Sport/Wintersport

Das Rodel-Dreamteam: Geteilte Olympia-Freude ist doppelte Freude

Als Thomas Steu und Lorenz Koller den Auslauf der Olympiabahn entlang schlitterten, war ihnen nicht anzusehen, dass sie gerade die zehnte österreichische Medaille bei diesen Winterspielen gewonnen hatten. Steu, der Steuermann aus Vorarlberg, schüttelte den Kopf, auch sein Kollege Koller reagierte im ersten Moment nicht so, wie man es sich von frisch gebackenen Bronze-Medaillengewinnern erwartet hätte.

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Möglicherweise stand den beiden unmittelbar nach der Zieldurchfahrt aber auch nur noch immer der Schock ins Gesicht geschrieben. Denn auf dem Weg zur angepeilten, ja eigentlich sogar fix eingeplanten Medaille bewegte sich das österreichische Duo auf dünnem Eis.

Im zweiten Lauf kamen Thomas Steu/Lorenz Koller im untersten Streckenabschnitt von der Ideallinie ab und fabrizierten mit ihrem Schlitten einen ordentlichen Bandencheck. Nur der blitzschnellen Reaktion und dem richtigen Gegensteuern hatten sie es zu verdanken, dass sie nicht vom Schlitten purzelten und die sichere Medaille verspielten.

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Turbulente Zeiten

„Das war ein wilder Schreckmoment, Gott sei Dank ist es für uns noch gut ausgegangen“, sagte Lorenz Koller, der kein Geheimnis daraus machte, dass er vor dem Rennen wacklige Knie hatte. „Ich war schon nervös“, gestand der 27-jährige Untermann.

Da trifft es sich gut, dass sein Partner die Gelassenheit in Person ist. Thomas Steu erweckt nie den Eindruck, dass ihn irgendetwas so leicht aus der Bahn werfen könnte.

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Der Vorarlberger, der am Renntag seinen 28. Geburtstag feierte, hat zwei turbulente Jahre hinter sich: Im Jänner 2020 musste sein Unterschenkel nach einem Sturz mit zwei Metallplatten und 25 Schrauben fixiert werden. Im vergangenen Sommer zwang das Muskelpaket eine heftige Corona-Erkrankung in die Knie. Und schließlich zog er sich im November einen Fußwurzelbruch zu und wurde erneut zurückgeworfen.

„Ich bin emotional gerade irgendwo“, gestand Steu nach der Medaillenzeremonie. Seine Gedanken waren aber nicht bei seiner bewegten Vergangenheit, sondern bei einem seiner Mannschaftskollegen. Yannick Müller, der gemeinsam mit Armin Frauscher ebenfalls im Doppelsitzerrennen am Start stehen hätte sollen, liegt nach einer akuten Operation (offener Unterarmbruch) in einem chinesischen Spital. „Das tut uns allen so leid“, sagt Steu.

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Der heutige Mannschaftsbewerb ist daher auch Yannick Müller gewidmet. „Wir sind eine große Rodelfamilie, in der alle zusammenhelfen“, erklärt Koller, der in Tirol mit Müller in einer WG lebt.

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