Sport/Tennis

Fünfsatz-Krimi: Thiem zieht ins French-Open-Viertelfinale ein

Dominic Thiem hat am Sonntag mit weit mehr Mühe als erwartet zum fünften Mal en suite das Viertelfinale der French Open erreicht. Österreichs Tennis-Star und US-Open-Sieger eliminierte im großteils bei geschlossenem Dach absolvierten Achtelfinale Wawrinka-Bezwinger Hugo Gaston aus Frankreich (ATP-239.) erst nach 3:32 Stunden mit 6:4,6:4,5:7,3:6,6:3.

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Im Viertelfinale am Dienstag trifft Thiem nun auf seinen Tour-Freund Diego Schwartzman (ARG-12). Thiem ist erst der achte Spieler in der Profi-Ära, dem es gelungen ist, fünf Mal in Folge die Runde der letzten acht in Roland Garros zu erreichen. Wert ist dieser Viertelfinaleinzug 283.500 Euro brutto sowie 360 ATP-Zähler. Thiem und Rafael Nadal trennen nun nur noch je ein Sieg vor dem großen Halbfinalschlager.

Thiem und Gaston begannen ihr Spiel trotz trister Prognosen bei offenem Dach, nach fünf Games kam der Regen und die Spieler verschwanden wieder. So wurde das Dach geschlossen, nach einer halben Stunde weitergespielt.

Publikum feuerte Gaston an

Thiem holte dann die ersten beiden Sätze. Gaston blieb dran, das Publikum sorgte erstmals für hervorragende Stimmung, obwohl nur 1.000 Leute auf die gesamte Anlage dürfen. Aber wenn ein Landsmann spielt, können auch wenige Franzosen einen beachtlichen Wirbel erzeugen. Verrückt war das Ende des dritten Satz, Thiem wehrte einen Satzball mit der Netzkante ab, zwei Games später verwandelte Gaston seinen fünften Satzball.

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Der Franzose wurde immer wieder mit "Hugo"-Rufen nach vorne gepeitscht, verfügt zwar über keinen echten Winner-Schlag, spielte aber überaus clever, machte kaum Fehler und brachte Thiem, dem man die Strapazen der vergangenen Wochen anmerkte, immer wieder aus dem Konzept. Im fünften Satz blieb Thiem rechtzeitig cool, holte das entscheidende Break zum 5:3 und brachte schließlich auch noch seinen eigenen Aufschlag durch.

"Ich habe selten einen Spieler mit so viel Gefühl gesehen", lobt der US-Open-Champ seinen Gegner. "Es war sehr schwer, es waren praktisch zwei Spiele in einem, im fünften Satz hatte ich noch einmal Energie. Ich bin sehr glücklich."

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"Ich habe sicher keinen vollen Tank mehr"

Die Erleichterung war Thiem anzusehen, als er sich nach dem Fünf-Satz-Match in seiner Video-Pressekonferenz in Roland Garros den Medien stellte. „Ich habe mir während des ganzen Matches Sorgen um das Resultat gemacht. Plötzlich stand es 2:2 in Sätzen, alles hätte in diesem fünften Satz passieren können“, sagte Thiem. Der Fakt, dass er ein bisschen mehr Erfahrung als Hugo Gaston habe, habe ihm geholfen, das Match zu gewinnen.

Erneut lobte er die außergewöhnlich gute Hand seines Gegners. Der 20-jährige Franzose brach immer wieder erfolgreich den Schlagrhythmus seines prominenten Gegenübers. „Ich habe gerade gelesen, dass er 53 Stoppbälle gespielt hat und ich glaube nur drei oder vier sind ins Netz gegangen. Dass heißt, ich musste rund 50 volle Sprints zum Netz machen. Das war wirklich hart“, gestand Thiem.

Die gute Basis-Arbeit in der Steiermark mit Michael Reinprecht vor den US Open habe ihm zwar geholfen, aber die Strapazen des erfolgreichen US-Trips haben Spuren hinterlassen. „Ich bin jetzt sicher nicht so fit wie vor den US Open plus die ganzen Belastungen. Ich hab sicher keinen vollen Tank mehr.“ Allerdings freute Thiem, dass er nun auch so ein schwieriges Match wie gegen Gaston überstanden hat. „Jetzt gilt es bis Dienstag voll zu regenerieren. Ich hoffe, dass mir das gelingt.“

Magen-Probleme bei den Spielern

Zum Thema wurde Sonntagabend auch noch das Essen. „Vom Essen auf der Anlage bin ich dieses Jahr nicht so begeistert. Ich hab einige Magenprobleme gehabt die letzten Tage und hab dann mit dem Arzt und dem Physio geredet. Es haben sehr viele Spieler Magenprobleme gehabt. Entweder hat etwas mit dem Essen nicht gepasst oder es ist ein kleiner Virus umgegangen. Es war dann gestern wieder besser“, erzählte Thiem. Grundsätzlich sei es schwieriger als in den Vorjahren, hochqualitatives Essen zu ordern. Einer seiner zwei Stamm-Italiener kann ihm nicht liefern, ein zweiter habe ihm nun zweimal liefern können.

Bemerkenswert auch Thiems Aussagen in Bezug auf die Dichte im Welttennis vor und nach der Coronapause. Darauf angesprochen, dass eine Nummer 239 der Welt eine Nummer 3 der Welt derart fordern konnte, antwortete Thiem. „Die Dichte ist sehr hoch. Ich glaube, vor Corona war die Dichte richtig hoch, nachher ist es ein bisserl abgefallen, weil es war sicher auch eine gewisse Wettbewerbsverzerrung da“, sagte Thiem. Er sprach damit an, dass wegen der Coronakrise in manchen Ländern mehr, in manchen weniger trainiert werden konnte. „Es wird eine Zeit brauchen, bis sich das alles wieder einpendelt. Aber anscheinend hat der Gaston unglaublich trainiert in der Coronapause“, lobte Thiem nochmals Hugo Gaston.

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