WM-Finale der Superlative: Messi besteigt mit Argentinien Fußball-Thron
Ausgerechnet die so umstrittene Weltmeisterschaft in Katar endet mit einem Märchen, das viele Fußballromantiker genau so herbeigesehnt hatten: Lionel Messi ist Weltmeister.
Bei seinem letzten großen Turnier führte der 35-Jährige Argentinien zum dritten Titel und war dabei selbst maßgebend. Auch im Endspiel vor 90.000 Fans im Lusail-Stadion brachte der Superstar und sechsfache Weltfußballer sein Team in Führung und stellte einen weiteren Rekord auf: Als erster Spieler der WM-Geschichte traf Messi nicht nur in der Gruppenphase, sondern auch in jedem einzelnen K.o.-Spiel.
Und das nicht nur einmal in diesem Finale. Am Ende brauchte es nach 139 gespielten Minuten allerdings ein Elfmeterschießen, um den Weltmeister zu küren.
Taktischer Schachzug
Die Franzosen hatten trotz der Erkrankungen in den letzten Tagen auf ihre beste Elf vertrauen können. Argentiniens Teamchef Lionel Scaloni brachte Angel di Maria anstelle von Paredes, damit gelang ihm ein taktischer Schachzug: Durch ihre überraschende 4-3-3-Formation (zuletzt hatte man 4-4-2 gespielt) hatten die Argentinier im Mittelfeld-Zentrum gegen die im 4-4-2 verteidigenden Franzosen Überzahl.
Ein ums andere Mal war die erste Pressinglinie des Titelverteidigers mit Giroud und Griezmann leicht überspielt – aus dem Zentrum ging es schnell mit Diagonalbällen auf Di Maria, der über die linke Seite immer wieder ins Dribbling gehen konnte.
So kam es zur Führung: Di Maria ließ Dembélé stehen, der Franzose brachte den Routinier zu Fall und Messi traf eiskalt vom Punkt. 1:0 nach 23 Minuten.
Die Argentinier gewannen an Sicherheit. Als die Franzosen – bis dahin zumeist an den eigenen Strafraum zurückgedrängt – im Kollektiv aufgerückt waren, klingelte es wieder. Nach einem Fehlpass von Upamecano ging es blitzschnell. Über MacAllister, Messi und Álvarez landete der Ball wieder bei MacAllister, der den Überblick bewahrte und traumhaft auflegte für Di Maria, der nur noch einzuschieben brauchte (36.).
Frankreichs Teamchef Deschamps reagierte noch vor der Pause. Giroud und Dembélé machten Platz. Irgendwie musste man zurückfinden in diese Partie. Allein: Die Mittel dazu fand man auch nach der Pause lange nicht. Selbst nach Härteeinlagen von Rabiot und Mbappé bewahrten die oft heißblütigen Argentinier kühlen Kopf.
Frankreich aus dem Nichts
Dass der zweite Superstar auf dem Platz erst in Minute 71 zum ersten Mal aufs Tor Schoss war bezeichnend – allerdings nur für den bisherigen Spielverlauf. Der Versuch von Kylian Mbappé ging übers Tor. Doch es sollte einer zum Aufwärmen sein. Sein zweiter Schuss war drin. Nach 80 Minuten erhielten die Franzosen den ersten Elfmeter in dieser WM zugesprochen, nachdem Otamendi Kolo Muani gefoult hatte. Tormann Martinez war beim Strafstoß von Mbappé mit der Hand dran, hielt aber nicht. Wie schnell es im Fußball oft gehen kann, wurde in diesen Minuten augenscheinlich: Coman, der nach 70 Minuten ins Spiel kam und frischen Wind brachte, nahm Messi den Ball ab, nach einem Doppelpass mit Thuram traf Mbappé zum 2:2 (81.).
Argentinien wackelte nun, fiel aber nicht. Zum fünften Mal ging es bei dieser Weltmeisterschaft in eine Verlängerung. Und zum fünften Mal ging es auch ins Elfmeterschießen, obwohl es nicht danach ausgesehen hatte. Messi drückte den Ball mit seinem schwächeren rechten Fuß über die Linie, nachdem Frankreichs Tormann Hugo Lloris einen Schuss von Lautaro Martinez noch parieren konnte – 3:2 nach 109 Minuten. Nach einem Handspiel von Montiel erhielten die Franzosen noch einen Elfmeter zugesprochen, Mbappé traf erneut (118.) und verwandelte auch als erster seinen Versuch im Elfmeterschießen. Allerdings: Bei Coman und Tchouaméni versagten die Nerven.
Lionel Messi traf erneut eiskalt und kletterte auf den ganz großen Fußballthron.
Freudige Ankündigung
Nach dem Spiel erklärte er argentinischen Medien, dass es nicht sein letztes Spiel für Argentinien gewesen sei: "Ich möchte noch ein paar Spiele als Weltmeister erleben. Ich liebe den Fußball, was ich tue. Ich genieße es, in der Nationalmannschaft zu sein."
ARGENTINIEN – FRANKREICH 4:2 im Elferschießen (3:3 n.V., 2:2, 2:0)
Tore: 1:0 (23., Elfmeter) Messi, 2:0 (36.) Di Maria, 2:1 (80., Elfmeter) Mbappé, 2:2 (81.) Mbappé, 3:2 (108.) Messi, 3:3 (118., Elfmeter) Mbappé.
Gelbe Karten: Fernández, Acuna, Paredes, Montiel bzw. Rabiot, Thuram, Giroud (auf Bank).
Argentinien: E. Martinez - Molina (91. Montiel), Romero, Otamendi, Tagliafico (121. Dybala) - De Paul (102. Paredes), Fernández, Mac Allister (116. Pezzella) - Messi, Alvarez (103. La. Martínez), Di Maria (64. Acuna).
Frankreich: Lloris - Koundé (121. Disasi), Varane (113. Konaté), Upamecano, T. Hernández (71. Camavinga) - Tchouaméni, Rabiot (96. Fofana) - Dembélé (41. Kolo Muani), Griezmann (71. Coman), Mbappé - Giroud (41. Thuram).