Jubel-Fauxpas: Rad-Stars vergaßen auf Gold-Sensation Kiesenhofer
Anna Kiesenhofer hat im Straßenradrennen der Frauen bei den Olympischen Spielen für eine Sensation gesorgt. Die 30-Jährige gewann überraschend die Goldmedaille und schlug damit das hochfavorisierte Ausnahme-Team der Niederlande. Kiesenhofer siegte in dem anspruchsvollen Rennen nach 137 Kilometern mit 2700 zurückgelegten Höhenmetern im Alleingang vor der Niederländerin Annemiek Van Vleuten und der Italienerin Elisa Longo Borghini.
Die Mathematikerin Kiesenhofer düpierte mit dem frühen Angriff und dem Durchhalten bis ins Ziel, das im modernen Radsport seinesgleichen sucht, die von den Niederländerinnen angeführte Konkurrenz. Wie sich nach dem Rennen herausstellte, haben sich die Asse wie Rio-Olympiasiegerin Anna van der Breggen und Ex-Weltmeisterin Van Vleuten schlicht verrechnet.
Auf Kiesenhofer vergessen
Die Favoritinnen hatten schlicht und einfach auf die Außenseiterin aus Österreich vergessen. Während Kiesenhofer vorne allein Richtung Sensations-Gold fuhr, taktierten die Verfolgerinnen, weil sie glaubten, alle Ausreißerinnen bereits eingeholt zu haben. Dass die Österreicherin zu diesem Zeitpunkt weit voran lag, wurde offenbar auch von den Begleitfahrzeugen nicht kommuniziert.
Was dazu führte, dass die Zweitplatzierte Annemiek van Vleuten schließlich mehr als eine Minute nach Kiesenhofer über die Ziellinie fuhr, aber die Arme in die Höhe riss und jubelte. Für eine Silber-Medaille eine etwas ungewöhnliche Reaktion für die Top-Favoritin. "Ich dachte, ich hätte Gold", gestand Van Vleuten danach.
"Wir dachten, wir machen alles richtig. Wir haben die Polin und die Israelin eingeholt und dachten, wir würden um die Goldmedaille fahren. Ich denke nicht, dass wir sie (Kiesenhofer, Anm.) unterschätzt haben. Ich kenne sie nicht. Was kann man falsch einschätzen, wenn man jemanden nicht kennt", so Van Vleuten weiter.
Auch für Kiesenhofer war neu, dass sie vergessen worden war. "Umso besser", musste sie im Interview schmunzeln, als sie darauf angesprochen wurde: "Ich habe gemerkt, dass ich am stärksten in der Gruppe war, und wusste, ich habe den Anstieg vor der langen Abfahrt. Ich bin ziemlich gut bei Abfahrten, dann war es wie ein Zeitfahren bis ins Ziel."