Rapid: Wer hat Angst vor Milliardär Michael Tojner?
Von Alexander Huber
Am Montagabend könnte sich entscheiden, wer Rapid-Präsident wird. Nicht direkt, aber die beim Mitgliedertreffen im Allianz Stadion zu bestimmenden Wahlmänner sind ein entscheidender Faktor auf dem Weg zur Nachfolge von Michael Krammer.
Die größten Chancen auf das Ehrenamt des Präsidenten ab November haben Martin Bruckner (der dem Präsidium angehört), Millionär Roland Schmid (der für Veränderung steht) und Milliardär Michael Tojner, der sich eine Kandidatur bislang offen gelassen hat, laut KURIER-Recherchen aber sehr interessiert ist. Gut möglich, dass Tojner abwartet, welche Wahlmänner ernannt werden.
Konkret wählen die Mitglieder heute drei Vertreter aus ihren Reihen, die ins sechsköpfige Wahlkomitee entsandt werden. Zwei weitere Stimmen bekommt das Kuratorium, eine das aktuelle Präsidium.
Kurzum: Eine Mehrheit für einen Präsidenten gegen die drei Mitgliedervertreter ist nicht möglich. Rapid ist also nicht nur auf dem Papier ein Mitgliederverein. Dementsprechend intensiv wurden die Fan-Vertreter und ihre Organisationen von allen möglichen Präsidenten oder ihren Unterstützern vorab umworben.
Kein Investment
Dass sich Schmid und Tojner als „die Neuen“ gegen das „alte System“ um Bruckner und Krammer zusammentun, hat Schmid gegenüber dem KURIER dezidiert ausgeschlossen.
Tojner hat seinen eigenen Kopf und seine eigenen Pläne. Genau diese Unberechenbarkeit macht vielen Fans Angst: „Verkauft uns der wie eine seiner Firmen, wenn Rapid genug Gewinn abwirft?“ Die mehrmalige Bitte um ein Interview zu dieser und anderen Fragen wurde abgelehnt. Sein Büro verlautet, dass Tojner aufgrund „des Erwerbs der VARTA Consumer Batteries sowie des bevorstehenden Börsengangs einer seiner Firmen (Aluflexpack)“ für längere Zeit keine Zeit hätte. Frühestens im September wäre eine Stellungnahme zu Rapid möglich.
Im Porträt
Wer ist also dieser Michael Tojner? Und: Wer hat Angst vorm Milliardär?
Der KURIER befragte Bekannte, Begleiter und Geschäftspartner des 53-jährigen Niederösterreichers. Alle berichten von einem ebenso erfolgreichen wie spannenden Mann – namentlich genannt werden will keiner.
Wenn der Sohn eines Installateurs und einer Lehrerin doch einmal Freizeit hat, reist er nach New York (wo er mehrere Häuser hat) oder verbringt sie zu Hause in Haag, an der Grenze zwischen Nieder- und Oberösterreich. Bei Rapid versucht er, zumindest die Heimspiele zu sehen.
Extrem reich
„Tojner ist so reich, dass ihn Rapid nicht des Geldes wegen interessiert. Er ist seit Jahrzehnten Rapidler und hat ein echtes Herz für Fußball“, meint ein Unternehmer, der ausschließt, dass Tojner versuchen würde, Rapid zum Investment zu machen. An den Kontakten, die sich durch Rapid eröffnen, mangelt es dem Vater von sechs Kindern (vier davon mit Ehefrau Renate) auch nicht. Als Sponsor (seit fünf Jahren) und Besitzer der schönsten Stadion-Loge hätte er ohnehin Zugang zu allen VIPs und politischen Rapid-Interessierten.
Einig sind alle Befragten bei der Charakterisierung des begeisterten (also täglich aktiven) Sportlers: „Tojner ist ein Spieler.“
Eine starke Persönlichkeit, die strategisch weit nach vorne denkt und dann ohne Rücksicht auf Verluste eigene Ziele verfolgt. Sich selbst nannte er einmal eine „Risikokapitallegende“.
Nicht immer geht das auf, in der Zeit mit „Venture Capital“ gab es auch Pleiten. Aber die Mitgründung von Bet-and-win (heute bwin) war viele Millionen wert und Gründer Manfred Bodner ist heute noch ein Freund. Ein anderer ist Gastronom Bernd Schlacher („Motto“), ein Geschäftspartner (etwa beim Dorotheum) ist Krone-Boss Christoph Dichand.
Dennoch gilt der stets ungeduldige Tojner nicht als Liebling des Establishments. Da er ohnehin keine Kompromisse mag, setzt er auch nicht so stark auf Netzwerke.
Es wirkt so, als würde der Investor vielleicht gerade deswegen unter Beschuss kommen. Das Land Burgenland mit Landeshauptmann Doskozil (ein früherer Du-Freund aus dem Rapid-Beirat) hat ihn angezeigt (Betrug bei Wohnbaugesellschaften?).
Auch für den umstrittenen „Heumarkt-Turm“ war die politische Unterstützung schon einmal größer.
Gerade weil Tojner auch in Graubereiche vorstößt und öfter in Rechtsstreitigkeiten verwickelt ist, regiert im Verein die Vorsicht: Ein Präsident, der (berechtigt oder nicht) in juristische Auseinandersetzungen verwickelt ist, könnte Rapid schaden, wird befürchtet.
Weniger Zeit
Einig sind alle Befragten, dass Tojner die „20-Stunden-Regel“ von Rudolf Edlinger nicht erfüllen könnte. Der Ehrenpräsident erklärte, dass ein Präsident 20 Stunden pro Woche für Rapid freihalten müsste. Krammer glaubte das nicht, gab ihm später aber Recht. „Tojner hätte niemals 20 Stunden für Rapid Zeit. Aber er würde sehr gute Statthalter aussuchen“, sagt ein Unternehmer.
Kandidat Herzog
Tojner würde auf jeden Fall mehrere Millionen in den Nachwuchs stecken. Als neuer Vorstand Wirtschaft war tipp3-Boss Philip Newald vorgesehen, sagte aber ab, wie Newald dem KURIER bestätigte.
Auch für den Sport soll ein neuer starker Mann kommen. Als Wunschkandidat wurde mehreren Fanvertretern Andreas Herzog präsentiert: Tojner will Israels Teamchef zurück nach Hütteldorf holen.