als Hackl-Schorsch.
Der berühmteste Kunstbahnrodler der Geschichte. Dreifacher Olympiasieger, zehnfacher Weltmeister, Gewinner von 33 Weltcuprennen, nach der aktiven Laufbahn Erfolgscoach und Trophäensammler – kein anderer hat den Sport geprägt wie er.
Großer Name
Wenn also jemand wie der Hackl-Schorsch plötzlich den deutschen Verband auf Eis legt, die Seiten wechselt, um beim großen Rivalen aus Österreich als Techniktrainer anzuheuern, dann kommt das einem kleinen Rodel-Erdbeben gleich. Als er den deutschen Rodlern seinen Abschied verkündete, „waren die Sportler schon betroffen“, erzählt die bayrische Legende bei der Präsentation in Innsbruck.
Für den prominenten Neuzugang lässt der österreichische Rodelverband extra Weißwürste und Weißbier auftischen, doch Georg Hackl fühlt sich in der Nähe der österreichischen Rodler ohnehin schon längst heimisch. Ihm imponiere der Zusammenhalt innerhalb des österreichischen Teams, meint er vielsagend. Denn es ist kein Geheimnis, dass in Deutschland zwischen den Rodlern aus Bayern und jenen aus dem Osten des Landes Eiszeit herrscht.
Großer Tüftler
In Österreich wird Hackl mit offenen Armen aufgenommen. Verbandschef Markus Prock, zur aktiven Zeit der größte Gegner des Bayern, arbeitet seit Jahren an diesem Königstransfer im Kunstbahnrodeln. Denn kaum einer hat so viel Ahnung beim Schlittenbau und bei der Materialentwicklung wie der leidenschaftliche Tüftler Hackl, der selbst bei seinen Teilnahmen an der Wok-WM seinerzeit alle technischen Kniffe ausreizte. „Mich hat dieses Thema immer schon fasziniert.“
Dank Hackl verfügen Österreichs Rodler, die in den vergangenen Jahren auf dem Materialsektor viel Pionierarbeit geleistet haben, nun über ein unbezahlbares Insiderwissen. Der 55-Jährige ist voller Tatendrang: „Wenn ich für Österreich arbeite, dann will ich mit den Österreichern die Goldmedaillen holen“, sagt der Hackl-Schorsch. „Ich will nicht nach den Rennen zu den Deutschen gehen und denen gratulieren.“