Sport/Fußball

Sturm auf Rapid? Millionär Schmid überlegt seine Kandidatur

Der Wahlkampf um die Nachfolge von Rapid-Präsident Michael Krammer geht in die entscheidende Phase. Das ist auch daran zu bemerken, dass ein Interessent, der noch gar nicht offiziell seine Kandidatur bekannt gegeben hat, einen Vollprofi für seine Medienarbeit engagiert.

Es geht um Roland Schmid, der aktuell mit routinierter Begleitung mehrere Redaktionen besucht, darunter auch den KURIER.

Roland Schmid ist mit seinem florierenden Unternehmen Immounited einer der größeren Sponsoren bei Rapid und hat in seiner Stadion-Loge originalgetreu die Planter’s Bar nachbauen lassen, um bei feinen Cocktails das Netzwerken auf ein neues Niveau zu heben. Der Selfmade-Millionär organisiert für wichtige Kunden auch einmal einen Privat-Jet oder einen Ausflug auf der gecharterten Yacht nach Mallorca.

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Der 43-Jährige sponsert auffallend viel im österreichischen Sport, das meiste Geld fließt in Rapid. Das muss für ein Unternehmen, das mit der raschen Bereitstellung von Daten aller Immobilientransaktionen Gewinn macht, wirtschaftlich nicht unbedingt sinnvoll sein. Schmid ist aber auch Fan, früher auf der Nordtribüne des Hanappi-Stadions beheimatet. Und als Fan ist der Wiener, der nach Klosterneuburg gezogen ist, massiv unzufrieden.

Bruch mit Bruckner

Ursprünglich war Roland Schmid als Teil des "Team Bruckner" im Gespräch. Wie vom KURIER berichtet, hat sich das Präsidiumsmitglied Martin Bruckner bereit erklärt, unterstützt von Vizepräsident Nikolaus Rosenauer im November die Nachfolge von Krammer anzutreten.

Bei den Detailgesprächen sind aber Differenzen aufgetaucht. Schmid will den kompletten Umbruch, Bruckner lediglich zarte Veränderungen. Die vom Klub geplante Rückkehr von Zoran Barisic dürfte zum Bruch geführt haben.

Schmid will sich nicht in Zitat-Form festlegen – weil ja die Kandidatur nur erwogen wird – aber seine Gedanken lassen darauf schließen, dass mit ihm nicht nur das Präsidium neu bestellt werden würde. Neben den Geschäftsführern würden wohl auch andere wichtige Mitarbeiter ausgetauscht werden. Lediglich Trainer Didi Kühbauer darf davon ausgehen, seinen Job zu behalten.

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Sollte der extrem ehrgeizige Aufsteiger-Typ antreten und gewählt werden, gilt als Mindestziel für die kommende Saison Platz vier. Zu hören ist von Partnervereinen, mehr Leihspielern und einem durchgängigen Spielsystem.

Legenden im Boot

Selbst will er als anpackender Klubchef zwei Tage pro Woche für Rapid reservieren. Betont wird die Wichtigkeit der Fans samt organisierter Szene und jener der grün-weißen Legenden für die Zukunft von Rapid.

Eine Legende ist Schmid besonders eng verbunden:  Michael Konsel hat in seiner Krone-Kolumne bereits eine Wahlempfehlung für Schmid abgegeben. Der frühere Tormann würde unter der neuen Führung eine Schlüsselrolle einnehmen.

Die beiden verbindet der FC Klosterneuburg: Schmid ist Hauptsponsor, Konsel Ehrenpräsident. Auf der Homepage von Immounited wird der Vorletzte der Gebietsliga Nord/Nordwest (6. Spielklasse) als "der größte Fußballclub in Niederösterreich" angepriesen.

Auch sonst gibt es bei der gerade erst entstehenden Wahl-Kampagne Ungenauigkeiten. Auf der Firmen-Homepage wurde beim Hinweis auf das Sponsoring in Hütteldorf ein falsches Gründungsjahr des SK Rapid angegeben. Als Schmid vom KURIER darauf angesprochen wird, erschrickt er – und zeigt, wie flink er ist: Am Ende des Gesprächs ist der Eintrag bereits auf 1899 ausgebessert.

Absage an Investor

Eindeutig antwortet Schmid auf die im Rapid-Umfeld kursierende Einschätzung, er sei der "Tojner-Mann". Also der vorgeschobene Präsident, hinter dem der Investor und Milliardär Michael Tojner dann die Fäden ziehen würde. Ja, es gab Gespräche, aber nein – Tojner wäre sicher nicht im "Team Schmid".

Nicht dementieren kann der potenzielle Kandidat ein Zitat aus der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Trend:  In dem mit "Big Spender" getitelten Porträt steht "Ich habe kein Interesse, außer Geld zu verdienen". Bereits als Kind hatte er einen 1000-Schilling-Schein auf A3-Größe kopiert und über das Bett gehängt.

Dieser Kapitalisten-Satz würde bei einem Verein, der sich auf seine Wurzeln als Arbeiterverein beruft, im Wahlkampf garantiert noch eine große Rolle spielen. In Fan-Kreisen kursieren bereits erste Unfreundlichkeiten über den Lifestyle des Millionärs.

Und weil Schmid ursprünglich Martin Bruckner sein Wort gegeben hat, nicht gegen den auch von ihm so bezeichneten Favoriten anzutreten, überlegt der Aufsteiger noch, ob er sich das wirklich antun soll.

Nötig hätte es Roland Schmid nicht.