In Zeiten von Corona sorgt Heinz Prüller für Abwechslung
Eines der Erfolgsgeheimnisse des Sports ist seine Ungewissheit. Wer schießt ein Tor? Wer gewinnt? Wer schafft es nicht ins Ziel? Nichts scheint langweiliger als längst vergangene Sportübertragungen.
In Zeiten von Corona ändert sich offenbar auch das. In Ermangelung an Alternativen greifen immer mehr (Sport)-Fernsehsender ins eigene Archiv – und erzielen damit kaum für möglich gehaltene Einschaltquoten. Vergangenen Samstag erreichte die ARD mit dem EM-Viertelfinale Deutschland gegen Italien 2016 knapp zwei Millionen Seher. Sky legt am Samstag mit einer „hisTOOOrischen“ Konferenz nach. Angelehnt an den aktuellen Spielplan in Deutschland, bastelt der Bezahlsender aus alten Partien eine Konferenz.
Mit weniger Aufwand nähert sich der ORF dem Thema Wiederverwertung. Auf dem Spartenkanal Sport + sind ab sofort jeden Sonntag im Hauptabendprogramm Klassiker der Formel 1 zu sehen. Für die Auswahl startete Kommentator Ernst Hausleitner eine unbürokratische Abstimmung auf Twitter.
Der Beginn der vorerst auf zehn Teile konzipierten Strecke ist Ayrton Senna gewidmet, der am 21. März 60 Jahre alt geworden wäre. Den Auftakt macht am Sonntag (20.15 Uhr) der Große Preis von Australien 1991 (siehe Video oben), der weniger wegen Sennas Sieg in Erinnerung blieb, sondern wegen der Tatsache, dass es bis heute das kürzeste Rennen der Geschichte ist. Nach weniger als 25 Minuten wurde in Adelaide nach schweren Regen- und Zwischenfällen abgebrochen.
Und weil 25 Minuten noch keinen echten Grand Prix machen, gibt es am Sonntag um 22.30 Uhr einen Nachschlag: Das Chaos-Rennen im Donington Park 1993 gilt als eines der besten von Senna überhaupt. Die schnellste Runde erzielte der Brasilianer, indem er durch die Boxengasse fuhr und nicht zum Reifenwechsel anhielt. Dies war möglich, da es damals noch keine Geschwindigkeitsbegrenzung gab und die Boxengasse in Donington eine Abkürzung darstellte. Nostalgiker dürfen sich freuen, wie Heinz Prüller dies im Original-Kommentar bewertete.
Nachfolger Hausleitner ist dazwischen im Live-Einsatz. Er kommentiert den zweiten virtuellen Grand Prix der Formel 1 (21 Uhr). Hinter dem Simulatorsteuer sitzen fünf aktuelle Piloten, darunter Ferrari-Star Charles Leclerc.
E-Sports ist das zweite Phänomen der Corona-Krise. Gar noch einen Schritt weiter ging ein Boxveranstalter. Er ließ im Videospiel „Fight Night Champion“ Mike Tyson gegen Muhammad Ali antreten. Hunderttausende sahen online zu, wie Tyson den Jahrhundertkampf gewann. Dabei steuerte nicht mal mehr ein Mensch die beiden Spielfiguren, sondern ein mit Daten gefüttertes Programm.