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Formel 1: Schwarz statt Silber - bei Mercedes ist der Lack ab

"Back in Black" lautet das Motto des Formel-1-Rennstalls Mercedes für die Saison 2023. Wie 2020 und 2021 kommt das Rennauto in Schwarz daher, diesmal allerdings in erster Linie aus Performance-Gründen. Dass der Mannschaft dieses Jahr ein schnelles Comeback an der Spitze gelingt, ist nach problembehafteten Testfahrten zu bezweifeln. "Es ist eine Aufholjagd, also muss alles funktionieren", sagte Teamchef Toto Wolff, der in sein elftes Jahr als Anführer der Sternenflotte geht.

"Es fühlt sich jedenfalls nicht an wie zehn Jahre, es fühlt sich an wie gestern, als ich im Jänner 2013 zum ersten Mal die Büros betreten habe", erzählte der Wiener, der bei Mercedes die Nachfolge von Norbert Haug angetreten hatte. 2014 begann dann eine knappe Dekade der Vorherrschaft in der Formel 1 mit letztlich acht gewonnen Konstrukteurs-Weltmeisterschaften und sieben Titeln auf Fahrer-Seite. 2022 fiel das Team nach der Einführung neuer Design-Regeln jedoch auf Platz drei hinter Red Bull und Ferrari zurück, durch George Russell in Brasilien gelang nur ein Saisonsieg.

Die Überlegungen

Das klare Ziel war, in dieser Saison die Lücke wieder zu schließen. "Der W13 hat so viel Performance gehabt, die wir nie herausholen konnten. Daher haben wir versucht, all das Gute des W13 zu behalten, während wir uns um die Schwächen kümmern", umriss Wolff den Mindset bei der Entwicklung des Nachfolgemodells. "Unser Auto ist am Ende der Saison sehr gut gelaufen, aber bei manchen Kursen hatten wir noch immer das berühmte 'Bouncing', und das Auto hat den Fahrern nie genug Feedback gegeben, dass sie in der Lage gewesen wären, wirklich hart zu attackieren."

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Das soll sich nun ändern, wenngleich der Wintertest in Bahrain nicht allzu vielversprechend war. "Wir hatten einige Zuverlässigkeitsprobleme und haben am zweiten Tag mit der Fahrzeugabstimmung gekämpft", sagte der 51-Jährige. Einige Zehntelsekunden dürften im Moment bei gleichen Bedingungen auf Red Bull fehlen, sofern Mercedes keinen massiven Bluff orchestriert hat. Ein klares Bild vom Kräfteverhältnis könne es aber erst nach dem ersten Rennwochenende geben, betonte Wolff. "Dennoch sind wir zuversichtlich, dass wir ein Auto haben, mit dem wir arbeiten können, und dass wir in einer stärkeren Position sind als vor zwölf Monaten."

Schwierig ist die Lage vor allem für Star-Pilot Lewis Hamilton, der um einen neuen Vertrag ab 2024 verhandelt. Im Vorjahr blieb der Brite erstmals in seiner Karriere ohne Sieg. "Ich hoffe, dass 2023 ein starker Schritt vorwärts wird, damit er endlich in der Lage ist, konstant um Siege zu fahren und sich eventuell auch in die Position zu bringen, um den achten WM-Titel zu kämpfen", sagte Wolff. Sicher ist er sich jedenfalls, "dass wir in einigen Jahren zurückschauen werden und sagen, dass 2022 ein entscheidendes Jahr für das Team war".

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Die schwarze Farbe, die vor drei Jahren als Statement gegen Rassismus und Diskriminierung intendiert war, verkörpert nun "Back to the Roots". "Wenn man sich zurückerinnert, war die Geschichte der Silberpfeile die, dass das weiße Rennauto zu schwer war. Also haben sie begonnen, die weiße Farbe abzukratzen, bis man schlussendlich das blanke Aluminium sah, und so haben sie das Gewicht geschafft", erzählte Wolff. "In unserem Fall haben wir das Gleiche gemacht. Wir hatten im letzten Jahr Übergewicht und haben versucht herauszufinden, wo wir buchstäblich jedes Gramm herausquetschen können. Geschichte wiederholt sich, jetzt haben wir die Farbe abgekratzt und sind beim Carbon angelangt."